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"No Covid"-Strategie: Was bedeuten rote und grüne Corona-Zonen?


"Grüne Zonen", "rote Zonen"
Was steckt hinter dem "No Covid"-Konzept?

Von dpa, t-online, sms

Aktualisiert am 14.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Menschen im Lockdown: Könnte die "No Covid"-Strategie eine Lösung für einen normalen Alltag sein?Vergrößern des Bildes
Menschen im Lockdown: Könnte die "No Covid"-Strategie eine Lösung für einen normalen Alltag sein? (Quelle: IPA Photo/imago-images-bilder)

Neben den Verfechtern von "Zero Covid" gibt es auch die "No Covid"-Initiative. 14 Wissenschaftler haben dazu kürzlich ihren Plan für Corona-freie "grüne Zonen" in Europa präsentiert. Was bedeutet das?

Grüne Zonen, in denen es keine Corona-Infektionen gibt, keine Beschränkungen und somit nahezu ein normales Leben: Das ist grob gesagt das, was sich 14 Wissenschaftler unter dem "No Covid"-Konzept vorstellen. Zusätzlich soll es aber strenge Regeln geben, um diese Zonen zu schützen, und es würde beispielsweise auch "rote Zonen" geben.

Was bedeutet das "No Covid"-Konzept?

Das "No Covid"-Konzept stammt von der gleichnamigen Initiative, die in einem Strategiepapier zentrale Punkte vorgeschlagen hat, um die Pandemie in Europa zu stoppen. Das Papier der Wissenschaftler zeigt einen nachhaltigen Weg zur Bewältigung der Pandemie. Neuinfektionen, Todesfälle und weitere Lockdowns sollen so vermieden werden.

Das Konzept besteht dabei aus drei Kernelementen: "Erstens ein schnelles Absenken der Infektionszahlen auf Null. Zweitens die Vermeidung der Wiedereintragung in hierdurch errichteten grünen Zonen durch lokale Mobilitätskontrollen, Tests und Quarantänen. Drittens ein rigoroses Ausbruchsmanagement bei sporadischem Auftreten neuer Fälle."

Wie soll die Strategie konkret umgesetzt werden?

Die Wissenschaftler präsentieren in ihrem Strategiepapier vier wesentliche Schritte des "No Covid"-Konzepts:

  1. Beschränkungen des Alltagslebens sollen dort örtlich aufgehoben werden, wo die Pandemie unter Kontrolle ist und es 14 Tage lang keine Neuinfektionen unbekannten Ursprungs gibt. Damit gemeint sind Corona-Fälle, die keiner vorher schon entdeckten und isolierten Infektionskette zugeordnet werden können. Diese Bereiche gelten als "grüne" Zonen, dem gegenüber gibt es "rote Zonen".
  2. Eine paneuropäische "No Covid"-Partnerschaft, um das Zonenmodell über Ländergrenzen hinaus umsetzen zu können. Das könnte nach Einschätzung der Wissenschaftler auch gelingen, sofern sich genügend gleichgesinnte Kommunen finden, auch wenn nicht alle Regierungen mitmachen.
  3. Eine umfassende Teststrategie mit besserer und schnellerer Kontaktnachverfolgung als bisher, inklusive der Isolation von Verdachtsfällen und Kontaktpersonen.
  4. Vorschläge für die Wirtschaft: Unternehmen sollen möglichst flächendeckend und umfassend zur Arbeit im Heimbüro angehalten werden, ohne dies zur Pflicht zu machen. Unternehmen sollen außerdem ihre Hygienekonzepte an die Standards in der Medizin anpassen. Sofern Verschärfungen des Lockdowns notwendig werden sollten, soll die Industrie so lange wie möglich weiter produzieren dürfen.

Was sind "rote" und "grüne" Zonen?

Die Covid-freien "grünen Zonen" sollen durch drastische Reisebeschränkungen geschützt werden: Menschen aus "roten Zonen", in denen es lokale Infektionen außerhalb von Quarantäne oder Isolation gibt, sollen "grüne Zonen" nicht besuchen dürfen. Die der Corona-Einschränkungen müden Bürger sollen durch die Aussicht auf "grüne Zonen" motiviert werden, sich an die Regeln zu halten. Pendler zwischen "grünen" und "roten Zonen" und ihre Arbeitgeber sollen besonderen Kontrollen und Auflagen unterliegen.

Müssen Grenzen innerhalb Europas dafür geschlossen werden?

Politikwissenschaftlerin Elvira Rosert hat in einem Interview der Universität Hamburg erklärt, dass die innereuropäischen Grenzen "die man offenhalten will, Teil der Lösung sind". Offene Grenzen seien somit ein Anreiz, mehr grüne Zonen zu schaffen. "Wenn sich die europäischen Staaten darauf einigen, dass sie diese Strategie verfolgen und die Maßnahmen miteinander abstimmen, besteht die Chance, dass die Grenzen auch langfristig offengehalten werden können", betont die Wissenschaftlerin.

Wer sind die "No Covid"-Wissenschaftler?

Beteiligt an der Initiative sind Forscher aus mehreren Disziplinen von Medizin über Pädagogik bis Volkswirtschaft. Zu den Autorinnen und Autoren zählen unter anderem die Virologin Melanie Brinkmann und der Physiker Michael Meyer-Herrmann vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, sowie die Ökonomen Clemens Fuest und Andreas Peichl vom Münchner ifo-Institut.

Die Virologin Isabella Eckerle erklärt auf Twitter, dass das Ziel ihres Konzepts die "Durchbrechung toxischer und ineffektiver Jo-Jo-(Semi-)Lockdowns" sei. Das werde so lange relevant sein, bis eine Herdenimmunität durch Impfungen erreicht wurde.

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Brinkmann warb beispielsweise für die "No Covid"-Strategie, zu der ihrer Meinung nach gehört: "Eine konsequent durchgesetzte Kontaktvermeidungsstrategie, um die Zahlen sehr schnell zu senken. Damit ließe sich die Sieben-Tage-Inzidenz zügig unter zehn drücken. Die Gesundheitsämter könnten wirklich wieder Infektionsketten nachverfolgen, und wir alle bekämen unser Leben zurück. Zumindest ein Leben, so ähnlich wie im Sommer 2020. Dieses Larifari des 'Hier ein bisschen Homeoffice, dort ein improvisiertes Hygienekonzept', das muss aufhören."

Was ist der Unterschied zu "Zero Covid"?

Die "No Covid"-Initiative ist nicht identisch mit der "Zero Covid"-Gruppe, die einen weitreichenden und längeren Lockdown fordert. Diese Forderung halten ifo-Präsident Fuest und die bei "No Covid" mitarbeitenden Ökonomen wegen der damit verbundenen immensen wirtschaftlichen Folgekosten für einen Irrweg.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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