Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umbau & Renovierung Fliesen für Wand und Boden richtig wählen
Fliesen sind beliebte Klassiker in Badezimmer und Küche. Doch auch im Wohnbereich halten Fliesen zunehmend Einzug. Ein aktueller Trend sind dabei Fliesen in Holzoptik. Fliesen können Jahrzehnte lang halten. Doch dazu muss man wissen, welche Sorte man für welchen Zweck einsetzen kann. So gibt es wichtige Unterschiede zwischen Steingut- und Steinzeugfliesen. Wer selbst Fliesen verlegt, sollte außerdem diese acht Fehler vermeiden.
Für die Herstellung von Fliesen werden vor allem die Materialien Ton, Talkum, Kaolin, Kreide, Quarz und Feldspat verwendet. Für Wandfliesen eignen sich Kaolintone aus England, der Türkei, Tschechien oder Griechenland. Gebrannt entstehen aus ihnen reinweiße Scherben, erklärt Robert Raschke, Trainer bei der DIY Academy in Köln. Darauf wirke die Farbe der Oberflächenglasur wesentlich gleichmäßiger.
Wandfliesen im Badezimmer sind meist aus Steingut
"Klassische Wandfliesen sind Steingutfliesen", erklärt Jens-Uwe Fellhauer, Geschäftsführer des Industrieverbandes Keramische Platte + Fliese. Das Material der Steingutfliese ist relativ porös, daher eignet sich diese Fliese nicht für den Außenbereich. Sie würde zu viel Wasser aufnehmen und im Winter durch Frost springen. Im Bad bereitet das Material durch die glasierte Oberfläche jedoch keinen Probleme. Steingutfliesen sind außerdem leichter als etwa Steinzeugfliesen, was für bestimmte Wandkonstruktionen eine Rolle spielt, so Fellhauer. Außerdem können sie beim Verlegen einfacher zugeschnitten werden und eignen sich für besondere Dekor-und Glasureffekte.
Steinzeugfliesen sind als Bodenfliesen beliebt
Steinzeug- beziehungsweise Feinsteinzeugfliesen werden vor allem als Bodenbeläge eingesetzt. Bis vor kurzem war ein Verlegen an der Wand mangels geeigneter Fliesenkleber nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Inzwischen kommen Feinsteinzeugfliesen aber immer häufiger auch an der Wand zum Einsatz. Steinzeug ist eine Keramik mit geringerer Wasseraufnahme als Steingut. Daher können diese Fliesen sowohl innen wie auch außen verwendet werden. Für den Außeneinsatz sollte man grundsätzlich nur Fliesen wählen, die vom Hersteller als "frostbeständig" oder "frostsicher" deklariert sind.
Steinzeug beziehungsweise Feinsteinzeug wird bei höheren Temperaturen gebrannt und besitzt eine höhere mechanische Festigkeit als Steingut. Feinsteinzeug unterscheidet sich vom Steinzeug wiederum durch seine extrem niedrige Porosität. Das macht es besonders frostfest.
Unterschiedliche Abriebfestigkeiten bei Steinzeugfliesen
Bei glasierten Steinzeugfliesen muss auf die Beständigkeit geachtet werden. Diese wird in fünf Abriebgruppen kategorisiert. Für Wohnbereiche ohne höhere Beanspruchungen wie Schlaf- oder Wohnzimmer hält Fellhauer die Abriebgruppe 3 und höher für ausreichend. In Küchen, Flur und Dielen oder auf Terrassen eigneten sich eher Fliesen der Abriebgruppe 4 oder höher.
Terrakotta-Fliesen im Innen- wie Außenbereich beliebt
Eine mediterrane Atmosphäre schaffen Böden aus Terrakotta, auch Cotto genannt. Diese Fliesen werden aus rötlichem beziehungsweise gelblichem Ton bei relativ niedrigen Temperaturen gebrannt. Solche Fliesen gibt es für Innenräume und als frostfeste Variante für den Außenbereich. "Die Frostfestigkeit lässt sich erreichen, indem der Ton mit höheren Temperaturen gebrannt wird und der im Material enthaltene Sand schmilzt - so kann Wasser kaum mehr in die Tonfliese eindringen", erklärt Michael Pommer von der DIY-Academy. Für Innenräume müssen die Fliesen imprägniert werden, da sonst Schmutz und Fett eindringen.
Rutschfeste Fliesen im Badezimmer sinnvoll
Der Aspekt Sicherheit ist besonders im Badezimmer wichtig. Rund 250.000 Menschen verunglücken laut der Aktion Das sichere Haus in Deutschland jedes Jahr im Bad. "Ausrutschen in Dusche und Badewanne oder auf glatten, feuchten Fliesen zählen zu den häufigsten Unfallarten", sagt Susanne Woelk, Geschäftsführerin der Aktion. Für mehr Sicherheit sorgen kleine Fliesen mit hohem Fugenanteil. Auch der Einsatz von rutschhemmenden Fliesen sei im Bad, insbesondere bei bodenebenen, begehbaren Duschen, sinnvoll. Die Rutschhemmung entsteht durch eine unterschiedlich stark profilierte oder raue Oberfläche. Das macht die Fliesen allerdings auch wieder schwieriger zu reinigen.
Rutschhemmende Fliesen werden in den Klassen von R9 bis R13 angeboten. Vorgeschrieben sind sie jedoch nur für den industriellen Gebrauch. Für private Bereiche wie Küche, Bad, Eingang oder Außenflächen ist nach dem Industrieverband Keramische Fliesen + Platten e.V. eine rutschhemmende Fliese der Klasse R 9 empfehlenswert. Für eine begehbare Dusche kann eine höhere Klasse, zum Beispiel R10, sinnvoll sein. Für öffentliche Schwimmbäder, Saunen oder Pools (so genannte Barfußbereiche) gibt es außerdem die Klassen A bis C.
Bodenfliesen besonders sinnvoll bei Fußbodenheizung
An den nackten Füßen fühlen sich Fliesen oftmals kalt an. "Wegen ihrer hervorragenden Wärmeleit- und Speicherfähigkeit eignen sich Fliesen im Wohnbereich besonders in Kombination mit einer Fußbodenheizung", erläutert Fellhauer. Dank der guten Wärmeleitung benötige die Fußbodenheizung auch weniger Energie, da sie mit einer geringeren Vorlauftemperatur auskomme. Im Sommer lasse sich mit einer Fußbodenheizung der Boden – und damit das Zimmer – auch kühlen.