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Terror und Amoklauf – wie erkläre ich es meinem Kind?


Schlimmes nicht verschweigen
Terror und Amoklauf: Wie erkläre ich es meinem Kind?

Schreckensmeldungen über Anschläge und Kriege gehen an Heranwachsenden nicht spurlos vorbei. Experten stimmen überein, dass Eltern ihre Kinder nicht vor schlimmen Nachrichten bewahren können – und es auch nicht sollten. So erklären Sie das Geschehen kindgerecht.

Aktualisiert am 03.11.2020|Lesedauer: 4 Min.
Von afp, dpa, t-online, sah
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Die Bilder und Nachrichten der Weltereignisse halten viele Erwachsene in Atem: Terroranschläge, Flugzeugabstürze, Bürgerkriege, Naturkatastrophen – die Liste der Schreckensereignisse ist lang.

Wien: Rote Rosen und eine Kerze liegen in Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt.Vergrößern des Bildes
Wien: Rote Rosen und eine Kerze liegen in Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt. (Quelle: Matthias Schrader/AP/dpa)

Soll ich mein Kind von den Nachrichten fernhalten?

"Die Idee hat sich erledigt, die Kinder von den großen, fürchterlichen Weltereignissen fernzuhalten – die Bilder sind omnipräsent", sagte Medienpädagogin Maya Götz vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) nach den Terroranschlägen von Paris im November 2015.

Balance finden: Aufklärung ohne Angst

Im Unterricht ist der Umgang etwa mit Anschlägen meist eine Gratwanderung. Man darf keine Ängste wecken, sodass sich die Schüler nicht mehr aus dem Haus trauen, aber auch nicht zu Leichtsinn verführen nach dem Motto "Dir kann schon nichts passieren". Man kann dagegen vermitteln, dass es in der Welt nicht überall friedlich zugeht, dass es hasserfüllte, ideologisch verblendete und auch kranke Menschen gibt.

Ganz jungen Schülern sollte man das eher allgemein nahe bringen, wenn sie nicht ganz konkrete Fragen nach einem mutmaßlichen Terroranschlag stellen. Wichtig ist es hingegen, dass man Schüler reden lässt – auch über ihre Ängste. Man sollte deutlich machen, dass so etwas passieren kann, es aber wichtig ist, die Dinge weiterzumachen, die wir gerne tun.

Auch wenn jüngere Kinder noch nicht die volle Dimension solcher Meldungen verstehen, nehmen sie das Entsetzen und die Verunsicherung von Erwachsenen wahr. Sie schnappen womöglich Details auf, die sie nicht einordnen können, die aber in ihrer Fantasie weiterwirken. Deshalb meinen Experten, dass es besser ist, schreckliche Ereignisse kindgerecht zu erklären, statt sie herunterzuspielen.

Wie viel Wahrheit können Kinder vertragen?

Eltern müssen sich Zeit nehmen und mit den Kindern über die Zusammenhänge und Hintergründe sprechen. Deren größte Angst ist es oft, ob ihnen Ähnliches zustoßen kann. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder über ihre Gefühle und Ängste reden können.

Natürlich sollten Eltern ihren Kindern grausame Details ersparen und versuchen, ruhig und sachlich zu schildern, was geschehen ist. Beispielsweise kann man erzählen: "Jemand hat angefangen zu schießen. Die allermeisten Menschen konnten sich retten, einige leider nicht."

Womöglich wird ein Kind fragen, warum ein Mensch so etwas Schreckliches tut. Auch dann ist Ehrlichkeit die beste Antwort. Zum Beispiel, dass ein Amokläufer psychisch krank war. Oder das Terroristen Angst verbreiten wollen, um bestimmte Ziele durchzusetzen. Vielleicht lautet die Antwort auch schlichtweg: "Ich weiß nicht, was in diesem Menschen vorgegangen ist."

Ab wann kann mein Kind Nachrichten schauen?

Grundsätzlich hält die Medieninitiative Nachrichten für Erwachsene für Kinder unter zehn Jahren für ungeeignet. Sie sind noch nicht in der Lage, die Meldungen zu verstehen, einzuordnen und zu verarbeiten. Eltern sollten die Berichterstattung in jedem Fall zusammen mit ihren Kindern verfolgen und auf altersgerechte Formate achten. Vorsicht ist bei Kindergartenkindern geboten. Sie sind noch nicht in der Lage, große Ereignisse über ihren Lebensalltag hinaus zu erfassen.

Bilder – ob als Foto oder Video – wirken sehr intensiv. Vor allem auf Jüngere können Bilder von Verletzten, blutiger Kleidung oder verzweifelten Gesichtern eine verstörende Wirkung haben. Wer kleine Kinder hat, sollte daher zum Beispiel Zeitungen mit solchen Fotos nicht herumliegen lassen.

Wo gibt es kindgerechte Nachrichten?

Kindgerechte Erklärungen bieten Kindernachrichten wie

  • "logo"
  • "neuneinhalb"
  • kindernetz.de
  • Kinderradiokanal des WDR: kiraka.de

Soll man Kindern Gefahren verschweigen?

Eltern sollten ehrlich sein und einräumen, dass eine solche Gefahr auch in Deutschland grundsätzlich besteht. Sie sollten dabei aber immer betonen, dass diese Bedrohung "so gering ist, dass wir uns nicht alltäglich Sorgen machen müssen".

Wichtig ist, dem Kind zu erklären, dass solche Anschläge oder Angriffe relativ unwahrscheinlich sind – auch wenn es einem heutzutage anders vorkommt. Einen Aspekt sollten sich auch Erwachsene immer wieder klarmachen: Nachrichten berichten immer, wenn etwas Besonderes geschieht. Nachrichten zeigen also nicht, wie die Welt ist. Sie zeigen, was in der Welt an Außergewöhnlichem passiert.

Was tun, wenn das Kind nach Terror-Meldungen Angst hat?

Manche Kinder reagieren sehr sensibel auf solche Ereignisse. Dem Kind sollte dann deutlich gemacht werden, dass es Angst haben darf und diese mit der Familie oder Freunden teilen kann.

Wichtig ist es, dem Kind Handlungsmöglichkeiten zu geben: Sie können ihre Gefühle in Briefen, Bildern oder Geschichten ausdrücken, eine Kerze entzünden oder etwas Gutes tun. Kinder haben viele Ideen, vielleicht möchten sie Spielzeug oder Kleidung an Menschen verschenken, die sie nötig brauchen. Es geht darum, die Ohnmacht und Hilflosigkeit der Kinder aufzuheben.

Teenager tendieren dazu, die Ereignisse auf ihr eigenes Leben umzumünzen. Sie fühlen sich manchmal betrogen, weil sie spüren, dass jede Art von Sicherheit nur eine vorläufige ist, dass niemand sie garantieren kann. Eine Möglichkeit, ihre Gefühle zu verarbeiten, sind Solidaritätsbekundungen in sozialen Netzwerken.

Sollten Eltern ihre eigenen Ängste verbergen?

Eltern können dem Kind ruhig ihre eigenen Ängste mitteilen, sollten aber zugleich klar machen, dass sie diese im Griff haben und Angst auch wieder vergeht. Man darf Angst zugestehen, aber nicht den Alltag beherrschen lassen und zum Beispiel aus Angst vor einem Anschlag auf Kino- oder Restaurantbesuche verzichten – sonst hat man am Ende keine Lebenslust mehr.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa
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