Regionale Unterschiede So groß ist die Kaufkraft der Deutschen pro Kopf
Marktforscher bestätigen: Die Kaufkraft der Bundesbürger ist gestiegen. Im Vergleich der Bundesländer gibt es teils große regionale Unterschiede. Doch welche Auswirkungen hat das auf den Einzelnen?
Auf durchschnittlich 23.766 Euro pro Kopf schätzen Marktforscher die Kaufkraft der Bundesbürger in diesem Jahr. Wie das Marktforschungsunternehmen GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) erklärte, entspricht dies einer Steigerung von 2,9 Prozent pro Kopf gemessen am revidierten Wert des Vorjahres. Der Anstieg 2020 bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass jedem Einzelnen auch wirklich mehr Geld zur Verfügung steht. Regional gibt es bei der Kaufkraft teils erhebliche Unterschiede.
Kaufkraft von Entwicklung der Verbraucherpreise abhängig
Als Kaufkraft definieren die Marktforscher dabei das nominal verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive Kapitaleinkünften sowie staatlicher Transferzahlungen wie Rente, Arbeitslosen- oder Kindergeld. Von diesem verfügbaren Einkommen sind allerdings noch nicht die Ausgaben für Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Miete und Nebenkosten wie Gas und Strom, Bekleidung oder das Sparen abgezogen. Auch deshalb bedeutet ein nominaler Anstieg der Kaufkraft nicht zwangsläufig, dass real mehr Geld zur Verfügung steht, wenn die aufgeführten Ausgaben stärker ansteigen.
Wie viel vom nominalen Kaufkraftzuwachs real übrig bleibe, hänge davon ab, wie sich 2020 die Verbraucherpreise entwickelten, erklärten die Marktforscher. Im vergangenen Jahr hatte die Teuerungsrate bei 1,4 Prozent gelegen, 2018 bei 1,8 Prozent.
So schneiden die deutschen Bundesländer ab
Auf Ebene der Bundesländer gibt es 2020 eine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr: Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 25.982 Euro nimmt Bayern die Spitze des Rankings ein und verdrängt Hamburg, den Spitzenreiter der vergangenen Jahre, auf den zweiten Platz. Neben Bayern und Hamburg weisen noch Baden-Württemberg und Hessen eine überdurchschnittliche Kaufkraft auf – alle anderen Bundesländer schneiden im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlich ab.
Bei den 401 deutschen Stadt- und Landkreisen führt wie in den Vorjahren der bayerische Landkreis Starnberg das Ranking an: 33.977 Euro stehen den Starnbergern pro Kopf für ihre Ausgaben zur Verfügung – 43 Prozent mehr als dem Bundesdurchschnitt. Den hintersten Platz der Rangliste belegt der sächsische Landkreis Görlitz mit einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Kaufkraft von 18.613 Euro, was in etwa 78 Prozent des Bundesdurchschnitts entspricht.
Hohe Kaufkraftdichte in Metropolen
Als "unverzichtbare" Zielmärkte für Einzelhändler und Dienstleister sind den Marktforschern zufolge indes vor allem die einwohnerstarken Städte und die Metropolregionen interessant. Die Kaufkraftdichte, also die verfügbare Kaufkraftsumme in Millionen Euro je Quadratkilometer, sei in Metropolen wie Berlin, Hamburg und München, aber auch in Nürnberg, im Ruhrgebiet, dem Großraum Stuttgart und Frankfurt am Main "sehr hoch", erklärte die GfK. Die Kaufkraftdichte sei somit ein wichtiger Indikator, dass Unternehmen dort "auf kleinstem Raum viel Kaufkraftpotenzial allein schon bei den dort lebenden Menschen mobilisieren können, wenn sie ihre Zielgruppe gezielt ansprechen".
- Nachrichtenagentur AFP