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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das sagen Experten Ist Schlösserknacken wirklich so einfach?
In Kriminalfilmen sieht Schlösserknacken oft simpel aus, aber die Realität ist komplexer. Lockpicking ist tatsächlich möglich, aber erfordert spezielle Werkzeuge und viel Geschick.
In Filmen und Serien sieht man häufig, wie Kriminelle, Geheimdienste oder Schlüsseldienste mit Werkzeugen, die wie Haarnadeln aussehen, Schlösser knacken und so ins Haus oder in die Wohnung gelangen. Ist das Realität oder doch nur Fiktion?
Tatsächlich handelt es sich bei der auch als Lockpicking bezeichneten Methode des Türöffnens um eine Fähigkeit, die Kriminelle auch in Deutschland immer häufiger einsetzen, berichtete jüngst die Kriminalpolizei Berlin. In einem Bericht erklären die Experten jedoch, dass die Vorgehensweise in den Kriminalfilmen in der Regel falsch gezeigt wird.
So funktioniert Lockpicking
Beim Lockpicking oder auch "intelligentem Schlossöffnen" werden mit speziell geformten Werkzeugen (Picks) die Kern- und Gehäusestifte im Schließzylinder manipuliert. Dazu wird zuerst "der Spannschlüssel in den Schlüsseleingang geführt und der Zylinder ein Stück nach links oder rechts (abhängig von der Richtung, in der sich das Schloss öffnet) gedreht", erklären die Experten.
Da auf den Stiften nun Druck ausgeübt wird, verbleiben sie in der entsprechenden Position und fallen nicht zurück. Anschließend drängen die Kriminellen mit einem sogenannten Hook-Pick in den Schlüsselkanal des Schlosskerns, drücken die Stifte herunter und drehen nun den Kern des Schließzylinders – genauso wie mit einem Schlüssel. Für letzteres wird jedoch noch ein weiteres Werkzeug benötigt, erklärt die Kriminalpolizei.
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Da die Arbeit sehr viel Fingerspitzengefühl benötigt und zeitintensiv ist, setzen viele Kriminelle inzwischen auf Elektro-Picks. Die Experten erklären die Vorgehensweise so: "Der Elektro-Pick hat eine Stahlfederspitze (Stahlnadel), die von einem Elektromotor in Schwingungen versetzt wird." Anschließend wird eine Stahlnadel in den Schlüsselkanal gedrückt.
Die Stahlnadel überträgt die Schwingen an die Sicherheitsstifte. "Hierdurch erhalten dann alle Kernstifte gleichzeitig einen Impuls, den diese an die Gehäusestifte weitergeben, die nun in das Gehäuse geschleudert werden und die Kernstifte selbst für sehr kurze Zeit in freier Schwebe verweilen lassen." Diesen Zeitpunkt passen die Kriminellen genau ab, um das Schloss entriegeln zu können.
Funktioniert der Trick auch mit einer Haarnadel?
In der Regel sind Haarnadeln zu breit und/oder zu instabil, um sie fürs Schlösserknacken zu verwenden.
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Kann ich mich hiervor schützen?
Die Kriminalpolizei mahnt: "Ein 100-prozentiger Einbruchsschutz ist zwar nie zu gewährleisten, jedoch gibt es diverse Möglichkeiten, sich gegen einen derartigen Angriff zu wehren." Dazu zählt beispielsweise der Einsatz von Schließzylindern mit einer möglichst hohen Sicherheitsstufe. Idealerweise sollten sie mit dem VdS-Zertifikat ausgezeichnet sein.
Die VdS Schadenverhütung GmbH ist Europas größtes Institut für Unternehmenssicherheit. Es bewertet die Qualität und Widerstandsklasse. Je höher die Zahl, desto mühsamer ist der Einbruch für Kriminelle. Ein derart zertifiziertes Schloss ist zudem besser für den Versicherungsschutz der Wohnung.
Um eine Tür sicher zu machen, sollten Sie auf die Drei-Punkt-Verriegelung oder ein Kernschlussbeschlag des Schließzylinders setzen. Aber auch die Verwendung von Tür- und Fensterbeschlägen ist eine wirksame Methode, um einen Einbruch zu verhindern.
- kriminalpolizei.de "Vom Überwinden des Profilzylinderschlosses"
- Interview Till Lenze, www.semper-apertus.com