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Schallschutzfenster: warum guter Lärmschutz dünne Scheiben braucht


Umbau & Renovierung
Schallschutzfenster halten den Lärm draußen

Zu viel Lärm macht krank. Doch zumindest wer in der Stadt wohnt, hat auf viele Lärmquellen in seiner Umgebung keinen Einfluss. Schallschutzfenster sollen den Lärm draußen halten, damit man wenigstens zuhause seine Ruhe hat. Laut Experten ist damit eine Schalldämmung um bis zu 50 Dezibel erreichbar. Doch für guten Lärmschutz braucht es nicht einfach nur möglichst dicke Fensterscheiben. Ganz im Gegenteil: Damit störende Geräusche draußen bleiben, sind gerade dünne Scheiben unerlässlich.

08.05.2014|Lesedauer: 3 Min.
dpa-tmn, rw
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"Fenster sind die größten Schwachstellen bei der Lärmdämmung eines Hauses", schreibt Diplom Ingenieur Wolf-Dietrich Kötz auf den Webseiten des Umweltbundesamts. Eine andauernd hohe Lärmbelastung in den eigenen vier Wänden erhöht das Risiko von Gehörschäden und Schlafstörungen, aber auch von Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zum Herzinfarkt wie die Behörde mitteilt. Gerade im Umfeld von Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen, in der Nähe von Bahngleisen oder auch in Einflugschneisen von Flughäfen können Fenster mit guter Schalldämmung die Wohn- und Lebensqualität erheblich verbessern.

Schallschutzfenster können den hereindringenden Lärm um bis zu 50 Dezibel reduzieren.Vergrößern des Bildes
Schallschutzfenster können den hereindringenden Lärm um bis zu 50 Dezibel reduzieren. (Quelle: hilzinger GmbH Fenster + Türen)

Asymmetrisches Prinzip: Warum guter Schallschutz dünne Scheiben braucht

Dabei kommt es nicht nur auf eine möglichst dicke Scheibe an. Zwar sind Schallschutzfenster insgesamt deutlich dicker als gewöhnliche Scheiben, jedoch bestehen sie aus mehreren Einzelscheiben. Der Scheibenaufbau folgt dem asymmetrischen Prinzip, das heißt die Einzelgläser sind unterschiedlich dick. "Je asymmetrischer die Glasstärke der Außen- und Innenscheibe, desto höher der Schalldämmwert", erklärt Hersteller Weru. Für optimalen Schallschutz müssen im Fenster also gerade auch dünne Scheiben verarbeitet sein.

Aus statischen und auch aus Lärmschutzgründen kommt die dickere Scheibe meist nach außen. Sie dämmt Schallereignisse im tiefen Frequenzbereich besonders gut. Damit aber auch Geräusche im hohen Frequenzbereich gedämmt werden, braucht es innen eine zweite, meist etwa halb so dicke Scheibe.

Großer Scheibenzwischenraum verbessert den Schallschutz eines Fensters

Neben der Stärke beeinflusst auch der Abstand der einzelnen Scheiben die schalldämmende Wirkung eines Fensters. Der Zwischenraum muss groß genug sein, damit sich die Schwingungen der äußeren nicht auf die innen liegende Scheibe übertragen. "Je breiter er ist, desto höher ist auch der Schalldämmwert", heißt es bei Weru. "Bei zu großer Breite verringert sich allerdings der Wärmeschutz." In den meisten Schallschutzfenstern ist der Scheibenzwischenraum deshalb mit einem transparenten Edelgas – meistens Argon – gefüllt, um die Wärmedämmung zu verbessern.

Früher wurde der Scheibenzwischenraum bei Schallschutzfenstern häufig mit Schwefelhexafluorid gefüllt. Es ist allerdings hochgradig klimaschädlich. "Eine Tonne schädigt die Atmosphäre in einer Größenordnung, die vergleichsweise 24.000 Tonnen Kohlendioxid entsprechen", veranschaulicht Wolf-Dietrich Kötz. Seit 2007 ist die Verwendung für Fenster von Wohngebäuden deshalb verboten.

Verbundglasscheiben verbessern die Schalldämmung von Fenstern

Ebenfalls wirksam ist die inzwischen übliche Verwendung von Verbundglasscheiben, bei denen zwischen zwei vergleichsweise dünne Scheiben eine elastische Schallschutzfolie geklebt ist. Die Außen- oder die Innenscheibe eines Fensters besteht dann also nicht nur aus einer einzelnen dicken Scheibe, sondern aus einem Verbund zweier dünner Scheiben und der Folie. "Je elastischer ein Bauteil, desto höher der Schalldämmwert", erklärt Weru das Prinzip. "Durch die elastische Verbindung der zwei Einzelscheiben wird eine hohe Scheibenmasse mit einer geringen Biegesteifigkeit kombiniert." Dadurch werde eine hohe Schalldämmung sowohl im niedrigen als auch im hohen Frequenzbereich erreicht.

Schallschutzfenster am besten vom Fachmann planen und einbauen lassen

Neben dem Scheibenaufbau selbst beeinflussen auch der Rahmen und vor allem die Qualität des Einbaus die schalldämmenden Eigenschaften der Fenster. "Sie müssen in einem dichten Rahmen sitzen, der an das Mauerwerk angeschlossen wird", erklärt Thomas Weber, Bausachverständiger beim Verband Privater Bauherren (VPB). Dabei sind unbedingt die Vorschriften für einen luftdichten Einbau zu beachten.

"Am besten ist es, solche Aufträge an erfahrene Handwerker zu vergeben", rät der Experte. So erspart sich der Verbraucher teure Fehlinvestitionen für hochwertige High-Tech-Fenster, die den Schallschutz am Ende kaum spürbar verbessern. "Werden die Fenster nicht korrekt und luftdicht an den Außenwänden verankert und abgedichtet, nutzt das beste Glas nichts", macht Weber deutlich.

Noch aus einem anderen Grund lohnt sich die Beratung durch den Fachmann: In nahezu jedem Raum des Hauses ist das Lärmempfinden anders. Während in der Küche oder im Badezimmer der Lärm von der Straße kaum als solcher wahrgenommen wird, kann er im Wohn- oder im Schlafzimmer als überaus störend und sogar krank machend empfunden werden.

Lärmreduzierung um bis zu 50 Dezibel ist möglich

Daher rät der Bundesverband Flachglas (BF), vor einer Sanierung oder dem Neubau zusammen mit dem Fachmann abzuschätzen, wo starke oder schwächere Schallschutzfenster gebraucht werden. Auch müssen die Verbraucher mit dem Handwerker absprechen, ob überwiegend tiefe oder hohe Schallfrequenzen abgeschirmt werden sollen. Die optimalen Schallschutzeigenschaften eines Fensters hängen also immer von den örtlichen Gegebenheit ab und erfordern deshalb eine individuelle, fachkundige Beratung.

Erreichbar sei dann in jedem Fall eine Schalldämmung bis zu 50 Dezibel und teilweise auch mehr, erklärt BF-Hauptgeschäftsführer Jochen Grönegräs. "Damit lassen sich störende Lärmquellen effektiv aussperren." Schon eine Reduzierung um 10 Dezibel wird vom Menschen als Halbierung des Lärms empfunden, wie das Bundesumweltministerium mitteilt.

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