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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Klima-Lexikon Gletscherschmelze – Indikator der Klimakrise
An ihnen kann man die Auswirkungen des Klimawandels am deutlichsten sehen: Gletscher. Weltweit sind sie auf dem Rückzug. Aufhalten lässt sich das Schmelzen nicht mehr, sagen Forscher.
Überall auf der Welt sind Gletscher auf dem Rückzug. In den Alpen könnten schon in 30 Jahren zwei Drittel der Gletscher verschwunden sein, prognostizieren Forscher. Allein seit dem Beginn der industriellen Revolution ist die alpine Gletschermasse um mehr als die Hälfte zurückgegangen.
Ähnliches lässt sich auf der ganzen Welt beobachten. In Tansania, rund 350 Kilometer südlich des Äquators liegt der mit fast 6.000 Metern größte Berg Afrikas – der Kilimandscharo. Seit Beginn wissenschaftliche Aufzeichnungen im Jahr 1912 hat der Berg fast 80 Prozent seiner Schnee- und Eismassen verloren. In weniger als zehn Jahren könnte er komplett eisfrei sein.
Himalaja-Gletscher schmelzen doppelt so schnell wie noch vor der Jahrtausendwende
Auch die Gletscher Patagoniens schwinden – und das im Rekordtempo. Zwischen 1997 und 2004 verloren sie etwa 42 Kubikkilometer Eis, was in etwa der Wassermasse des Bodensees entspricht. Nirgendwo auf der Welt schwinden Eismassen schneller.
Auf dem Dach der Welt zeichnet sich ein ähnliches Bild ab – auch hier sind die Gletscher auf dem Rückzug. Zwar schrumpfen die Eismassen des Himalajas nicht so schnell wie in den Alpen, doch hat sich die Geschwindigkeit seit der Jahrtausendwende in etwa verdoppelt. Der Grund dafür ist laut Forschern der Columbia-Universität in New York die globale Erderwärmung durch den Klimawandel.
Erster Gletscher für "tot" erklärt
Auf Island wurde letztes Jahr der erste Gletscher, der "Okjokull", offiziell für "tot" erklärt. Auf dem Schaubild lässt sich erkennen, wie die Eismassen in den letzten 33 Jahren zurückgegangen sind.
Gletscherschmelze lässt Meeresspiegel steigen
Schweizer Forscher haben ausgerechnet, dass die schmelzenden Gletscher der Erde jedes Jahr rund 335 Milliarden Tonnen Eis verlieren. Das Gletscherwasser fließt ins Meer und lässt den Meeresspiegel jährlich knapp einen Millimeter ansteigen. Auch für die direkte Umgebung kann das Schmelzen zum Problem werden: Staut sich das immer schneller abschmelzende Wasser in den darunter liegenden Gletscherseen, kann dabei ein so hoher Druck entstehen, dass die Geröllwände der Seen einbrechen und das Wasser in Richtung Tal fließt. Überschwemmungen wären die Folge.
Gletscher gelten als Frühwarnsystem für das Klima, weil sie sensibel auf Klimaveränderungen reagieren. Experten gehen davon aus, dass bei einer globalen Erwärmung um mehrere Grad die meisten Gebirgsgletscher der Welt Geschichte sein werden. In Regionen wie den Anden oder dem Himalaja kann das zu ernsthaften Problemen führen. Oft sind in diesen Regionen Gletscher die einzige Frischwasserquelle.
- planet-wissen.de: "Gletscherschmelze"
- br.de: "Das Eis schmilzt im Rekordtempo"