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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach positivem Test Wann brauche ich mit Corona einen Arzt?
Der Anteil positiver PCR-Tests in Deutschland ist so hoch wie nie. Die Variante Omikron verursacht jedoch meist nur milde Krankheitssymptome. Wie Sie diese lindern können und wann Sie doch einen Arzt aufsuchen sollten.
Unter Omikron ist das Ansteckungsrisiko stark erhöht – auch für Geimpfte. Ihr Vorteil ist jedoch: Sie erkranken in der Regel nicht schwer. Doch wie erkennt man, dass eine Verschlechterung drohen könnte? Viele Menschen, die sich nach einem positiven Test in häusliche Isolation begeben, haben Ängste vor dem, was auf sie zukommen könnte.
Der Allgemeinmediziner Martin Scherer kennt diese Sorgen. Der wichtigste Tipp des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin lautet daher: gelassen bleiben.
Für die Einschätzung der Symptome gibt Scherer die folgende Orientierungshilfe: "Ein leichter Verlauf muss sich anfühlen wie eine Erkältung. Alles, was darüber ist, wenn man sich also richtig krank fühlt, da sollte man den Hausarzt konsultieren."
Einige Hilfsmittel können bereits früh eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes ankündigen oder milde Symptome lindern. Dazu zählen:
Fieberthermometer beobachten
Fieber ist eine Abwehrreaktion des Körpers. Bei einer erhöhten Körpertemperatur laufen viele Reaktionen zur Abwehr von Eindringlingen (Viren, Bakterien) schneller ab. Bei Corona kann ansteigendes Fieber ein Warnsignal sein. Zeigt das Fieberthermometer dauerhaft über 38 Grad mit ansteigender Tendenz, ist es ratsam, den Hausarzt zu kontaktieren.
Der Berliner Allgemeinmediziner Ilker-Akgün Aydin erklärte im RBB, dass Fieber auch bei zunächst milde erscheinenden Verläufen auftreten kann: "Nach ungefähr einer Woche kann es zu einer Verschlechterung kommen. Fieberanstieg kann einen Hinweis für eine Verschlechterung der Erkrankung geben im Sinne einer Lungenentzündung, die sich vielleicht gerade entwickelt."
Pulsoxymeter misst die Sauerstoffversorgung
Das Gerät, das an einen Finger angebracht wird, zeigt den Puls und die Sauerstoffsättigung im Blut an. Fällt speziell die Sauerstoffversorgung stark ab, kann auch dies ein Alarmsignal für eine sich entwickelnde Lungenentzündung sein.
Der Einsatz ist unter Experten jedoch umstritten. So erklärte der Pneumologe Klaus Rabe im "Deutschen Ärzteblatt" eine solche Überwachung der Werte sei plausibel. Und er definierte Untergrenzen, ab denen die Werte kritisch werden könnten. Demnach sei bei Patienten ohne Vorerkrankungen 90 Prozent Sättigung als Untergrenze anzusehen, bei älteren oder vorerkrankten (etwa mit COPD) dürften es 88 Prozent sein.
Andere Experten raten eher vom Gebrauch ab. So könnten die Messungen zu ungenau sein oder die individuelle Handhabung zu Messverzerrungen führen.
Der Pneumologe Jens Geiseler rät eher dazu, die Atemfrequenz zu überwachen. Normalerweise atme man 12 bis 16 Mal pro Minute, erklärte Geiseler. "Die Patienten, die in der Frühphase einer solchen Lungenentzündung zu uns kommen, haben häufig eine Atemfrequenz von 22 bis 24 Zügen pro Minute, aber keine Luftnot", sagte er.
Klassische Erkältungsmittel lindern Symptome
Zeigt die Corona-Infektion nur milde Symptome, sind diese vergleichbar mit den Anzeichen einer Erkältung: Husten, Schnupfen, Halskratzen, Kopf- und Gliederschmerzen. Hier helfen auch die klassischen Erkältungsmittel.
Gegen Kopfschmerzen können zum Beispiel Mittel wie Ibuprofen, Aspirin oder Paracetamol eingesetzt werden. Bei Schnupfen helfen Nasensprays, bei Halskratzen Lutschpastillen. Das Inhalieren mit Salz oder Salbei kann ebenfalls Linderung verschaffen. Auch ein Wannenbad kann helfen. Scherer: "Wer gerne badet, für den kann das angenehm sein."
Die richtige Ernährung und ausreichend lüften
Der allgemeine Ratschlag bei einer Erkältung und folglich auch nach einer Corona-Infektion, die gleiche oder ähnliche Symptome zeigt, viel zu trinken, ist tatsächlich wissenschaftlich nicht belegt. Wer jedoch Fieber hat, sollte diesen Rat unbedingt befolgen, denn so kann der Flüssigkeitsverlust durch das vermehrte Schwitzen ausgeglichen werden. Und wer Schmerzmittel einnimmt, sollte dazu viel Wasser oder Tee trinken, damit wird der Magen geschont.
Wichtig ist, auch bei wenig Appetit fett- und kohlenhydratreich zu essen, um dem Körper Energie zuzuführen. Salzige Brühen können wohltuend wirken, denn Salz bindet Wasser im Körper, sodass die Nasenschleimhäute besser abschwellen.
Und: Lüften Sie regelmäßig. So trocknen die Schleimhäute durch die sonst zirkulierende Heizungsluft weniger aus. Zudem wird die Viruslast in der Umgebung gesenkt.
Wann sollte ein Arzt kontaktiert werden?
Scherer nennt diese Symptome als Warnzeichen: ein Gefühl der totalen Entkräftung, hohes Fieber, dauerhafter Husten und Atemnot. Auch eine erhöhte Atemfrequenz ohne Luftnot kann ein mögliches Alarmsignal sein. Eine normale Atemfrequenz liegt bei gesunden Erwachsenen bei rund 12 bis 16 Atemzügen pro Minute.
"Einen Arzt sollte man rufen, wenn der Atem und der Puls sehr schnell werden, so wie man es bis dahin noch nie erlebt hat, oder wenn sich das Atmen anfühlt, als hätte man Asthma, ohne sonst Asthmatiker zu sein", erklärt auch der Allgemeinmediziner Uwe Popert auf zeit.de.
Doch: Auch Angst kann diese Symptome auslösen. Daher bei kurzem Herzrasen nicht in Panik verfallen und 15 bis 30 Minuten abwarten.
"Wenn sich nichts ändert, Sie stundenlang so einen sehr hohen Puls und Atemnot haben, besonders als älterer Mensch und als Patient mit Vorerkrankungen und einem höheren Risiko für schwere Covid-Verläufe, sollten Sie einen Arzt holen. Das gilt auch bei Verwirrtheit oder wenn Sie plötzlich ungewohnte Schwierigkeiten mit dem Steigen von Treppen haben", so Popert.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist auch nachts und am Wochenende unter der Telefonnummer 116 117 erreichbar.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- RBB Praxis
- Nachrichtenagentur dpa
- zeit.de
- Eigene Recherche