Bis zu 1.600 Euro mehr Plant Schwarz-Rot eine neue Versicherungspflicht?

Ein Vorhaben im Koalitionsvertrag könnte Hausbesitzer spürbar belasten: Worum es genau geht und wer von den Plänen am stärksten betroffen wäre.
Wer künftig eine Wohngebäudeversicherung abschließt, soll nach dem Willen von Schwarz-Rot automatisch auch gegen sogenannte Elementarschäden versichert sein. Das geht aus dem aktuellen Koalitionsvertrag hervor. Dort heißt es: "Wir führen ein, dass im Neugeschäft die Wohngebäudeversicherung nur noch mit Elementarschadenabsicherung angeboten wird." Bestehende Policen sollen zu einem bestimmten Stichtag entsprechend erweitert werden. Ob Hausbesitzer ein Widerspruchsrecht erhalten, ist noch offen.
Eine Elementarschadenversicherung schützt Hausbesitzer vor den finanziellen Folgen von Naturereignissen wie Überschwemmungen, Erdrutschen, Schneedruck, Erdbeben, Lawinen oder Vulkanausbrüchen. Sie ist nicht automatisch in der normalen Wohngebäudeversicherung enthalten und muss zusätzlich abgeschlossen werden. Besonders wichtig ist sie in Regionen mit hohem Risiko für Hochwasser oder andere Naturgefahren – dort kann sie existenzbedrohende Schäden abdecken, etwa nach Starkregen oder Flutereignissen. Mehr zur Versicherung gegen Elementarschäden lesen Sie hier.
- Deutschland-Karte zeigt: Hier ist der Elementarschutz am teuersten
Der Plan, die Elementarschadenversicherung zur Pflicht zu machen, stößt bei Interessenvertretern jedoch auf Widerstand. Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, sagte der "Bild": "Zwar empfehlen wir Eigentümern, eine Versicherung gegen Naturgewalten abzuschließen. Die Pflicht dazu lehnen wir aber klar ab. Das ist ein unverhältnismäßiger Eingriff in das Eigentum."
Tatsächlich ist laut aktuellen Zahlen nur rund jedes zweite Wohngebäude in Deutschland gegen Naturgefahren wie Hochwasser, Erdrutsche oder Lawinen versichert. Das liegt mitunter an den Kosten. "In den Hochrisikogebieten, wie zum Beispiel dem Ahrtal, könnte eine Elementarschadenversicherung für die Anwohner unbezahlbar werden", warnt Warnecke.
Beispielrechnungen: Bis zu 1.600 Euro mehr pro Jahr
Wie teuer die neue Pflichtversicherung ausfallen könnte, zeigt eine Berechnung des Vergleichsportals Check24 für die "Bild". Je nach Gefahrenzone ergeben sich für ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 130 Quadratmetern und ohne Keller folgende Versicherungsbeiträge:
- Gefahrenzone 1 (keine Hochwassergefahr, etwa 90 Prozent aller Häuser): +120 Euro/Jahr
- Gefahrenzone 2 (Hochwasser seltener als 1x in 100 Jahren): +305 Euro/Jahr
- Gefahrenzone 3 (Hochwasser zwischen 1x in 10 und 100 Jahren): +1.420 Euro/Jahr
- Gefahrenzone 4 (Hochwasser mindestens 1x in 10 Jahren, ca. 0,4 Prozent der Häuser): über 1.600 Euro/Jahr
"Aktuell sind die Beiträge für eine Elementarschadenversicherung danach gestaffelt, wie wahrscheinlich eine Naturkatastrophe in der jeweiligen Lage ist", erklärt André Boudon, Geschäftsführer für Wohngebäudeversicherungen bei Check24 und schlägt ein alternatives Modell vor: Statt der Staffelung nach Gefahrenzonen könnte sich Deutschland auch an Frankreich orientieren.
"Dort zahlt jeder einen gesetzlich festgelegten Satz von zwölf Prozent der gesamten Versicherungsprämie extra für Schäden aus Naturkatastrophen – ganz egal, wo das eigene Haus liegt", so Boudon.
Zusätzlich zur Pflichtversicherung soll laut Regierungsplänen eine staatliche Rückversicherung geschaffen werden. Diese soll einspringen, wenn private Versicherer die Schäden nicht mehr allein tragen können. In der Praxis bedeutet das: Auch Steuerzahler haften im Ernstfall mit.
- bild.de: "Zwangsversicherung für Wohnhäuser: Bis zu 1.600 Euro Extra-Kosten" (kostenpflichtig)
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