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Ferber-Methode spaltet Leser in Schlaf-Diskussion


Schlaf-Debatte
"Ohne Grund schreit ein Baby nicht!" Ferber-Buch spaltet die Leser

t-online, rev; Simone Blaß

23.09.2013Lesedauer: 5 Min.
Einfach schreien lassen: So denken viele Befürworter der sogenannten Ferber-Methode. "Ganz schlimm!" sagen andere.Vergrößern des Bildes
Einfach schreien lassen: So denken viele Befürworter der sogenannten Ferber-Methode. "Ganz schlimm!" sagen andere. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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"Schluss mit JKKSL!" So lautet der Titel einer Petition, die eine Mutter startete, um weitere Ausgaben des Eltern-Ratgebers "Jedes Kind kann schlafen lernen" (JKKSL) zu verhindern. "Zum Schutze der Kinder und Eltern" müsse das Buch endlich vom Markt genommen werden. Was die Debatte vor allem mal wieder beweist: Es gibt kaum ein Thema, das unter Eltern für mehr Aufregung sorgt, als das Schlafen. Auch die Leser von t-online.de haben sich mit Kommentaren im Elternportal und auf Facebook an der hitzigen Diskussion beteiligt.

So funktioniert die Ferber-Methode

Ferber-Methode heißt: Das Kind wird wach ins Bett gelegt, während die Eltern nach kurzem Einschlafritual das Kinderzimmer verlassen, um bei Bedarf nach festgelegten Minutenabständen zurückzukehren. Dabei wird das Kind zwar kurz getröstet, wenn es weint, aber nicht herausgenommen oder zum Beispiel mit dem Schnuller beruhigt. Nach zwei bis drei Tagen, spätestens aber nach zwei Wochen soll es gelernt haben, wieder von selbst einzuschlafen. Grundlage ist die These, dass jedes Verhalten erlernt wurde und somit auch wieder abtrainiert werden kann. Die Methode verlangt viel Geduld, von einem Abbrechen ist laut Vertretern der Ferber-Methode aber abzuraten: Das Kind lernt dann, dass es nur lange genug schreien muss, um zu bekommen, was es will.

"Ohne Grund schreit ein Baby nicht!" Das sagen die Ferber-Kritiker

Umstritten ist die Methode, die dem Ansatz von Kinderarzt und Schlafexperte Richard Ferber folgt, seit jeher. Viele Eltern und Kinderpsychologen lehnen die Ferber-Methode strikt ab - so auch Tanja Wiemann, die Verfasserin der Petition "Schluss mit JKKSL!". Sie behauptet, dass "geferberte" Babys "im späteren Leben unter Schlaf- oder Bindungsstörungen, gemindertem Selbstbewusstsein bis hin zu psychosomatischen Erkrankungen leiden" könnten.

Zahlreiche Leser von t-online.de verfechten auf der Facebook-Seite unseres Elternressorts eine ähnliche Meinung wie die Ferber-Kritikerin:

  • Amray Berlt: "Mit Familienbett sind solche herzlosen Methoden absolut unnötig - alle können am besten so schlafen oder stillen."
  • Andrea Jäger: "Ich habe da noch nie etwas von gehalten. Beide Kinder haben bei mir im Bett geschlafen - mit mir neben sich -, das hört irgendwann von alleine auf."
  • Meral Müller: "Ein Baby [...] schreien zu lassen, finde ich schrecklich. Ohne Grund schreit ein Baby nicht."
  • Nadine Spadafora: "Am besten sind die Eltern, die ganz stolz erzählen, wie es dann klappt mit der Methode! Klar, irgendwann schlafen die Babys aus voller Erschöpfung ein und fühlen sich allein gelassen. Ganz schlimm."
  • Projekt Kinder an die Macht: "Die Folgen können fatal sein und gehen von möglichen Panikattacken über die Unfähigkeit, Hilfe für sich einzufordern bis zu weiteren psychosomatischen Problemen im späteren Leben. Das Baby kann kein Urvertrauen aufbauen. Die Eltern-Kind-Bindung kann beeinträchtigt oder gar gestört werden! Zudem leidet das Gehirn: Wenn Babys schreien steigt die Herzfrequenz, der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, womit die Versorgung des Gehirns sich verschlechtert. Die Folgen dessen kann man sich ausmalen!"
  • Daniela Saar: "Manche Babys schlafen von sich aus allein ein, manche nicht. Dazu zwingen und schreien lassen: auf keinen Fall. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich daran denke, wie oft das praktiziert wird! Vielleicht sollte man ihnen das geben, was sie brauchen? Nähe, Geborgenheit. Und nicht ständig etwas aufzwingen."

Trotzdem: Das Buch hat immer noch viele Befürworter

Doch trotz aller Kritik an der Ferber-Methode, veraltet ist sie offensichtlich nicht. Davon zeugt ein aktuelles Voting von t-online.de: "Was halten Sie von dem Buch 'Jedes Kind kann schlafen lernen'?" wollten wir von den Lesern wissen. Nur 30,1 Prozent meinen, dass die weitere Veröffentlichung des Ratgebers gestoppt werden müsse. Gut 40 Prozent finden hingegen, dass das Buch brauchbare Lösungsansätze zum Einschlafen enthalte und etwas mehr als 18 Prozent halten das Buch für "richtig gut". Weitere 11,2 Prozent der 3091 Umfrageteilnehmer haben dazu keine Meinung.

Während die Eltern, die auf unserer Facebook-Seite "Eltern-Welt" kommentierten, sich darin einig waren, dass die Ferber-Methode schädlich sei, ergibt sich aus vielen Kommentaren im Elternportal ein anderes Bild:

  • Mone66: "Also bei mir hat diese Methode auch funktioniert. Aber nicht weil ich das Buch gelesen habe, sondern weil es mir meine Mutter so empfohlen hat, ohne dieses Buch überhaupt zu kennen! Es wird immer schlimmer mit den sogenannten 'Gluckeneltern', die ihre Kinder ständig ins Bett holen, im Auto oder Kinderwagen nachts spazieren fahren, nur damit das Kind endlich schläft. Und dann wundern sie sich, wenn die Ehe darunter leidet, wenn ständig das Kind dann doch im Elternbett landet."
  • schwarz-baisweil: "Wie immer schreien die am lautesten, die am wenigsten verstanden haben. Ich finde nichts dabei, erst einmal abzuwarten, ob der Kleine sich wieder von alleine beruhigt."
  • Nadine: "Wir haben es nach der Ferber-Methode mit unserem Sohn durchgezogen. Hat zwei Tage gedauert, bis er von alleine ein- und durchschlafen konnte. Ein Traum!"
  • Freiheitlicher: "Kinder erzieht man bis zum dritten Lebensjahr oder gar nicht, weil danach Hopfen und Malz weitgehend verloren ist. So manch einer merkt zu spät, dass er mit dem ständigen Nachgeben im Kleinkindalter kleine 'Terroristen' erzogen hat."
  • jana29: "Bei der Ferber-Methode geht es nicht ums einfach schreien lassen. Das Kind bekommt Zuwendung, es wird nicht allein gelassen, aber abgekoppelt vom Schreien. Es macht die Erfahrung, meine Eltern kommen immer wieder, egal ob ich schreie oder nicht und das gibt Sicherheit und das Kind lernt, ich muss nicht schreien. Wir haben damit super Erfahrungen gemacht, es dauerte bei beiden Kindern zwei Abende - beide inzwischen erwachsen, ohne all die angeblichen schlimmen Folgen für die Kinderseelen.
  • Mutti13: "Ich habe das Buch gelesen und halte es für absolut hilfreich! Es geht nicht darum, die Kinder schreien zu lassen, sondern darum, dass sie lernen ohne Angst im eigenen Bett zu schlafen. Auch mit drei oder sieben, wenn es darum geht, gar nicht erst ins Bett zu wollen. Wer sein Kind noch mit fünf im elterlichen Bett haben möchte, bitte. Aber für uns Eltern, die ihr Bett für sich haben wollen, ist dieses Buch ein Muss!

Jedes Kind braucht eine eigene Methode

Es zeigt sich, wie kontrovers die Debatte auch 28 Jahre, nachdem "Jedes Kind kann schlafen lernen" erstmals erschien, noch immer geführt wird - und das obwohl Richard Ferber sich selbst zum Teil von der Methode distanziert hat. Zudem hat Ferber immer wieder darauf hingewiesen, dass er dieses Programm erstens für Kinder entwickelt hat, die älter als ein Jahr sind und es zweitens als eine Art Notbremse für Eltern am Ende ihrer Kraft gedacht ist. Die Methode sollte nie ein Freifahrtschein dafür sein, ein Kind, wie früher häufig praktiziert, stundenlang schreien zu lassen und ihm somit das Urvertrauen zu nehmen.

Inzwischen gibt es viele andere Schlafprogramme, die auf der Ferber-Methode aufbauen, wie beispielsweise die "Freiburger Sanduhrmethode" oder das Tübinger Schlafkonzept "Mini-KiSS". Welche Methode die richtige für ein Baby oder Kleinkind ist, müssen Eltern allerdings immer noch selbst herausfinden. Denn eines ist gewiss: Jedes Kind ist einmalig und jedes Kind hat auch seinen eigenen Schlafrhythmus und seine eigenen Bedürfnisse und Schwierigkeiten beim Schlafen. Ein schreiendes Kind zu ignorieren, obwohl es Angst hat oder aus einem anderen Grund leidet, ist jedoch erst einmal grausam - womöglich schon für die Eltern, ganz sicher aber für das Baby selbst.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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