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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gefährlich wie Zigaretten Deshalb brauchen wir Schockbilder auf Süßigkeiten
In Großbritannien gibt es eine Zuckersteuer auf Softdrinks. Deutschland tut sich hingegen schwer mit der Zuckerreduktion. Was es braucht, sind radikale Ansätze.
Zucker ist schlecht für unseren Körper. Zumindest in den schieren Massen, in denen er in Lebensmitteln und Getränken täglich auf unserem Speiseplan steht. Das Zuviel an Zucker führt nicht nur zu lästigen Speckröllchen. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein erhöhtes Krebsrisiko – die Liste der Erkrankungen, die durch übermäßigen Zuckerkonsum zumindest gefördert werden, lässt sich beliebig fortsetzen. Hinzu kommt: Die Zahl der Menschen, die durch übermäßigen Zuckerkonsum erkranken, steigt. Allein beim Diabetes verzeichnen Mediziner gegenüber 1998 rund 38 Prozent mehr Patienten.
Man könnte meinen, auch die Politik hätte das mittlerweile erkannt. Schließlich hat sich Ernährungsministerin Julia Klöckner des Themas nun angenommen und will mit Experten eine Strategie zur Zuckerreduktion erstellen. Jedoch mehr schlecht als recht, denn Berater wie die Diabetesgesellschaft wollen nicht einmal mehr an dem entsprechenden Gremium teilnehmen – so wenig versprechen sie sich von den Vorhaben der Ministerin.
Ich will gesund bleiben – schockt mich endlich!
Dabei wäre die Lösung so einfach. Zucker ist schädlich – also her mit einer ordentlichen Warnung. Aber bitte nicht nur in Form einer schlecht zu entziffernden Nährwertampel. Nichts überzeugt Menschen mehr als Bilder, weshalb schon seit einigen Jahren Schockbilder auf Zigarettenpackungen prangen. Das lässt sich leicht auch für Gummibärchen, Schokoriegel und Limonaden umsetzen. Wer hat schon Appetit beim Anblick von faulenden Zähnen oder offenen Wunden?
Wie wirkungsvoll sind Schockbilder?
Schockbilder auf Süßigkeiten könnten sich dabei als noch effektiver erweisen als bei Zigaretten. Denn bei Nikotin geht es oft um ganz oder gar nicht. Weiterrauchen oder aufhören, anfangen oder gar nicht erst zum Glimmstängel greifen. Beim Zucker hingegen brauchen wir ein Umdenken. Es ist kein vollständiger Verzicht notwendig, um Erkrankungen zu vermeiden. Er wird vor allem im Übermaß schädlich und genau da greifen die Schockbilder. In der Mittagspause führen Bilder von faulenden Zähnen und amputierten Füßen zur Frage: Greife ich zum Schokoriegel oder doch lieber zum Apfel für den kleinen Hunger zwischendurch? Und öfter als zuvor würde die Wahl wohl auf die gesunde Alternative fallen.
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Doch seien wir ehrlich: Dazu wird es nicht kommen. Bisher hat sich Julia Klöckner beharrlich selbst gegen die Einführung einer Lebensmittelampel gewehrt. Auch eine Zuckersteuer steht nicht zur Diskussion. Stattdessen setzt die Ministerin auf den Dialog mit der Ernährungsmittelindustrie. Dieser hat in der Vergangenheit allenfalls zu halbherzigen Selbstverpflichtungen der Hersteller geführt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.