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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sprache im Wandel Was bedeutet gendern? Wir erklären es
Sprache soll alle Menschen integrieren. Bei Nutzung des generischen Maskulinums ist das nicht gegeben. Wir erklären, wie Gendern Abhilfe schaffen soll.
Was bedeutet gendern eigentlich genau? Das Verb leitet sich vom gleichnamigen, englischen Begriff "gender" ab, was übersetzt so viel wie "soziales Geschlecht" heißt. Das Gendern zielt darauf ab, verschiedene Geschlechtsidentitäten in den Sprachgebrauch zu inkludieren.
Welche Geschlechter bezieht das Gendern mit ein?
Wenn vom Gendern und den Geschlechtsidentitäten die Rede ist, so meint dies zum einen das weibliche und männliche Geschlecht. Zum anderen dient das Gendern dazu, auch das diverse Geschlecht als jenes, das sich nicht als typisch weiblich oder männlich einordnen lässt sowie verschiedene non-binäre Geschlechter wie unter anderem Transgender oder genderfluide Personen einzubeziehen. Auf den ersten Blick sieht das nicht so aus, wenn Sie Worte wie "Mitarbeiter*innen" lesen. Schließlich besteht das Wort aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen (Männern und Frauen). Das Sternchen (oder auch Doppelpunkt und Unterstrich) macht hier den Unterschied. Der Stern soll Menschen ohne eindeutiges soziales Geschlecht inkludieren, daher ist er beim Gendern so wichtig.
Diese Möglichkeiten zum Gendern gibt es
Es gibt drei Möglichkeiten, um die geschlechtergerechte Sprache in Texten sichtbar zu machen:
- Geschlechterneutrale Formulierungen: Neben weiblichen und männlichen Formen gibt es für viele Begriffe alternativ eine neutrale Formulierung. So lassen sich beispielsweise "Studentinnen und Studenten" neutral als "Studierende" formulieren. Oft ist die Substantivierung eine Möglichkeit der neutralen Formulierung. Aus "Arbeiter und Arbeiterin" wird entsprechend die "Arbeitskraft", aus "Lehrerin und Lehrer" wird die "Lehrkraft" und aus "Pflegerin und Pfleger" wird die "Pflegekraft".
- Nennung beider Geschlechter: Bei der Paarform werden sowohl das weibliche als auch männliche Geschlecht genannt. Es ist also zum Beispiel von "Arzt und Ärztin" oder von "der Kassiererin und dem Kassierer" die Rede, sodass das generische Maskulinum vermieden wird. Eine Option ist die abkürzende Zusammenfassung der Geschlechter. Hierfür kann ein Schrägstrich "Kolleg/-in" oder das Anhängen der weiblichen Form "KollegIn" genutzt werden.
- Sonderzeichen nutzen: Das Gendern mit Sonderzeichen hat im Gegensatz zur Paarform mit lediglich weiblicher und männlicher Lesart den Vorteil, dass die Sprache tatsächlich alle Geschlechtsidentitäten inkludiert. Diese Inklusion erfolgt in der Schreibweise ähnlich wie die Paarform, allerdings werden spezielle Sonderzeichen genutzt. Diese sind als eine Art Platzhalter stellvertretend für die verschiedensten Geschlechtsidentitäten zu verstehen. Üblich verwendete Sonderzeichen sind ein Unterstrich "Mitarbeiter_innen", ein Doppelpunkt "Student:innen" oder ein Gendersternchen "Dozent*innen".
Darum ist das Gendern im Sprachgebrauch sinnvoll
Im traditionellen Sprachgebrauch ist in der deutschen Sprache das generische Maskulinum dominierend. Die männlichen Personenbezeichnungen wie etwa bei den Beispielen "liebe Mitarbeiter" oder "liebe Kollegen" soll automatisch auch das weibliche Geschlecht inkludieren. Durch das Gendern wird diese Geschlechtsabstrahierung zugunsten einer Sensibilisierung und einer sprachlichen Sichtbarkeit des weiblichen Geschlechts sowie weiterer Geschlechtsidentitäten aufgebrochen und eine sprachliche Gleichberechtigung aller Identitäten erzielt. Eine Pflicht zum Gendern gibt es jedoch nicht. In einigen Bundesländern wurde die Nutzung von gendersensibler Sprache in Schriftform mittlerweile als Rechtschreibfehler eingestuft.
- lpb-bw.de: "Gendern: Ein Pro und Contra"
- Eigene Recherche