"Janssen" besser als gedacht Der verkannte Impfstoff
Das Mittel von Johnson und Johnson galt bislang als der am wenigsten wirksame Impfstoff gegen das Coronavirus. Neue Daten aus den USA zeichnen jetzt ein anderes Bild – Fachleute sind verblüfft.
Der Corona-Impfstoff von Johnson und Johnson hat seinen schlechten Ruf womöglich zu Unrecht: Wie jüngste Daten der US-Seuchenschutzbehörde CDC zeigen, schützt das "Janssen" genannte Mittel mindestens genauso gut vor einer Corona-Infektion und einem schweren Covid-Verlauf wie die mRNA-Wirkstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna – vielleicht sogar besser.
Denn aus den Daten der CDC mit Stand vom 22. Januar geht hervor, dass ungeimpfte US-Amerikaner das höchste Infektionsrisiko im Vergleich zu Menschen hatten, die mit Johnson und Johnson geimpft wurden – das Infektionsrisiko war in dem Fall 3,2-mal höher; im Vergleich zu Geimpften mit Biontech/Pfizer betrug der Faktor 2,8 und im Vergleich zu Moderna noch 2,4. In ihrer Wirkung als Booster-Impfstoff schnitten laut CSC alle drei Mittel in etwa gleich gut ab. Insgesamt scheinen Menschen mit der Impfung von Johnson und Johnson also leicht besser geschützt.
"Janssen" schneidet sechs Monate später deutlich besser ab
Das ist erstaunlich, denn im Juni 2021 ergaben die Daten der CDC ein ganz anderes Bild. Zu diesem Zeitpunkt schien der Wirkstoff von Moderna den besten Schutz vor dem Coronavirus zu bieten, während die meisten Impfdurchbrüche bei Geimpften mit Johnson und Johnson zu verzeichnen waren. Das Mittel von Biontech/Pfizer lag damals im Mittelfeld. Jetzt rätseln Forschende, warum die Schutzwirkung von "Janssen" über die Zeit besser zu werden scheint.
Bei dem Mittel handelt es sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff. Dabei dient ein für den Menschen harmloses Virus, in diesem Fall das Adenovirus "Ad26", als Transportmittel in die menschlichen Zellen. Das Erbgut des Adenovirus wird so verändert, dass es an seiner Oberfläche das charakteristische Spike-Protein des Coronavirus ausbildet. Das Immunsystem erkennt das Spike-Protein und bildet Antikörper dagegen.
"Sie könnten schlicht ein anderes Immunitätsprofil haben"
"Der verwendete Vektor könnte überraschende Eigenschaften haben, die wir nicht erwartet hatten", sagt der Impfstoffexperte Larry Corey der "New York Times". Corey hat bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen das Aids auslösende HI-Virus bereits gute Erfahrungen mit dem Adenovirus gemacht: "Der Vektor ist viel stabiler als jede Trägerplattform, mit der wir bisher gearbeitet haben". Die Daten der CSC seien in jedem Fall interessant und sollten weiter untersucht werden, so Corey.
Eine Möglichkeit besteht seiner Ansicht nach darin, dass die von "Janssen" angeregten Antikörper länger erhalten bleiben als bei anderen Impfstoffen. Der über die Zeit abnehmende Antikörper-Spiegel spielt eine wichtige Rolle bei Impfdurchbrüchen. Eine andere Möglichkeit sieht Corey darin, dass die Antikörper nach einer "Janssen"-Impfung mit der Zeit besser darin werden, Erreger zu erkennen und zu bekämpfen.
Davon sind aber nicht alle Fachleute überzeugt. Die Biostatistikerin Natalie Dean etwa gibt zu bedenken, dass Menschen mit dem Impfstoff von Johnson und Johnson vielleicht schon früher einen Impfdurchbruch erleben als Geimpfte mit anderen Mitteln. Auch dann würden sie mit der Zeit eine höhere Immunität entwickeln als nur mit der Impfung. "Sie könnten schlicht ein anderes Immunitätsprofil haben", sagte Dean der "New York Times".
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- New York Times: As Virus Data Mounts, the J.&J. Vaccine Holds Its Own