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Vinho Verde: Die Besonderheiten des portugiesischen Weins


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Nicht rot, nicht weiß – oder etwa doch?

Vinho Verde, grüner Wein – was ist das eigentlich? Wo kommt er her und warum heißt er grün, obwohl er gar nicht grün aussieht?

05.10.2016|Lesedauer: 3 Min.
Jörg Zipprick
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Er kommt aus dem Norden Portugals und ist wider des Namens nicht grün: Vinho Verde. So heißt er nur, weil er jung ins Glas kommt – wie eine Frucht, die noch nicht reif ist. Ist die Flasche abgefüllt, wird er auch schon ausgeschenkt. Und, nein, sein Name wird nie übersetzt. Schließlich steht er für eine Denominação Origem Controlada (DOC), eine geschützte Ursprungsbezeichnung. Es gibt ihn als Rot-, Weiß-, Rosé-, oder Schaumwein. Aber auch in der nicht schäumenden Version prickelt meist etwas Kohlensäure mit.

Der portugiesische Vinho Verde (übersetzt "grüner Wein") ist farblich von einem Weißwein nicht zu unterscheiden.Vergrößern des Bildes
Der portugiesische Vinho Verde (übersetzt "grüner Wein") ist farblich von einem Weißwein nicht zu unterscheiden. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

So schmeckt Vinho Verde

Vinho Verdes sind meist einfach, ehrlich und frisch. Rot und Rosé trifft man selten außerhalb Portugals im Weinregal. Die Weißen haben gut 86 Prozent des Marktanteils. Sie duften oft nach Äpfeln oder Birne und stammen meist von den Rebsorten Alvarinho, Arinto, Avesso, Azal, Batoca, Loureiro sowie Trajadura, auch wenn andere weiße Rebsorten erlaubt sind. Mit etwa neun bis zwölf Prozent Alkoholgehalt steigen sie nicht gleich zu Kopf. Ein Leichtgewicht auch beim Preis: Vinho Verde findet jeder problemlos für etwa vier Euro.

In Portugal ist man stolz auf diesen Wein. So stolz, dass man ihm neben dem Standardetikett mit Markennamen, Alkoholgehalt und Namen des Winzers ein Kontrolletikett spendiert hat. Das "Selo de Garantia" (Garantiesiegel) verfügt über eine mehrstellige Nummer. Auf der entsprechenden Website www.vinhoverde.com kann mit ihrer Hilfe die Herkunft des Weins kontrolliert werden.

Zu diesen Gerichten passt er

Letztlich ist er auch deswegen so begehrt, weil er portugiesische Hausmannskost harmonisch und günstig begleitet: Ob die Fischsuppe caldeira a fragateira, die diversen Kabeljau-Gerichte, Zicklein oder die Suppe Caldo verde mit Kartoffeln, Knoblauch, Kohl und Zwiebeln. Ein Glas Vinho Verde passt immer. Bestens schmeckt er auch zu Meeresfrüchten, Sardinen oder gegrilltem Fisch und als Aperitif.

Supermarkt versus Fachhandel: Wo kaufen?

Wer Vinho Verde im Supermarkt kauft, der wird den eingangs beschriebenen leichten Wein erhalten. Im Fachhandel jedoch gibt es anderen Vino Verde zu entdecken: Komplexer, tiefer und überhaupt variantenreicher.

Intensive Vinhos Verdes

In Arcos de Valdevez stellt Vasco Croft seinen Aphros Wine her (in Deutschland erhältlich bei portwine.de). Er betreibt biodynamischen Weinbau, die Trauben einiger Weine fermentieren in Amphoren. Rund um sein Weingut grasen Pferde und Schafe. Ein paar Bienenstöcke sorgen für Honig. Croft zeigt eindringlich, dass es auch anderen Vinho Verde gibt: Sein Aphros Ten 2014 riecht nach Blüten und Früchten, mit einem Hauch von Ananas. Roter Vinho Verde aus der Rebsorte Vinhao wurden bei ihm nicht den Marktanteilen geopfert. Sauerkirsche und Cassis gehören zu den Geschmacksnoten seines Aphros Vinhao 2014. Daneben gibt es Rosé aus 100 Prozent Loureiro-Trauben und Schaumweine auf Basis von Loureiro oder Vinhao.

Top-Bio-Weine aus Portugal

Als Weltklasse gelten die Weine der Quinta do Soalheiro (In Deutschland erhältlich bei gute-weine.de oder bei portugal-weinversand.de). Auch die britische Weinkritikerin Jancis Robinson schätzt dieses Bio-Weingut. Winzer Luis Cerdeira stellt schon auf seinen Etiketten die Rebsorte Alvarinho in den Vordergrund. Dennoch arbeitet er im Vinho-Verde-Gebiet, in der Unterregion Monção e Melgaço. Gerade mal sieben Hektar misst das Weingut, auf dem Vater João António schon 1974 die ersten Rebstöcke pflanzte. Gute zehn Jahre später wurde der Betrieb auf Bio umgestellt. Heute gilt Cerdeira als einer der besten Winzer nicht nur im Vinho-Verde-Gebiet, sondern in ganz Portugal.

Der Soalheiro - Primeiras Vinhas Alvarinho 2015 (etwa 16 Euro) riecht nach Pfirsich, Zitrusfrüchten, Apfel und roten Beeren. Schon der erste Schluck beweist: Die Weine aus der Vinho-Verde-Region sind mehr als ein Terrassentrunk. Grün und unreif können sie sein. Doch elegant und gewaltig im Geschmack die Gläser ausfüllen, das können sie auch.

Beliebt in Portugal und international

Viel Aufwand für einen günstigen Wein? In seiner Heimat gehört der Vinho Verde zur Geschichte: Der Name taucht zum ersten Mal im 16. Jahrhundert auf. António Augusto de Aguiar, Politiker und Chemieprofessor beschrieb ihn 1876 ziemlich treffend: "Der Vinho Verde ist ein einzigartiger Wein. Er ist komisch, ursprünglich, erfrischend, leicht. Es wirkt nicht berauschend. Nur deshalb liebe ich ihn."

Doch seit langem ist er nicht nur in Portugal beliebt, die größten Abnehmer des grünen Weins sind die USA, Deutschland, Frankreich und Angola – das Land war einmal portugiesische Kolonie.

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