Rentenpräsidentin wagt Prognose Werden die Renten nächstes Jahr wieder erhöht?
In diesem Jahr fällt die Rentenerhöhung im Westen Deutschlands aus, im Osten gibt es nur minimal mehr Rente. Schuld ist die Corona-Krise. Doch wie sieht es 2022 aus? Die Rentenpräsidentin ist jedenfalls optimistisch.
Rentenpräsidentin Gundula Roßbach macht nach der diesjährigen Nullrunde im Westen Hoffnung auf eine Rentenerhöhung 2022. Die Prognosen gingen bisher wegen des für 2021 erwarteten Rückgangs der Kurzarbeit von steigenden Löhnen aus, sagte Roßbach der "Rheinischen Post". "Insofern erwarte ich eine wieder positive Entwicklung für die Rentner im kommenden Jahr", so die Chefin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund.
Bundessozialminister Hubertus Heil gab Mitte März bekannt, dass die übliche Erhöhung der Rentenbezüge in diesem Jahr wegen der Corona-Krise ausfällt – zumindest im Westen Deutschlands. Im Osten wird es nur eine Mini-Anhebung um 0,72 Prozent geben.
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Roßbach sagte nun, Voraussetzung für eine Rentenerhöhung 2022 sei, "dass die dritte Welle der Pandemie nicht bis Dezember andauert". Sie verwies auf die hohen Rentenanpassungen vor der Corona-Krise. Sogar im vergangenen Jahr, das stark von der Pandemie geprägt war, seien die Altersbezüge deutlich gestiegen.
Es könnte "durchaus auch nächstes Jahr wieder zu einer deutlichen Anpassung nach oben kommen, wenn die Konjunktur im Sommer wieder anspringt, wovon die Konjunkturprognosen zurzeit ausgehen", sagte Rentenpräsidentin Roßbach.
Rentenversicherung sei "sehr gut" durch Pandemie gekommen
Die Rentenversicherung sei weiter in einer stabilen finanziellen Verfassung. "Wir sind bisher sehr gut durch die Pandemie gekommen", sagte Roßbach. "Die guten Jahre vor der Krise haben uns eine relativ hohe Nachhaltigkeitsrücklage von aktuell rund 35 Milliarden Euro beschert." Die Rücklage sei 2020 um rund vier Milliarden Euro abgebaut worden. "Der Rückgang war aber deutlich kleiner als noch vor einem Jahr erwartet."
Zudem seien die Beitragseinnahmen 2020 trotz der Krise höher gewesen als 2019, sagte Roßbach. "Wir werden die Rücklage auch in diesem Jahr abbauen müssen, aber nicht so stark, dass wir von einer Schieflage sprechen könnten."
Optimistisch zeigte sie sich auch mit Blick auf die Rentenbeiträge. "Bis 2025 können wir nach heutigem Stand beide Haltelinien halten: Der Beitragssatz wird nach den Prognosen nicht über 20 Prozent steigen und das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent sinken." Der Beitragssatz werde nach den Vorausberechnungen 2023 um 0,5 Prozentpunkte auf 19,1 Prozent steigen. "Bei der Oktober-Schätzung hatten wir noch mit einem Anstieg auf 19,3 Prozent gerechnet", sagte Roßbach.
Rentenpräsidentin will weg von starrem Renteneintritt
Roßbach forderte den dauerhaften Erhalt der Zuverdienstregeln bei der Flexi-Rente. "In der Pandemie ist die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten von 6.300 Euro im Jahr angehoben worden. Bis Ende 2021 darf man nun 46.000 Euro anrechnungsfrei zu dieser Rente hinzuverdienen", sagte sie.
"Ich erwarte, dass das die Flexi-Rente attraktiver macht." Es solle evaluiert und geprüft werden, "ob es Sinn macht, auch nach der Pandemie an den großzügigeren Hinzuverdienstregeln festzuhalten", sagte sie.
Nötig sei zudem ein neues Denken mit Blick auf die Menschen im fortgeschrittenen Erwerbsalter. "Die Kompetenzen Älterer sind weiterhin vielfältig einsetzbar, vor und nach dem Rentenbeginn", sagte Roßbach, die auch Mitglied der Rentenkommission der Bundesregierung ist. "Wir sollten flexibler werden und wegkommen von dieser starren Grenze im Kopf, die das Renteneintrittsalter bisher setzt", sagte sie.
- Nachrichtenagentur AFP