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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Alleinerziehende auf Partnersuche im Internet "Mich gibt’s nur im Doppelpack"
In Deutschland gibt es rund 2,6 Millionen Alleinerziehende - Tendenz steigend. Viele dieser Mütter und Väter würden gerne eine neue Liebe finden. Doch die Partnersuche gestaltet sich im stressigen Alltag zwischen Haushalt, Beruf und Kinderbetreuung oft schwierig. Internet-Dating bietet da mittlerweile für viele Single-Eltern eine willkommene Alternative.
Abends auszugehen und in Clubs, Kneipen oder auf Partys jemanden kennenzulernen, ist für viele Alleinerziehende neben Kind und Beruf oft nur schwer umsetzbar. Es fehlt ihnen an Zeit, Muße und Gelegenheit, um die Fühler nach einem neuen Mr. Right beziehungsweise einer neuen Mrs. Right auszustrecken.
So geht es auch der 30-jährigen Tina (Name geändert): "Meine Tochter war erst drei Jahre alt, als ihr Papa und ich uns trennten. Verständlicherweise sehnt man sich dann nach einiger Zeit wieder danach, sich neu zu verlieben."
Online-Partnerbörsen: Ein Viertel der Singles ist alleinerziehend
Da ihr die Zeit für Verabredungen fehlte, entschied sich Tina, die Partnersuche von der realen in die digitale Welt zu verlegen. Der Vorteil: Sie konnte jetzt von zu Hause aus, wann immer sie Lust und Zeit hatte, per Mausklick Bekanntschaften machen. Zunächst meldete sie sich bei einem der großen Single-Portale an. Doch die Kombination "Mutter mit Kind" entpuppte sich schnell als besondere Hürde bei neuen Kontakten. Zu groß war die Konkurrenz durch ungebundene Singles, die etwa 75 Prozent der Kundschaft bei den meisten Online-Agenturen ausmachen und zumeist wesentlich flexibler bei Verabredungen sind. So kommen sie zum Beispiel nie in die Verlegenheit, ein Date absagen zu müssen, weil etwa der Babysitter nicht kann oder der Sprössling plötzlich krank wird.
Single-Eltern haben es schwerer, eine neue Liebe zu finden
"Ich habe von Anfang an in meinem Profil angegeben, dass ich ein kleines Kind habe. Ich denke, Ehrlichkeit ist da am besten", berichtet Tina. "Einige Männer meldeten sich dann auch. Manche, die ich erst ganz nett fand, haben dann aber ziemlich schnell durchblicken lassen, dass sie zwar an mir interessiert seien, aber eigentlich lieber eine Frau ohne Nachwuchs hätten. Aus diesen Kontakten ist dann natürlich nichts geworden."
Erfahrungen wie sie Tina gemacht hat, sind typisch bei der Internet-Partnersuche von Alleinerziehenden. Das belegt auch die Auswertung von 500.000 Profilen, die "Friendscout 24" vor einem Jahr veröffentlichte. Danach haben es Väter und Mütter mit Nachwuchs deutlich schwerer, einen Partner zu finden. Durchschnittlich 39 Prozent der kinderlosen Männer und sogar 47 Prozent der kinderlosen Frauen schließen laut dieser Studie für sich einen Partner aus, der bereits ein Kind hat. Betrachtet man nur die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen, liegen die Werte noch höher.
Große Nachfrage bei Portalen für Alleinerziehende
Tina versucht ihr Glück nun auf speziellen Partnerbörsen, die sich vor allem an Alleinerziehende richten und nicht selten von Müttern und Vätern ins Leben gerufen wurden, die vorher enttäuschende Erfahrungen auf regulären Dating-Portalen gemacht hatten. Mittlerweile gibt es eine ganze Menge solcher Kontaktseiten wie etwa "singlemama.de", "matchpatch.de", "patchworkglueck.de" oder "moms-dads-kids.de".
Hier treffen sich Gleichgesinnte in einer ähnlichen Lebenssituation oder Singles, die sich ein Zusammenleben mit einem alleinerziehenden Partner inklusive Nachwuchs gut vorstellen können. In der Überzahl sind auf solchen Internet-Agenturen die Frauen. Sie machen rund 70 Prozent des suchenden Klientels aus.
"Mit zwei Single-Vätern, die sogar in meiner Region leben, hatte ich schon Kontakt. Bisher haben wir aber nur geschrieben. Ich bin doch noch ein bisschen ängstlich und unentschlossen. Man kann sich eben doch nicht so ins Abenteuer stürzen, wenn man die Verantwortung für ein kleines Kind hat. Und nur für eine kurze und heiße Affäre bin ich sowieso nicht zu haben", stellt Single-Mama Tina klar.
Single-Mütter sind besonders kritisch bei der Partnerwahl
Vorsicht und skeptische Zurückhaltung schwingen auch bei anderen Alleinerziehenden trotz der Sehnsucht nach einer neuen Liebe mit. Das bestätigt eine Studie der Partnervermittlung "e-Darling", die nach einer Analyse ihrer Kundenprofile herausfand, dass insbesondere Single-Mütter viel kritischer und anspruchsvoller sind, wenn es um Werte in der Beziehung und um die Eigenschaften des Wunschpartners geht, als ihre kinderlosen Geschlechtsgenossinnen.
Dabei standen, so das Ergebnis der Auswertungen, aber nicht unbedingt nur "familienfreundliche" Softskills wie etwa Verlässlichkeit, Toleranz, Ehrlichkeit, Kompromissbereitschaft, Freundlichkeit und gemeinsame Interessen im Vordergrund: Auch die sexuelle Kompatibilität und Treue zum Partner wurde als bedeutend hervorgehoben, wahrscheinlich weil alleinerziehende Frauen aufgrund ihrer Verantwortung für ihren Nachwuchs nun verstärkt auf Nummer sicher gehen, in der Hoffnung, so möglichst weitere schmerzhafte Trennungserfahrungen auch für ihr Kind zu vermeiden.
Single-Väter brauchen weniger Rücksicht auf ihren Nachwuchs zu nehmen
Etwas anders sieht es bei Single-Papas aus. Sie sind oftmals experimentierfreudiger in ihren Beziehungen und nicht so sehr fixiert auf eine nachhaltige Liebe. Damit zeigen sie sich nur wenig wählerischer als kinderlose Männer, die auf Brautschau sind. Die Erklärung für die unterschiedlichen Prioritäten der Geschlechter liefern in erster Linie die Lebensumstände: Die meisten getrennt lebenden Väter wohnen nämlich nicht bei ihren Kindern, haben deshalb bis auf Wochenenden und Urlaube keinen gemeinsamen Alltag mit ihren Sprösslingen und brauchen so bei der Partnerwahl auch weniger Rücksicht auf familienharmonische Aspekte zu nehmen.
Kein Wunder also, dass sie bei den Wunscheigenschaften, die eine neue Frau in ihrem Leben haben sollte, auch äußerliche Qualitäten wie etwa ein jugendliches Erscheinungsbild und gutes Aussehen oben anstellen.
"Ohne den Segen meiner Tochter geht gar nichts"
Für Tina geht die Partnersuche demnächst in eine neue Runde. Nachdem sie mit einem Mann seit einigen Wochen regelmäßig online Kontakt hat und auch schon mit ihm telefoniert hat, wird das Kennenlernen nun auch real stattfinden. "Er hat ebenfalls ein Kind, einen sechsjährigen Sohn, der aber bei der Mama lebt. Ich bin gespannt, ob die Chemie zwischen uns nun auch beim ersten Treffen stimmt, wo die Kinder natürlich mitkommen."
Der Ort des Rendezvous wird deshalb auch - eher unromantisch - ein Spielplatz sein, wo sich die Großen beschnuppern können, während die Kleinen sich nachmittags austoben. "Da bin ich schon ziemlich aufgeregt", gibt Tina zu. "Es ist doch einen riesiger Unterschied, ob man sich mit jemandem nur über Medien unterhält oder denjenigen wirklich live erlebt. Da merkt man dann schnell, wie ehrlich und authentisch alles vorher war. Die Versuchung zu flunkern, um sich vielleicht besser darzustellen, ist beim Online-Anbandeln doch ziemlich groß. Wir werden ja sehen, wie es läuft und ob es tatsächlich funkt. Doch ohne den Segen meiner Tochter wird gar nichts gehen. Sie hat auch ein Wörtchen mitzureden, denn ein neuer Mann muss ja auch in ihr Leben passen."