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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fasten Hungertuch in der Kirche: Fasten für die Augen
Das Hungertuch oder auch Fastentuch stellt in der Regel die Leiden Jesu Christi dar. Während der katholischen Fastenzeit verhüllt in vielen Kirchen ein solches Exemplar die prächtigen Einrichtungen und Altare. Hungertücher dienten entsprechend dem "Fasten für die Augen".
Warum man am Hungertuch nagt
Die Gläubigen sollten an die Passion Christi herangeführt werden. Dementsprechend zeigt eine Vielzahl der Fastentücher die Leidensgeschichte Jesu Christi. Sie wird entweder in einzelnen Stationen dargestellt oder als Gesamtbild abgebildet. Sie ist ein Sinnbild für die Buße, Trauer und Umkehr. Häufig wird das Hungertuch auch als Passionstuch oder Schmachtlappen bezeichnet und hängt in einigen Kirchen die gesamte Fastenzeit über im Kirchenchor, in einigen Kirchen auch lediglich die letzten zwei Wochen vor Ostern. (Christen - Fasten von Aschermittwoch bis Ostern)
Die Gemeinde kann die christlichen Zeremonien und Riten in dieser Zeit nur hörend verfolgen, sodass zur körperlichen Buße des Fastens eine seelische hinzukommt: Die empfundene Ferne zu Gott. Der Ausdruck „Am Hungertuch nagen“ bezeichnet demnach nicht nur eine materielle Armut, sondern gleichfalls eine seelische.
Heute noch aktuell: Das Hungertuch zur Fastenzeit
Nach der Reformation verschwand die eigentlich weitverbreitete Tradition der Fastentücher vielerorts. Sie lebte hauptsächlich in den katholischen Kerngebieten weiter. Heutzutage erhalten die Fastentücher neuen Aufschwung. So stellten im Jahr 2008 Schüler einer Musik- und Sportschule in Wien das bis dato größte Hungertuch der Welt. In Handarbeit bemalten sie das 400 Quadratmeter große Tuch mit Szenen der Passion Christi, aber auch mit aktuellen Abbildungen.
Das größte zeitgenössische Hungertuch wird übrigens regelmäßig im Freiburger Münster aufgehängt. Es stammt aus dem Jahr 1612, hat eine Fläche von rund 120 Quadratmetern und wiegt etwa eine Tonne.
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