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Weihnachtsrituale mit Kindern: So schaffen Eltern magische Momente


Sicherheit und Freude
Alle Jahre wieder – Weihnachtsrituale mit Kindern

Weihnachtsrituale entwickeln sich aus alltäglichen Strukturen und geben Kindern Sicherheit. Die Advents- und Weihnachtsbräuche sind dabei besonders beliebt.

Aktualisiert am 22.12.2024 - 11:51 Uhr|Lesedauer: 4 Min.
Von t-online
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Von Geburt an entwickeln sich Rituale zwischen Eltern und Kindern. Ein gleichmäßiger Tagesablauf mit gemeinsamen Mahlzeiten, Vorlesestunden oder Einschlaf- und Spielzeiten gehören beispielsweise dazu. Solche Strukturen geben dem Kind Sicherheit und Geborgenheit und helfen Urvertrauen zu entwickeln. Auch die Weihnachts-und Adventsbräuche bilden da keine Ausnahme. Sie werden von den Kindern besonders geliebt und alljährlich sehnlich erwartet.

Ein selbstgemachter Adventskalender gehört zu den Ritualen, an die man sich gerne zurückerinnert.Vergrößern des Bildes
Ein selbstgemachter Adventskalender gehört zu den Ritualen, an die man sich gerne zurückerinnert. (Quelle: Schöning/imago-images-bilder)

Diese Rituale sind in der Weihnachtszeit beliebt

Viele Rituale sind Allgemeingut und werden überall ähnlich zelebriert: Neben dem Adventskranz ist für Kinder vor allem der Adventskalender wichtig. Er strukturiert und versüßt die Wartezeit bis Heiligabend. Der Nikolaus ist der erste geheimnisvolle Gabenbringer der Vorweihnachtszeit. Er füllt entweder nachts heimlich die Stiefel oder macht als strenger Moralapostel "leibhaftig" Hausbesuche.

Wer bringt denn nun die Geschenke?

Ist endlich Heiligabend, heißt es Warten auf das Christkind oder auf den Weihnachtsmann. Selten treten sie gemeinsam auf: Das Christkind beschert eher im Westen und Südwesten, wogegen der Weihnachtsmann seine Geschenke bevorzugt in Mittel-, Nord und Ostdeutschland verteilt.

Individuelle Familienrituale

In vielen Familien sind über Generationen rund um den Abend der Abende zusätzlich liebgewonnene Traditionen entstanden, die die Stunden und Tage bis zur Bescherung noch aufregender und dem Nachwuchs die Existenz von Weihnachtsmann oder Christkind noch glaubhafter machen sollen. Zum Beispiel kann in der Adventszeit ein Blick in die winterliche rotglühende Abenddämmerung Entzücken hervorrufen, wenn man erzählt, dass die Engel gerade Plätzchen backen und sehr beschäftigt seien.

An Heiligabend können draußen auf dem Sims des geöffneten Wohnzimmerfensters kleine Flügel-Federn oder goldenes Engelshaar liegen, die die Kinder sofort erblicken, wenn sie endlich zur Bescherung durch ein Glöckchen gerufen werden. "Die hat gerade das Christkind verloren, als es die Geschenke unter den Baum legte und schnell wieder weg musste", versichern dann die Eltern ihren staunenden Kindern. Eine andere Variante für den eiligen Weihnachtsmann ist es zum Beispiel, einen roten Stofffetzen oder einen leeren Jutesack am Fenster oder der Tür zu hinterlassen.

Weihnachtsbaum von Engeln geschmückt

Auch das Geheimnis um den verzierten Christbaum wird fast überall anders zelebriert. In manchen Familien helfen die Kinder beim Schmücken, in anderen ist das Bescherungszimmer solange tabu und abgesperrt, bis ein helles Glöckchen erklingt, das signalisiert, dass die Engel als Bescherungsgehelfer nun endlich fertig sind mit den Vorbereitungen.

Doch wie lange hält bei Kindern der Glaube an die geheimnisvollen und guten Gabenbringer? Während Kindergartenkinder meist noch mit Begeisterung an Nikolaus, Christkind oder Weihnachtsmann glauben, beginnen Kinder spätestens im Grundschulalter zu zweifeln und die Eltern fragen sich: "Wie sag ich es meinem Kind?"

Magische Welten erhalten

Ein verzaubertes, magisches Weihnachten mit einer Bescherung durch himmlische Boten sollten Eltern aus entwicklungspsychologischer Sicht so lange wie möglich aufrecht erhalten.

Dafür plädiert der Kieler Diplom-Sozialpädagoge Michael Hülsmann: "Für Kinder ist Sichtbares wie Unsichtbares in gleicher Weise Realität. Dabei sind Fantasie, Erfindungsgabe und Vorstellungsvermögen unerlässlich für die gesunde Entwicklung. Das 'magische' Denken kristallisiert sich bei Kindern etwa im Alter von 18 Monaten heraus, wenn sie beim Spielen um sich herum Fantasiewelten erschaffen. Mit drei Jahren können sie dann Fantasie und Realität bereits unterschieden. Der überzeugte Glaube an Figuren wie das Christkind und den Weihnachtsmann verschwindet etwa mit sieben oder acht Jahren bei den meisten von ganz alleine.“ Hülsmann empfiehlt: "Um sich gesund zu entwickeln, brauchen Kinder neben körperlicher Pflege auch Nahrung für die Seele und die finden sie in Fantasiewelten."

Übergangswahrheiten

Deshalb sollten Eltern bei ihrem Versuch, die "harte" weihnachtliche Realität zu erklären auch sehr behutsam vorgehen, rät Hülsmann: "Damit das Vertrauen der Kinder in die Eltern nicht erschüttert wird und sie nicht das Gefühl haben, dass ihnen etwas Liebgewonnenes weggenommen wird, sollte man sie langsam und altersgemäß mit der Wahrheit konfrontieren, wenn zweifelnde Fragen sich mehren. So wird bei den meisten Kindern der Schritt vom Glauben zur Realität als unproblematisch erlebt."

Wenn die Hauruckmethode angewendet wird, bleibt dies lange unangenehm in Erinnerung. In einem Internet-Chat über Weihnachtsbräuche berichtet eine junge Frau über ihre Erfahrungen als Kind: "Die Märchenwelt rund um Weihnachten ist mir wertvoll. Ich kann mich noch gut an meine Enttäuschung erinnern, als meine Grundschullehrerin mir die Augen öffnete. Von da an konnte ich sie nicht mehr besonders leiden."

Eine Möglichkeit, die weihnachtliche Bescherungslegenden sanft auf den Boden der Tatsachen zu bringen, ist es beispielsweise zu erklären, dass Mama und Papa dem Christkind oder dem Weihnachtsmann helfen, damit diese bei ihrer Arbeit für die Kinder in aller Welt ein wenig entlastet werden. Wann genau solche Übergangswahrheiten angebracht sind, ist individuell verschieden und abhängig von der Reife des Kindes.

Am Glauben festhalten

Wie viel Kopfzerbrechen Eltern der wahrheitsgemäße Umgang mit Weihnachtslegenden bereitet, kann man in den vielen Internet-Chats nachlesen. Da schreibt zum Beispiel eine Mutter: "Mein Großer (9) weiß seit einem Jahr, dass es das Christkind nicht gibt. Das hat er mir leise beim Zubettgehen erzählt. Aber er sagte direkt, dass er gerne weiter daran glauben würde. Auch wegen seinem kleinen Bruder. Ich fand das soooo süß von ihm."

Eine andere Mutter wundert sich über ihren Spross: "Mein Sohn ist fast zwölf, geht aufs Gymnasium und glaubt ans Christkind!!!! Ich glaube, er weiß schon, wer ihm die Geschenke unter den Baum legt, aber er möchte sich seinen Weihnachtszauber einfach noch ein wenig bewahren. Ich kann ihn gut verstehen und lass' es auch so... Es hat doch auch was, wenn alles nicht immer so erklärbar ist."

Wunschzettel ans Christkind

Dass viele Kinder, auch wenn sie schon älter sind und eigentlich bereits die Wahrheit kennen, oft bewusst an ihrem Weihnachtsglauben festhalten, beweisen die zahllosen Briefe und Wunschzettel, die alljährlich an das Christkind und den Weihnachtsmann geschrieben werden. In den deutschen Weihnachtspostämtern, die unter anderem in Himmelspfort, Christkinddorf oder Engelskirchen beheimatet sind, gehen alljährlich Hunderttausende Wunschzettel und Briefe ein, die alle beantwortet werden. Vorrausetzung für die Post: Sie muss - ganz altmodisch - handgeschrieben sein. SMS und E-Mails sind tabu, sonst wäre der Weihnachtszauber dahin.

Nachhaltiges Erlebnis

Genau diesen Zauber bewahren sich viele bis ins Erwachsenenalter. Es gibt wohl kaum Erlebnisse in der Kindheit, die sich nachhaltiger einprägen als aufregende und verwunschene Weihnachtsfeste mit allen liebgewonnenen Ritualen - die dann immer wieder von der Eltern an ihre Kinder weiter gegeben werden und so auch als Spiegel der eigenen Kindheit weiter leben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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