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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Diese Farben und Materialien meiden Ihre Wohnung kann Sie depressiv machen
Die Atmosphäre in Ihrer Wohnung kann erheblich das psychische Wohlbefinden beeinflussen. Farben, Materialien und Licht spielen eine zentrale Rolle dabei.
Sie sind gesund, haben ausreichend finanzielle Mittel und ein stabiles, soziales Umfeld. Dennoch fühlen Sie sich niedergeschlagen und depressiv? Das kann an Ihrem Zuhause liegen. Experten erklären, weshalb Ihr Zuhause Sie in eine depressive Stimmung versetzen kann.
Mehrere Faktoren beeinflussen das Wohlbefinden
Harald Deinsberger-Deinsweger, Wohnbaupsychologe und Lektor für Wohn- und Architekturpsychologie, erklärt in einem Interview mit dem Innenarchitektenbüro UNA, dass es Dinge im Innenraum gibt, die nicht förderlich für die menschliche Psyche sind. Diese wirken jedoch nicht kurzfristig, sondern meist langfristig und "unterschwellig". Es fällt einem also zunächst nicht auf, "wenn man denen ausgesetzt ist", so der Experte. Wer einen neuen Tisch oder ein neues Bild aufhängt, wird also nicht innerhalb weniger Stunden negativ verstimmt sein. Vielmehr wird sich die negative Wirkung erst im Laufe mehrerer Wochen einstellen.
Meist ist es jedoch kein einzelner Gegenstand, der die Stimmung nach unten zieht. Häufig ist es der gesamte Raum, der negativ auf den Gemütszustand wirkt. Woran liegt das?
Der Experte hat eine einfache Erklärung: Sind die Wandfarben, Möbel und das Licht eher weiß und gradlinig und fehlt es an bunten Elementen (beispielsweise bei zu stark ausgeprägtem Minimalismus), so kann es zu einem Mangel an Stimuli kommen. Allerdings sind Stimuli aus der Umwelt genau das, was das sensorische System braucht, erklärt Deinsberger-Deinsweger.
Was Ihre Stimmung beeinflussen kann
Allgemein beeinflussen drei große Faktoren die Stimmung. Dazu zählen die Farben, das Licht und die Materialien.
Katia Steilmann, Raumexpertin und Mental Coach, gibt Tipps, wie Sie eine stimmungsaufhellende Wohnung gestalten können:
Die Farben
Achten Sie bei der Farbwahl Ihrer Einrichtung also darauf, nicht ausschließlich Weiß oder Schwarz zu verwenden. Und auch Grau und Beige können, wenn es sich hierbei um die kalten Varianten handelt, die Stimmung trüben.
Gestalten Sie Ihre Umgebung etwas farbenfroher – hierfür reichen kleine Farbakzente wie bunte Decken, Kissenbezüge, Vasen oder Bilder aus. Selbst Gardinen in einer anderen Farbe oder allgemein grüne oder bunte Pflanzen können das Wohlbefinden steigern.
Tipp: Setzen Sie sich mit der Wirkung von Farben auseinander, bevor Sie Ihre Wände streichen oder neue Textilien oder Möbel anschaffen. Beachten Sie dabei auch, dass die Farbe nicht immer die Wirkung auf Sie hat, die in den Tabellen angegeben ist. So kann beispielsweise Scarlet Rot für Energie sorgen. Bei anderen wiederum löst der Ton Aggressionen aus. Greifen Sie also auch zu anderen Farbnuancen wie beispielsweise einem gedämpften Braun- oder Rosarot oder Burgunder. Sie sind laut dem Unternehmen Alpina eine gute Alternative. Und denken Sie daran, dass bestimmte bunte Farben Ihren Gemütszustand negativ beeinflussen können. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn sie im Zusammenhang mit negativen Erfahrungen stehen.
Das Licht
Eine wichtige Rolle spielt auch das Licht. Im Herbst und Winter ist es besonders schwierig, für die richtige, stimmungsaufhellende Beleuchtung zu sorgen. Tauschen Sie also kaltweiße Leuchtmittel gegen warmweiße oder bunte aus. Und: Schalten Sie das Licht an! Sicherlich verbrauchen Lampen Energie und diese kostet Geld. Ist es jedoch in Ihren vier Wänden zu dunkel, so kann das auch Ihre Stimmung drücken.
Zudem gilt: Selbst, wenn im Herbst und Winter die Bäume keine Blätter mehr tragen und graue Wolken tief am Himmel hängen, sollten Sie Ihre Gardinen nicht zuziehen. Denn der uneingeschränkte Blick nach draußen kann die Stimmung heben.
Die Materialien
Auch Materialien tragen zum Wohlbefinden bei. Kratzige, synthetische Stoffe oder kalter Stein vermitteln selten Behaglichkeit. Weiche, natürliche Materialien, wie Holz und Wolle sind hingegen ein Wohlfühlfaktor.
Steilmann empfiehlt (natürliche) Holzmöbel, da sie für eine schnellere Entspannung sorgen. "Es ist bewiesen, dass, wenn wir echtes Holz anfassen, unser Körper anfängt, innerhalb von 30 Sekunden zu entspannen." Glas, Metall und Kunststoff sind hingegen weniger förderlich für die Psyche.
Steilmann hat noch weitere Ideen. Hilfreich kann es ihrer Meinung nach auch sein, ein großes Objekt im eigenen Haus auszusuchen, das einen inspiriert, Hoffnung gibt und an sehr gute Zeiten erinnert. "Es kann eine schöne große Blumenvase sein, ein Kunststück oder sogar ein Bild." Der Gegenstand sollte dann in dem Raum platziert werden, in dem am meisten Zeit verbracht wird.
Was noch wichtig für eine gesunde Wohnpsyche ist
Deinsberger-Deinsweger erklärt weiterhin, dass neben der Einrichtung und den Farben noch andere Eigenschaften der eigenen Wohnung Einfluss auf die Psyche haben. Dazu zählen beispielsweise, ob ein konfliktfreies und harmonisches Zusammenleben mit anderen Haushaltsmitgliedern möglich ist, ob die Wohnung alle jetzigen und künftigen Bedürfnisse befriedigt oder ob Sie viele Kompromisse bei Ihrer Wohnung eingehen müssen (Größe, Lage, Preis, Ausstattung).
Der Experte ergänzt jedoch, dass die Quadratmeterzahl nur in gewissem Maße die Psyche beeinflusst. "Das heißt, es ist durchaus möglich, auf kleinem Raum viele Bedürfnisse zu erfüllen, aber es wird schwieriger", so Deinsberger-Deinsweger.
Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.
- iwap.eu "Grundlagen der Wohnqualität"
- una-plan.at "Können Wohnungen krankmachen?"
- steilemann.com "Einrichtungshacks für eine gesunde Psyche"
- aok.de "13 Farben: Ihre psychologische Wirkung"