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Schwangerschaft: Ungeborene wissen, welche Lage für sie die Beste ist


Schwangerschaft
Ungeborene wissen, welche Lage für sie die Beste ist

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 16.05.2012Lesedauer: 5 Min.
Was tun, wenn das Baby kurz vor der Geburt noch falsch liegt?Vergrößern des BildesWas tun, wenn das Baby kurz vor der Geburt noch falsch liegt? (Quelle: archiv-bilder)

Wenn man schwanger ist, dann kommt irgendwann der magische Zeitpunkt, an dem man das Baby im Bauch spürt. So lange es noch genügend Platz hat, turnt das Ungeborene munter herum. Wenn der Raum aber knapper wird und sich die Schwangerschaft dem Ende zuneigt, dann bringt sich auch das Kind in Position. Allerdings nicht immer in die gewünschte.

Etwa vier Wochen vor der Geburt haben fast alle Kinder ihre endgültige Position für die Geburt eingenommen. 94 Prozent aller Babys werden mit dem Kopf zuerst geboren. Die "perfekte", weil einfachste und auch üblichste Position, ist dabei die sogenannte "Vordere Hinterhauptslage", bei der das Kind sein Gesichtchen an die Brust drückt und mit dem Hinterkopf voran durch den Geburtskanal wandert.

Auch die so genannten "Sterngucker" liegen mit dem Kopf im Becken, allerdings liegt ihr Rücken auf der Wirbelsäule der Mutter und das Gesicht zeigt nach vorne. Diese "Hintere Hinterhauptslage" gilt ebenfalls als eine geburtstaugliche Lage.

Frauen wissen bei der Geburt instinktiv, was richtig ist

"Ein Sterngucker kann völlig normal zur Welt kommen", nimmt die Hebamme Roswitha Glimm vielen Müttern die Bedenken. "Wenn man bereits vorher feststellt, dass sich das Kind entsprechend positioniert hat, kann man auch im Vorfeld noch versuchen, das Kind dazu zu bewegen, sich zu drehen. Und zwar, indem man sich so oft wie möglich auf allen Vieren bewegt. Auch während der Geburt eines Sternguckers achten wir Hebammen darauf, dass die Mutter möglichst die Position des Vierfüßlerstandes einnimmt. Viele Frauen machen das aber sowieso instinktiv."

Dreht sich das Baby vor Eintritt in den Geburtskanal nicht mehr, dann ist damit zu rechnen, dass es etwas länger dauern wird, bis der kleine Naseweis das Licht der Welt erblickt. Die Frauen haben häufiger starke Rückenschmerzen und manchmal kommt es zu einem Geburtsstillstand und deshalb zum Einsatz der Geburtszange oder Saugglocke.

Wenn der Po zuerst raus möchte

Eine weitere mögliche Position des Kindes ist die sogenannte Beckenendlage, im Mutterpass unter dem Kürzel BEL versteckt. Auch hier gibt es, wie bei der Schädellage (SL) mehrere Möglichkeiten: das Kind sitzt im Bauch und die Beine ragen nach oben, es befindet sich im Schneidersitz oder es steht mit gestreckten Beinen in der sogenannten vollkommenen Fußlage beziehungsweise mit einem angewinkelten Knie in der unvollkommenen Fußlage. Wobei es vor allem dann kompliziert wird, wenn das Kind die Arme nach oben streckt.

Bei der Beckenendlage wird meist ein Kaiserschnitt gemacht

Bis vor einigen Jahren hat man viele Beckenendlagen noch ganz normal entbunden, vorausgesetzt natürlich, eventuelle Risiken wie ein besonders hohes Geburtsgewicht oder eine Beckenanomalie der Mutter konnten vorher ausgeschlossen werden. Roswitha Glimm, Hebamme im Nürnberger Theresien-Krankenhaus und bereits rund 35 Jahre in ihrem Beruf tätig, erinnert sich: "Wichtig bei der Beckenendlagen-Geburt ist es, so wenig wie möglich in den natürlichen Geburtsverlauf einzugreifen, die Fruchtblase so lange wie möglich zu erhalten und viel, viel, viel Geduld mitzubringen." Die Babys wurden dabei zur Sicherheit per CTG dauerüberwacht und die Mutter bekam, wenn nötig, die entsprechenden Schmerzmittel. "Ließ man die Geburt laufen und forcierte nichts, dann kamen die Kinder oft ganz problemlos zur Welt." Unterstützt von Handgriffen wie der Manualhilfe nach Bracht oder dem Veit-Smellie-Handgriff. "Heute allerdings traut man sich das kaum mehr und vor allem Erstgebärende erhalten bei einer Steißlage in der Regel einen Kaiserschnitt."

Neuer Trend in den Kliniken

Auch die Autorin des Buches "Die Hebammensprechstunde" bedauert, dass es den Frauen heutzutage oft nicht mehr ermöglicht wird, eine Beckenendlage spontan zu entbinden. Sie stellt aber fest: "Seit einigen Jahren ist erfreulicherweise wieder ein vorsichtiger Trend an einigen Universitätskliniken zu beobachten, dass die Geburtshelfer es einigen Erstgebärenden wieder ermöglichen, ihr Kind trotz Steißlage auf vaginalem Weg zu gebären."

Ingeborg Stadelmann ist selbst Hebamme und Mutter von drei Kindern und sie rät Schwangeren, bei einer per Ultraschall festgestellten Steißlage erst einmal Ruhe zu bewahren und sich vielleicht auch einmal Gedanken darüber zu machen, was das Baby den Eltern damit mitteilen möchte: "Häufig entsteht die Erkenntnis, dass die Eltern bislang zu selbstverständlich mit der Schwangerschaft umgegangen sind, oder sich zu wenig gemeinsam um diese wirkliche Veränderung und Neuerung gesorgt haben." So manches Mal stellt sie im Gespräch mit den Eltern aber auch einfach fest, dass bereits sie selbst in dieser Position auf die Welt wollten.

Manche Kindslagen müssen in einem Krankenhaus entbunden werden

Möchte man versuchen, eine Beckenendlage spontan zu entbinden, dann muss man sich im Vorfeld einen Arzt suchen, der das auch macht. Die Steißlage ist eine Lage, die in der Klinik entbunden werden muss. Hebammen dürfen sie alleine nicht durchführen. Die Geburt in einem Hebammenhaus oder gar die Hausgeburt fallen also weg. Denn die Gefahr, dass dem Kind etwas während der Geburt zustößt, ist dann doch zu groß.

Geburtsunmögliche Lagen, wie es die Hebammen nennen, sind die Querlage, bei der das Kind mit seinem eigenen Rücken im rechten Winkel zum mütterlichen Rücken liegt beziehungsweise die Schräglage. Irgendetwas hindert das Baby, die richtige Position einzunehmen. Entweder hat es zu viel Platz oder Fehlbildungen der Gebärmutter, eine Fehllage der Plazenta oder andere medizinische Ursachen sind das Problem. Das allerdings ist nur bei weniger als einem Prozent aller Geburten der Fall. Besonders häufig allerdings bei Frauen, die schon mehr als vier Kinder geboren haben.

Vier Möglichkeiten, um die Lage des Babys zu beurteilen

Ärzte und Hebammen haben verschiedene Möglichkeiten, die Lage und Position eines Kindes zu beurteilen. Und in der Regel verwendet man alle, um möglichst sicher zu sein. Zum einen ist da der Ultraschall, der ziemlich eindeutig zeigt, wie das Kind liegt. Unbedingt nötig ist er aber nicht, denn es geht auch mit den sogenannten "Leopoldschen Handgriffen", benannt nach einem Gynäkologen, der im 19. Jahrhundert gelebt hat. Hierbei wird der Bauch der auf dem Rücken liegenden Frau nach einem bestimmten Muster betastet und so die Lage des Babys bestimmt. Eine weitere Möglichkeit ist die vaginale Untersuchung, die allerdings nur dann durchgeführt werden kann, wenn der Muttermund schon ein wenig geöffnet ist. Und zuletzt greift man noch zu einem Trick, teilt den Schwangerschaftsbauch gedanklich in vier Teile und betrachtet die Position der Herztöne. Auch hieraus kann man mit Erfahrung auf die Lage des Kindes schließen.

Das Kind hat manchmal gute Gründe, sich nicht zu drehen

Es gibt einige Möglichkeiten, ein Kind dazu zu animieren, sich doch noch vor der Geburt in die "richtige" Startposition zu drehen. Tut es das nicht, dann könnte es durchaus sein, dass es dafür einen gravierenden Grund hat, den man oft erst nach dem Kaiserschnitt erkennt. "Manchmal ist das mütterliche Becken für eine normale Geburt zu eng, manchmal gibt es auch Komplikationen mit der Nabelschnur oder medizinische Probleme, die dafür sorgen, dass das Kind lieber in seiner vermeintlich ungünstigen Position bleibt", erklärt Roswitha Glimm. Sie weiß aus Erfahrung: "Die Kinder wissen selbst immer am besten, was gut für sie ist." So zeigt sich wieder einmal, dass es immer gut ist, auf seinen Bauch zu hören. Beziehungsweise in diesem Fall: auf das, was drin ist.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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