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Folgen von Corona: Droht uns ein schlechter Grippeimpfstoff?


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"In der Saison ist es zu spät"
Weshalb Corona für Probleme bei der Grippeimpfung sorgt


Aktualisiert am 21.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Impfung: Der Piks gegen Grippe könnte in diesem Jahr weniger wirksam sein.Vergrößern des Bildes
Impfung: Der Piks gegen Grippe könnte in diesem Jahr weniger wirksam sein. (Quelle: coldsnowstorm/getty-images-bilder)
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Wegen der Anti-Corona-Maßnahmen fiel die letzte Grippewelle hierzulande aus. Das könnte Folgen für die Wirksamkeit der Grippeimpfstoffe in diesem Jahr haben.

Das Corona- und das Influenzavirus haben den gleichen Übertragungsweg: Es handelt sich um sogenannte respiratorische Viren, die über die Atemwege übertragen werden. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wurde in Deutschland Ende April 2020 die Maskenpflicht eingeführt, die bis heute in vielen Bereichen weiter besteht. Sie galt auch im letzten Winter.

Die Folge: Eine Grippewelle blieb aus, denn das Grippevirus bekam kaum eine Chance zur Ausbreitung. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut (RKI) verzeichnete im Herbst/Winter 2020/2021 gerade mal 585 labordiagnostisch nachgewiesene Grippefälle, 17 Menschen starben an der Viruserkrankung.

Grippewelle 2020/21 ausgefallen

Zum Vergleich: In der Saison 2019/2020 wurden 187.500 Fälle bestätigt, 1.000 Menschen starben. Die Welle 2017/18 galt als die schwerste der letzten 30 Jahre. Nach RKI-Schätzungen starben 25.000 Menschen.

Weltweit war das gleiche Phänomen zu beobachten. In den USA gab es in der Saison 2020/2021 etwa 700 Todesfälle durch Influenza. Nach Schätzungen waren es in der Vorsaison 22.000 Todesfälle. Das könnte weitreichende Folgen für die Qualität des diesjährigen Impfstoffes haben. So warnte der Präsident des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler jüngst: "Die Datenbasis, auf der der Impfstoff erarbeitet wurde, ist nicht so gut wie die Datenbasis der Vorjahre."

Unklar, welche Grippe-Stämme grassieren

Der Immunologe Andreas Radbruch, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin, erklärt im Gespräch mit t-online: "Es gibt verschiedene Stämme der Influenzaviren. Die Auswahl des saisonalen Impfstoffes basiert auf den Stämmen, die in den letzten zwölf Monaten vor unserer Grippesaison auf der Welt zirkulierten. Nun gab es aber kaum Influenzainfektionen, sodass nicht klar ist, welche Stämme sich diesmal bei uns durchsetzen werden, falls es denn zu einer Grippewelle kommt."

Die Folge: Der diesjährige Grippeimpfstoff könnte in seiner Wirksamkeit vermindert sein. "Der Impfstoff muss ja vor der Grippesaison produziert und möglichst auch verimpft werden. In der Saison ist es zu spät, den Impfstoff zu modifizieren", erläutert Radbruch. "Also mixt man Impfstoffe gegen verschiedene Stämme zusammen, sodass mit großer Wahrscheinlichkeit die relevanten Stämme mit der Impfung abgedeckt sind." Ganz sicher ist dies jedoch nicht.

Parallelimpfung gegen Corona und Grippe möglich

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, erklärte, es sei wünschenswert, dass die Corona- wie die Influenza-Impfung möglichst zeitgleich verabreicht werden könnten. Der "Rheinischen Post" sagte er, "das Wichtigste für den zweiten Corona-Herbst wird sein, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, und das nicht nur gegen das Coronavirus, sondern auch gegen die Grippe".

Auch der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hält eine Grippeschutzimpfung zusammen mit einer Impfung gegen das Coronavirus für unbedenklich. Nach allen vorliegenden Daten "scheint das kein großes Problem zu sein", sagte er dem Mitteldeutschen Rundfunk. Es gebe keine Hinweise darauf, dass bei einer gleichzeitigen Impfung einer der beiden Impfstoffe nicht mehr wirke.

Krankenhäuser bereiten sich vor

Das rät auch Andreas Radbruch. Da die Risikogruppe für schwere Verläufe bei beiden Viren – dem Corona- und dem Influenzavirus – weitgehend gleich ist, könnten auch Menschen, die die dritte Corona-Impfung bekommen, sich gleich gegen Grippe mitimpfen lassen. "Das ist immunologisch sinnvoll. Der Körper produziert dann parallel spezialisierte Antikörper gegen Corona- und Influenzaviren", so Radbruch. Heftigere Nebenwirkungen als bei einer Einzelgabe der Impfungen seien nicht zur erwarten.

Nach Ansicht von Lothar Wieler lässt sich nicht abschätzen, ob wir in diesem Jahr eine starke Grippewelle erleben. "Wenn wir eine Influenza-Welle bekommen, kommt sie obendrauf auf die vierte Corona-Welle." Die Krankenhäuser bereiteten sich bereits auf dieses Szenario vor. Radbruch gibt zu Bedenken: "Wenn wir die Abstands- und Hygieneregeln zur Eindämmung des Coronavirus beibehalten, kann diese auch abgewendet werden."

Die Stiko empfiehlt eine Grippeimpfung unter anderem für Menschen ab 60 Jahren, für Schwangere, Vorerkrankte und für medizinisches Personal. Für gesunde Unter-60-Jährige und Kinder gibt es keine explizite Empfehlung – die Stiko rät aber auch nicht davon ab.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Andreas Radbruch
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