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Lebensversicherung oder ETF: Was lohnt sich mehr? Experte klärt auf


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Experte klärt auf
Lebensversicherung statt ETF? Was sich mehr lohnt

InterviewVon Leon Bensch

25.10.2024Lesedauer: 5 Min.
Paar unterzeichnet einen VersicherungsvertragVergrößern des Bildes
Paar bei einer Beratung (Symbolbild): Die Angebote vieler Versicherer lassen sich am besten vergleichen, wenn man die Kosten kennt. (Quelle: Martinns)
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Lebensversicherungen sind in Deutschland verbreitet, aber andere Sparformen bieten höhere Renditen. Darum sind Lebensversicherungen besser als ihr Ruf.

Im vergangenen Jahr bestanden in Deutschland rund 81 Millionen Lebensversicherungsverträge. Statistisch gesehen kam damit auf fast jeden Deutschen eine Lebensversicherung. Dabei ist die Auswahl an alternativen Sparplänen riesig und die Rendite an den Kapitalmärkten lukrativer. Warum halten die Deutschen dennoch an ihren Lebensversicherungen fest? Sind sie vielleicht doch besser als ihr Ruf?

Im Gespräch mit t-online erklärt Kai Fürderer von der Gesellschaft für Qualitätsprüfung, warum eine Lebensversicherung auch ihre guten Seiten hat – und warum man trotzdem nicht auf einen ETF-Sparplan verzichten sollte.

t-online: Fondsgebundene Lebensversicherungen werden von den Versicherern gerne mit oft hohen Renditeversprechen verkauft. Machen die Versicherer gute Angebote?

Kai Fürderer: Ich glaube, das kann niemand seriös und pauschal beantworten. Wenn es rein um die mögliche Rendite am Kapitalmarkt geht, ist ein ETF- oder Fondssparplan immer die bessere Alternative, da es eine "direkte Investition" in börsengehandelte Wertpapiere ist – ohne das Anlagevehikel einer Versicherung.

Andererseits bietet genau dieser Versicherungsmantel Vorteile, die man kennen sollte, damit man nicht auf die reine Bruttorendite blickt. Das gilt sowohl für den Todesfallschutz, zum Beispiel bei einer Lebensversicherung, als auch für die steuerlichen Vorteile, wenn Sie sich im Alter beziehungsweise bei Renteneintritt das Guthaben als monatliche Rente bei einer Lebens- oder Rentenversicherung auszahlen lassen.

Kai Fürderer von der Gesellschaft für Qualitätsprüfung
Kai Fürderer von der Gesellschaft für Qualitätsprüfung (Quelle: privat)

Zur Person

Kai Fürderer leitet gemeinsam mit seiner Frau Iris die Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH mit Sitz in Herrsching am Ammersee. Die Gesellschaft für Qualitätsprüfung ist eine Gesellschaft, die sich ausschließlich mit der fundierten Qualitätsprüfung auf Basis von anerkannten Qualitätsstandards und Normen beschäftigt.

Woran kann man eine gute Lebensversicherung erkennen?

Es sind längst nicht alle Renten- und Lebensversicherungen gleich. Die verschiedenen Versicherungsanbieter weisen oft erhebliche Unterschiede auf.

Hierzu ein kurzes Beispiel: Wenn Sie den Schwerpunkt darauf legen, im Rentenalter eine lebenslange Rente zu erhalten, könnte Anbieter 1 die passende Rentenversicherung bereithalten. Wenn Sie hingegen die Priorität auf eine möglichst hohe Kapitalauszahlung am Ende der Laufzeit legen und beabsichtigen, sich das Kapital auf einen Schlag auszahlen zu lassen, könnte Anbieter 2 der geeignetere Kandidat sein.

In jedem Fall sind die Kosten der fondsgebundenen Rentenversicherung ein entscheidender Faktor, um festzustellen, ob sich die Rentenversicherung am Ende der Vertragslaufzeit lohnt.

Mit welchen laufenden Kosten muss man rechnen, wenn man eine fondsgebundene Lebensversicherung abschließt?

Die Kosten einer fondsgebundenen Rentenversicherung setzen sich wie folgt zusammen: Abschlusskosten, Kosten auf die monatlichen Beiträge, Vertragskosten, laufende Kosten auf das gesamte Kapital, Fondskosten. Diese Kosten gilt es in Erfahrung zu bringen, damit Sie die Produkte besser vergleichen können. Hier bietet sich auf jeden Fall auch eine umfassende und fundierte Beratung an.

Im Schnitt liegen die Effektivkosten laut einer Untersuchung der Bafin für eine durchschnittliche Klassikpolice bei 1,28 Prozent. Bei Fondspolicen sind es im Schnitt 1,90 Prozent. Doch bei jedem vierten Versicherer betragen sie im Mittel rund 3,3 Prozent. Es gibt sogar viele Anbieter, die in allen Laufzeiten gigantische Effektivkosten von über vier Prozent verlangen, fand die Bafin heraus.

Mit solchen Kostenquoten bleibt selbst vom Ertrag guter Aktienfonds, die im Schnitt sechs bis sieben Prozent Rendite abwerfen, kaum noch etwas übrig.


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Man sollte nicht unterschätzen, dass Unflexibilität eine gewisse "Spardisziplin" mit sich bringt.


Kai Fürderer


Mit anderen Worten: Fondsgebundene Lebensversicherungen sind im Vergleich zu einem ETF-Sparplan kaum noch attraktiv?

Das stimmt leider sehr oft. Und bei diesen Produkten gibt es bis auf wenige Ausnahmen keine Garantien, dafür oft aber sehr hohe Kosten, über die Sie sich vor dem Abschluss unbedingt informieren sollten. Zudem sind Versicherungslösungen in der Regel sehr unflexibel. Im Falle einer vorzeitigen Kündigung ist sogar mit Verlusten zu rechnen.

Hinzu kommt, dass die Auswahl der möglichen Fonds – je nach Anbieter – sehr begrenzt und auf gewisse Fonds beschränkt ist. Deshalb könnte man fast glauben, dass ein Fonds- oder ETF-Sparplan immer die bessere Alternative ist.

Das liegt doch eigentlich auf der Hand, wenn man sich die Kosten eines ETF-Sparplans anschaut und die Rendite mit einer Lebensversicherung vergleicht.

Ich glaube, dass für viele Sparer ein fester Sparplan, bei dem man nicht so ohne Weiteres an das Kapital herankommt, auch Vorteile bieten kann, indem man diesen wirklich bis zum Renteneintritt bespart und laufen lässt.

Das klingt sehr banal. Man sollte aber nicht unterschätzen, dass Unflexibilität eine gewisse "Spardisziplin" mit sich bringt. Wichtig ist dabei, dass Sie den monatlichen Sparbeitrag dauerhaft erbringen, damit Sie nicht Gefahr laufen, den Vertrag vorzeitig zu kündigen.

Was spricht noch für eine Lebensversicherung?

Es bestehen Vorteile bei der Besteuerung während der Auszahlphase. Hier wird nur ein bestimmter Ertragsanteil versteuert. Das bedeutet, dass nicht der gesamte Ertrag versteuert werden muss. Der Ertragsanteil hängt vom Alter des Versicherungsnehmers bei Rentenbeginn ab und ist der steuerpflichtige Teil einer Rente, der dann in der Einkommensteuererklärung relevant ist. Wenn Sie sich für die Kapitalauszahlung entscheiden, müssen Sie 50 Prozent der Erträge mit dem individuellen Einkommensteuersatz versteuern, sofern der Vertrag nach 2005 abgeschlossen wurde.

Auch eine steuerlich begünstigte Umschichtung bei Renteneintritt in defensivere Fonds ist möglich. Hinzu kommen Steuervorteile in der Ansparphase, zum Beispiel bei der fondsgebundenen Basisrente. Die Möglichkeit einer lebenslangen Rente ist bei ETF-Sparverträgen nicht gegeben. Bei einer privaten Rentenversicherung ist es dagegen sogar möglich, mehr Geld ausgezahlt zu bekommen, als Sie an Kapital angespart haben.


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Wer sich für eine Fondsrente entscheidet, sollte dies nur tun, wenn sie günstig ist – und wenn man sich sicher ist, dass man bis zum Ende einzahlt.


Kai Fürderer


Nicht zuletzt ist auch der Todesfallschutz wichtig, sofern er in der Police enthalten ist – eine wichtige Absicherung für die Hinterbliebenen, wenngleich die direkte Risikolebensversicherung als Einzelpolice oft günstiger ist. Deshalb gilt: Wer sich für eine Fondsrente entscheidet, sollte dies nur tun, wenn sie günstig ist – und wenn man sich sicher ist, dass man bis zum Ende einzahlt.

Sollte eine Lebensversicherung Teil der privaten Vorsorge sein?

Ich denke, dass auch hier eine gewisse Diversifikation sinnvoll sein kann. Da die meisten Sparer nur über begrenzte Mittel verfügen und man nicht weiß, ob man das Kapital vor dem Renteneintritt benötigt, ist ein ETF- oder Fondssparplan immer eine gute Basis für langfristiges Sparen. Damit erreichen Sie einen relativ hohen Kapitalstock zu geringen Kosten, da Sie über viele Jahre direkt investieren und von der Wertentwicklung an den Kapitalmärkten profitieren.

Gleichzeitig können Sie aber auch bewusst einen Sparbeitrag als "fixen" Versicherungsvertrag bis zum Renteneintritt abschließen, um diesen Baustein sicher zu haben und nicht in Versuchung zu kommen, dieses Kapital vorher zu verbrauchen.

Meine Empfehlung aus eigener Erfahrung ist, dass man zum Beispiel 25 Prozent des Sparbeitrags in eine fondsgebundene Versicherung investiert und den Rest in einen ETF- oder Fondssparplan oder ähnliche Anlageprodukte – je nach persönlichen Plänen und Wünschen in den nächsten Jahren. Aktuell könnte auch beispielsweise der Kapitalaufbau in Form eines Bausparvertrags eine gute Idee sein, wenn es zum eigenen Leben passt und man sich die günstigen Zinsen sichern möchte.

Herr Fürderer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Interview mit Kai Fürderer von der Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH
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