4,2 Millionen Hektar Expertin: "Herzzerreißende" Zerstörung des Regenwalds
Die Fläche ist so groß wie die Niederlande: Der Regenwald ist im vergangenen Jahr trotz Corona-Krise weiter zerstört worden. Eine Studie zeigt das alarmierende Ausmaß.
Trotz der globalen Wirtschaftsflaute wegen der Corona-Pandemie hat sich die Zerstörung des tropischen Regenwaldes im vergangenen Jahr weiter beschleunigt. Laut einer am Mittwoch von der Online-Plattform "Global Forest Watch" veröffentlichten Studie wurde rund um den Globus eine Gesamtfläche von 4,2 Millionen Hektar tropischen Primärwaldes vernichtet. Dies entspricht etwa der Fläche der Niederlande – eine Zunahme um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Mit Abstand am größten war der Untersuchung zufolge das Ausmaß der Zerstörung von tropischem Regenwald in Brasilien. Dort wurden demnach 1,7 Millionen Hektar solcher Waldgebiete durch Feuer oder Abholzung vernichtet – eine Zunahme um 25 Prozent im Vergleich zu 2019. An zweiter Stelle in dieser Negativbilanz folgt die Demokratische Republik Kongo. Die dort vernichtete Fläche tropischen Primärwalds war der Untersuchung zufolge etwa ein Drittel so groß wie in Brasilien.
Die Studie basiert auf Satellitendaten. Laut "Global Forest Watch" wird die Zerstörung der Tropenwälder nach wie vor hauptsächlich von der Landwirtschaft verursacht. Zudem lösten demnach im vergangenen Jahr extreme Hitze und Dürre zahlreiche riesige Brände aus, die zur Vernichtung großer Waldflächen in Brasilien, Australien und Sibirien führten.
Tropische Regenwälder schützen das Klima
Die Expertin Frances Seymour vom "World Resources Institute" (WRI), das die Plattform "Global Forest Watch" betreibt, bezeichnete das Ausmaß der Zerstörung der Regenwälder als "Klima-Notstand".
Die tropischen Regenwälder sind für den Schutz des Erdklimas von entscheidender Bedeutung. Kohlendioxid kann von den Bäumen aufgenommen und abgespeichert werden. Wenn sie jedoch abbrennen, absterben oder abgeholzt werden, gelangt das Treibhausgas wieder zurück in die Atmosphäre. Laut WRI wurden so im vergangenen Jahr durch die Vernichtung dieser Wälder 2,64 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt – das entspricht den Emissionen von 570 Millionen Autos.
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Expertin: "Herzzerreißende" Zerstörung
In Brasilien hat die Vernichtung des Amazonaswaldes unter dem rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro drastisch zugenommen. Bolsonaro hat die Finanzmittel für Umweltschutzprogramme gekürzt und die Öffnung von Schutzgebieten für Landwirtschaft und Bergbau vorangetrieben. Es sei "herzzerreißend" zu sehen, wie sich die Zerstörung des Regenwaldes in Brasilien wieder beschleunigt habe, sagte Seymour.
Neben dem Amazonasgebiet wurde in Brasilien im vergangenen Jahr auch das Sumpfgebiet Pantanal von gigantischen Bränden heimgesucht. Etwa ein Drittel des Pantanal wurde durch die Flammen zerstört. Wie im Amazonas wurden die gewaltigen Zerstörungen in dem sich bis nach Paraguay und Bolivien erstreckenden Pantanal teilweise durch Rodungen verursacht.
- Nachrichtenagentur AFP