Erfahrungsberichte zum Renteneintritt "Was ich als Rentner bekomme, ist ein Lacher"

An der Rente mit 63 wollen Union und SPD nicht rütteln. t-online-Leser verraten, wann sie in den Ruhestand gehen und ob sie unter Umständen Abschläge in Kauf nehmen.
Die designierte schwarz-rote Koalition wird, so ist es ihrem Sondierungspapier zu entnehmen, an der abschlagsfreien Rente für besonders langjährig Versicherte festhalten. Viele Ökonomen, unter anderem die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer, kritisieren diese sogenannte Rente mit 63 hingegen. Vielmehr müsse das reguläre Renteneintrittsalter noch angehoben werden.
t-online-Leser, die bald in Rente gehen werden oder bereits in Rente sind, berichten von ihren bevorstehenden beziehungsweise zurückliegenden Renteneintritten und ob sie mit Abschlägen leben.
"Ich habe meinen Beitrag geleistet"
Michael Jagusch schreibt: "Ich werde mit spätestens 65 Jahren in die wohlverdiente Rente gehen – dann nach 49 Jahren harter Arbeit im Einzelhandel. Damit habe ich meinen Beitrag für die Gesellschaft geleistet. Mit 83.000 Euro brutto im Jahr werde ich von meinem Arbeitgeber angemessen entlohnt, verzichtete in meinem Leben aber auf vieles und ruinierte meine Ehe, um immer fleißig für das Unternehmen da zu sein."
"Ich ging mit 63 Jahren und 12,6 Prozent Abzügen in Rente", berichtet Axel Libera. "Ich war in der Landwirtschaft tätig und verdiente dort stets sehr wenig. Nun beziehe ich 994 Euro Rente, wovon ich nur leben kann, weil ich Haus und Grundstück ein Leben lang in Ordnung hielt. Es ist eine Schande, dass man nach 45 Jahren Vollbeschäftigung so abgespeist wird."
Ulrike Heyna mailt: "Ich bin Jahrgang 1964 und werde mit Abschlägen in Rente gehen, da ich immer Vollzeit im Einzelhandel arbeitete und nun schlichtweg kaputt bin. Ich will noch etwas von meinem Leben haben und verzichte dann lieber auf ein paar Euro, habe aber mehr Lebensqualität."
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"Was ich als Rentner bekomme ist ein Lacher"
"Ich bin Jahrgang 1963 und arbeite seit meinem 16. Lebensjahr ununterbrochen", informiert Gerhard Bayer. "Ich kann daher mit 64 Jahren und zehn Monaten abschlagsfrei in Rente gehen und werde dann knapp 49 Jahre im Arbeitsleben gewesen sein. Ich denke, das reicht und rechtfertigt definitiv eine abschlagsfreie Rente. Wer so lange gearbeitet hat, hat sich das verdient. Ich hoffe, dass ich meine Rente dann noch lange in Gesundheit genießen kann."
Ramona teilt mit: "Ich müsste noch drei Jahre arbeiten, bis ich ohne Abschläge in Rente gehen könnte. Da ich meinen Job aber nicht so lange noch erledigen kann, weil er körperlich sehr anstrengend ist, werde ich mich beraten lassen, welche Möglichkeiten ich habe, früher in Rente zu gehen. Denn von dieser möchte ich noch etwas haben und nicht einen Pflegegrad beantragen müssen, weil mein Rücken völlig kaputt ist. Hätte ich einen Bürojob, würde ich weiterarbeiten."
"Ich bin Jahrgang 1959 und mit 64 Jahren plus zwei Monaten in die wohlverdiente, abschlagsfreie Rente gegangen", erzählt Gerold Pfister. "Das war ein beschwerlicher Weg bis dahin, da ich gesundheitlich sehr angeschlagen war. Ich war von Beruf Dachdecker, den ich 48 Jahre lang ausübte. Länger hätte ich gar nicht arbeiten können, weil der Beruf körperlich sehr anstrengend ist. Wenn ich nun sehe, was ich als Rentner an Geld bekomme, dann ist das ein Lacher."
"Diskussionen um Renteneintrittsalter unsäglich"
Ramona Rudolph äußert: "Mein Geburtsjahr ist 1963. Mein offizieller Renteneintritt wäre daher mit 66 Jahren und zehn Monaten. Das wären dann knapp 51 Jahre in Vollbeschäftigung und zwei großgezogene Kinder, die auch sehr erfolgreich im Berufsleben sind. Ich finde diese Diskussionen um das Renteneintrittsalter unsäglich. Es muss doch möglich sein, nach über 45 Arbeitsjahren abschlagsfrei in Rente zu gehen. Wer von der jüngeren Generation kommt denn eigentlich noch auf 40 Arbeitsjahre? Hierüber sollte mal nachgedacht werden."
"Ich gehe mit 63 Jahren mit einem Abschlag von 14,4 Prozent in Rente, obwohl ich dann 46 Jahre gearbeitet haben werde", schreibt René. "Den Abschlag gleiche ich mit Privatrente aus. Ich würde jedem raten, privat vorzusorgen und jetzt lieber auf etwas Luxus zu verzichten, denn man muss nicht alles haben. Ich machte das so und wenn ich in Rente gehe, werde ich mehr Geld zur Verfügung haben als jetzt, wo ich noch arbeite."
"Die Abschläge sollten erhöht werden"
Gabriele Löhr sagt: "Mein Mann, Jahrgang 1962, und ich, Jahrgang 1963, zahlten mit 15 beziehungsweise 17 Jahren dauerhaft in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Wir werden auf jeden Fall als besonders langjährig Versicherte die Rente mit 63 in zwei bis drei Jahren in Anspruch nehmen. Sowohl mein Mann als auch ich sind ausgelaugt. Der Akku lädt auch nicht mit einem Urlaub wieder auf. Wir haben dann unsere Schuldigkeit getan und werden, soweit physisch machbar, unseren Ruhestand mit ausgedehnten Urlauben auf unseren Motorrädern genießen. Gott sei Dank haben wir eine abgezahlte Immobilie, sodass wir hoffentlich finanziell unabhängig bleiben."
"Ich halte nicht viel von einem vorgezogenen Renteneintritt – schon gar nicht ohne Abschläge", gesteht Willi Lübke. "Diese sollten eher noch erhöht werden. Wer sich guter Gesundheit erfreut, sollte dankbar sein, noch arbeiten zu können und dürfen. Unsere steigende Lebenserwartung bringt unser Rentensystem immer weiter ins Ungleichgewicht – vor allem, weil die Geburtenrate sinkt."
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