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Coronavirus: Handschuhe kein Schutz – sondern eine "hygienische Sauerei"


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Vermeintlicher Schutz
Corona: Warum Handschuhe eine "hygienische Sauerei" sind


Aktualisiert am 16.01.2021Lesedauer: 3 Min.
Latexhandschuhe: Träger versprechen sich vom Tragen der Handschuhe einen Schutz vor Keimen.Vergrößern des Bildes
Latexhandschuhe: Träger versprechen sich vom Tragen der Handschuhe einen Schutz vor Keimen. (Quelle: South_agency/getty-images-bilder)
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Die Träger wollen sich gegen Keime und das Coronavirus schützen. Doch ein Arzt warnt: Wer medizinische Handschuhe verwendet, riskiert eine "Kloake an den Händen".

Seit die Corona-Krise sich verschärft hat, sieht man immer wieder Menschen in der Öffentlichkeit mit Einweg- oder sogar Gummihandschuhen. Die Träger hoffen, sich so vor dem gefährlichen Virus zu schützen. Doch ein Arzt warnte schon vor einiger Zeit: Das ist ein gefährlicher Irrglaube.

Dr. Marc Hanefeld ist Facharzt für Allgemeinmedizin. Zuvor hat der Mediziner in einem Krankenhaus als Facharzt für Anästhesie, spezielle Intensiv- und Notfallmedizin gearbeitet und war auch für ärztliches Qualitätsmanagement verantwortlich. Er sagte t-online.de: "Handschuhe vermitteln eine Scheinsicherheit." Für Hanefeld hat das Tragen von Handschuhen in der Öffentlichkeit, etwa beim Einkaufen, eher die Wirkung von Psychohygiene.

Auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter äußert sich der Mediziner kritisch. "Das ist eine hygienische Sauerei großen Ausmaßes.", schrieb der Arzt zum Tragen der Handschuhe in der Öffentlichkeit.

Hanefeld nennt mehrere Gründe für seine starke Ablehnung von medizinischen Handschuhen in der Öffentlichkeit.

1. Medizinische Handschuhe sind porös

Träger von Einweghandschuhen aus Silikon haben das Gefühl, ihre Haut sei durch eine sichere Barriere umgeben – und sie seien vor allen Umwelteinflüssen und auch Viren geschützt. Doch laut Hanefeld seien die Handschuhe porös. Im medizinischen Alltag würden sie gegen grobe Verunreinigungen eingesetzt.

"Die normalen Handschuhe aus Latex oder Vinyl, die Sie kaufen können, sind nicht sicher, weil sie nicht dicht sind.", sagte Hanefeld auch t-online.de. Sogar spezielle Nitril-Handschuhe, die etwa in Laborumgebung eingesetzt werden, seien nicht unbedingt für alltägliche Belastungen wie Einkaufen geeignet. "Sie packen dieses und jenes an beim Einkauf und heben dann noch Wasserkisten: Ob der Nitril-Handschuh das mitmacht, ist fraglich", so der Mediziner.

Ältere Untersuchungen zur Durchlässigkeit von medizinischen Handschuhen stützen Hanefelds Aussagen. Sie zeigen, dass viele Modelle von medizinischen Handschuhen in Tests Wasser und Blut durchlassen.

2. Handschuhe verbreiten Keime

Umgekehrt geben die medizinischen Handschuhe aber viele Keime ab – mehr als Haut ohne Handschuhe. "Wer mit Handschuhen durch die Gegend läuft und alles anfasst, gibt mehr Keime ab, als nur durch die Haut", sagte Hanefeld.

Dr. Ojan Assadian, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, sagte auf der Website pflegen-online.de, dass durch Latex- oder Vinylhandschuhe das Tausendfache an Bakterien übertragen würde.

3. Bakterien vermehren sich unter dem Handschuh

Hanefeld wies auf Twitter auch darauf hin, dass sich unter den Handschuhen Keime vermehren. Träger sollten deshalb vor und nach dem Tragen ihre Hände desinfizieren.

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Ansonsten hätten Handschuhträger trotz aller guten Absichten eine "Kloake an den Händen".

Das gelte etwa auch für Küchenhandschuhe. Diese sind für gewöhnlich dicht. Doch laut Hanefeld ist das mikrobielle Milieu der Hände und Handflächen "nach dem Tragen katastrophal". Denn in den Handschuhen sei es warm und feucht. Eine ideale Umgebung für Keime.

Handschuhe für Kassenpersonal

Hanefeld äußerte sich auch skeptisch hinsichtlich des Einsatzes von Handschuhen für Kassenpersonal in Supermärkten. Die Handschuhe würden das Personal an Kassen nur geringfügig vor Keimen schützen. "Die Mitarbeiter fassen viele Dinge an: das Geld, die Produkte und immer wieder auch sich selbst ins Gesicht", so der Mediziner, "Handschuhe vermitteln da eine Pseudosicherheit".

Was der Arzt rät

Statt Handschuhe zu tragen, rät Hanefeld zu simplen Verhaltensmaßnahmen. Sinnvoller als Handschuhe zu tragen, sei eine Basis-Handhygiene einzuhalten. "Husten Sie in Ihre Ellenbeuge. Waschen Sie Ihre Hände. Fassen Sie sich nicht ins Gesicht".

Statt Handschuhen sollten Kassiererinnen andere Unterstützung erhalten: "Die Vorgesetzten sollten eher dafür sorgen, dass die Mitarbeiter an den Kassen öfter wechseln und alle genügend Zeit für die Handhygiene haben", so Hanefeld. Das gelte seiner Meinung nach auch für medizinisches Personal in Krankenhäusern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Twitter-Account Dr. Marc Hanefeld
  • Jama Surger: Glove Leakage Rates as a Function of Latex Content and Brand
  • American Journal of Infection Control: Permeability of Latex and Vinyl Gloves to Water and Blood
  • Pflegen-online.de: Keimschleuder Einmalhandschuhe
  • Eigene Recherche
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