Verletzte bei Klimaprotest Bleichmittelgefahr in Urlaubsparadies?
Nach der Blockade eines LNG-Tankers vor der kroatischen Küste kam es zu einem heftigen Kräftemessen zwischen Polizei und Demonstranten. Mehrere Personen wurden verletzt.
Aktivisten haben am frühen Freitagmorgen in Kajaks einen LNG-Tanker vor der Küste kroatischen Insel Krk blockiert. Die Gruppe "Bunt za Opstanak" veröffentlichte auf Instagram Fotos der Aktion vor der Stadt Omišalj. Die Mitglieder versuchten, das Anlegen des Schiffes am LNG-Terminal von Krk zu verhindern.
Die Polizei ging mit Einsatzbooten gegen die Aktivisten vor und nahm mehrere Personen fest, teilweise unter Anwendung von Gewalt. Wie auf den Bildern zu sehen ist, wurde von einem Boot der Sicherheitskräfte auch mit Wasser auf die Aktivisten geschossen. Einige der Festgenommenen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Über die genaue Zahl der Verletzten und die Art der Verletzungen liegen keine Informationen vor.
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Auf Instagram erklärte die Organisation: "Heute um 4 Uhr morgens fuhr eine Gruppe Aktivisten mit Kajaks vor einen Tanker, der verflüssigtes Erdgas importiert, und verhinderte stundenlang sein Anlegen am LNG-Terminal in Omišalj." Die Aktivisten kritisierten das harte Vorgehen der Polizei. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Vorfall.
Zentraler Versorgungspunkt in Südeuropa
Die Aktivisten schreiben weiter, dass der Ausbau der LNG-Kapazitäten in Omišalj nicht zur Energiesicherung für die Bevölkerung beitrage, da Kroatien bereits heute die dreifache Menge der benötigten Menge an LNG-Gas importiere. Auf einem Transparent, das die Aktivisten bei der Aktion zeigte, war zu lesen: "Krk den Menschen, nicht der fossilen Industrie".
LNG-Terminal auf Krk (Omišalj, Kroatien)
Das LNG-Terminal auf der Insel Krk spielt eine zentrale Rolle für die kroatische Energieinfrastruktur. Es wurde entwickelt, um die Energiesicherheit Kroatiens zu erhöhen, indem es den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) ermöglicht. Das Terminal, das Ende 2020 in Betrieb genommen wurde, hat eine Jahreskapazität von 2,6 Milliarden Kubikmetern. In Zukunft ist eine Erweiterung der Kapazität geplant.
Die Aktivisten werfen der Firma LNG Hrvatska, die für die Anlage zuständig ist, vor, giftige Chemikalien ins Meer einzuleiten. Dies habe zum Aussterben von Seeigeln in der Region und zu weiteren Umweltschäden geführt. Unabhängig bestätigen ließen sich die Vorwürfe bis zuletzt nicht.
Bereits im Jahr 2020 sprachen Experten davon, dass das LNG-Terminal aus wirtschaftlicher Sicht nicht nachhaltig sei, wie die Onlinezeitung "Tipping-Point" berichtete. Die kroatische Regierung wolle mit dem Terminal zum "Energieknoten für Südosteuropa werden", ordnete das Nachrichtenportal "Schwäbische" das Projekt ein.
Wasserqualität bei Krk "exzellent"
Die auf der Insel Krk ansässige Umwelt-NGO, Eko Kvarner, weist bereits seit Jahren auf Umweltgefahren durch das LNG-Terminal hin. Auf einer Pressekonferenz zum Bau der Anlage im Jahr 2017 konfrontierte ein Inselbewohner das Unternehmen direkt: "Sie werden jedes Jahr etwa 376.000 Kilo Bleichmittel ins Meer ablassen." LNG Hrvatska widersprach dem Vorwurf damals nicht, wie "Tipping-Point" schrieb.
Verunreinigung durch das Bleichmittel Natriumhypochlorit konnten in der Region bisher allerdings nicht nachgewiesen werden. Die Wasserqualität wird an den 14 Messstellen rund um Krk als "exzellent" angegeben. Das geht aus dem Monitoring der Organisation "Morske Vode" hervor, die die Wasserqualität in Kroatien in Echtzeit überprüft.
Die Insel Krk ist ein bei vielen Touristen beliebter Urlaubsort. Neben Stränden hat die Insel "faszinierende Naturschönheiten und historische Sehenswürdigkeiten" zu bieten, wie das Reiseportal "mare-vrbnik" schreibt.
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
- schwaebische.de: "Kroatien will Energieknoten für Südosteuropa werden"
- novilist.hr: "Eko Aktivisti kajacima ometali privez broda na LNG terminal u Omišlju: "Jedini fosil za spaljivanje je kapitalizam"" (kroatisch)
- vrtlac.izor.hr: "Krk" (kroatisch)
- mare-vrbnik.com: "Krk Geheimtipps"
- library.fes.de: "library.fes.de" (PDF)
- tippingpoint.net: "Plan für Kroatiens "unabhängige" Energieversorgung"
- lng.hr: "terminal" (englisch)