So schädlich wie eine Packung Zigaretten Forscher finden hohe Zahl krebserregender Stoffe in Putzmitteln
Eine Studie aus den USA hat gängige Reinigungsmittel untersucht. Was die Experten fanden, dürfte Verbrauchern nicht gefallen.
Wer einen Haushalt führt, muss ab und zu mal putzen. Die Wenigsten kommen dieser Pflicht gern nach. Dass regelmäßiges Putzen möglicherweise der Gesundheit schaden könnte, ergab nun eine Studie aus den USA. Demnach können gängige Haushaltsreinigungsmittel gefährliche Chemikalien in die Luft freisetzen, die eine Gefahr für den Menschen darstellen. Forscher der Environmental Working Group (EWG) in Washington untersuchten insgesamt 30 handelsübliche Reinigungsprodukte, davon 28 Putzmittel und zwei Raumerfrischer. Dabei identifizierten sie 193 bedenkliche Chemikalien.
"Die Exposition gegenüber Reinigungsmitteln wird mit einer Schädigung der Atemwege, Neurotoxizität, Schädigung des Fortpflanzungssystems und einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht, wobei die größten negativen Auswirkungen für Arbeitnehmer bestehen, die am Arbeitsplatz exponiert sind", schreiben die Autoren der Studie in der Fachzeitschrift "Chemosphere".
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Die Studie konzentrierte sich auf flüchtige organische Verbindungen (volatile organic compounds/VOC), also Verbindungen auf Kohlenstoffbasis, die bei Raumtemperatur leicht verdampfen. Nicht alle VOC sind schädlich, aber bestimmte Stoffe dieser Gruppe können beim Einatmen ernsthafte Risiken bergen und letztlich sogar eine Krebserkrankung begünstigen, so die Forscher.
Das Team fand in den getesteten Produkten insgesamt 530 einzelne VOC, von denen 193 als gesundheitsgefährdend gelten. Beschäftigte in der Reinigungsbranche sind diesen Chemikalien wiederholt ausgesetzt, was zu einem erhöhten Risiko für Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen führt.
Fenster und Türen öffnen beim Putzen
Eine frühere Studie hatte ergeben, dass das Einatmen von Haushaltsreinigern für die Lungen von Frauen genauso schädlich sein kann wie das Rauchen einer Schachtel Zigaretten pro Tag. Kinder, insbesondere in der frühen Entwicklungsphase, können ebenfalls gefährdet sein. Abgesehen von der menschlichen Gesundheit können die Chemikalien auch die Umwelt schädigen, wenn sie in die Außenluft diffundieren und so zur bestehenden Luftverschmutzung beitragen.
Die Studie lieferte auch Erkenntnisse für Verbraucher. Demnach reduziert die Wahl umweltschonender Produkte die VOC-Emissionen erheblich. Grüne Produkte, die zudem als duftstofffrei gekennzeichnet sind, enthalten dabei deutlich weniger gefährliche Chemikalien als jene mit Duftstoffzusätzen. Die duftstofffreien, grünen Produkte emittierten nur vier gefährliche Chemikalien, wohingegen bei duftenden, grünen Produkten 15 und bei konventionellen Produkten sogar 22 gefährliche Verbindungen gefunden wurden.
Die American Lung Association empfiehlt daher, bei der Verwendung von Reinigungsmitteln unbedingt Fenster und Türen zu öffnen und die Verwendung dieser Produkte in kleinen, geschlossenen Räumen zu vermeiden, um das Gesundheitsrisiko für den Menschen zu reduzieren.
- lung.org: "Volatile Organic Compounds" (englisch)
- sciencedirect.com. "Volatile organic compounds emitted by conventional and "green" cleaning products in the U.S. market" (englisch)
- newsweek.com. "Toxicologists Discover Popular Cleaning Products Can Increase Cancer Risk" (englisch)
- cancer-code-europe.iarc.fr: "In welchen Berufen gibt es ein erhöhtes Krebsrisiko, und was sind die wichtigsten Krebsarten?"