Konjunktur Wo beim Handel die Zukunft liegt
Chile, Vietnam und Saudi-Arabien, so heißen die Märkte der Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt nach einem Bericht der Zeitung "Handelsblatt" eine Studie des Beratungsunternehmens Prognos. Lesen Sie hier die Risiken und Perspektiven.
Export eilt von Rekord zu Rekord
Auf den deutschen Export ist Verlass. Letztes Jahr knackten die Ausfuhren erstmals die Grenze von einer Billionen Euro. Auch für dieses Jahr rechnen Experten trotz der zunehmenden Euro-Krise mit einer erneuten Steigerung der Ausfuhren. Inzwischen überholen die Exporte ins nicht-europäische Ausland sogar die Umsätze in Deutschland.
Bisher setzten die Unternehmen laut dem Bericht vor allem auf die sogenannten BRICS-Staaten, hierunter fallen Brasilien, Russland, Indien, China und seit neuestem Südafrika. Diese Länder könnten demnach aber ihren Status als bedeutendste Wachstumsmärkte verlieren. Die Autoren der Studie "Wachstumsmärkte für die deutsche Industrie - eine Auswahl jenseits der BRICS" identifizierten insgesamt 15 Staaten, die für Deutschland in der Zukunft besonders interessant sein könnten.
Südamerikanische Staaten überraschen
In Südamerika würden die Forscher vor allem auf die Pazifikküste setzen, heißt es im "Handelsblatt". Sie empfehlen einen genaueren Blick auf Chile, Kolumbien und Peru. Dort wird die heimische Rohstoffindustrie ausgebaut - gut für die deutschen Maschinenbauer und Elektrounternehmen. In Asien sind Indonesien, Vietnam und Malaysia im Kommen.
Diese Länder sind der Untersuchung zufolge für deutsche Medizinunternehmen interessant, da hier das Gesundheitssystem noch nicht aufgebaut ist. Überraschenderweise taucht Ostafrika im Ranking auf - hier wird nach den Angaben die Infrastruktur ausgebaut, vor allem im Energiesektor.
IWF erwartet Anstieg des Wachstums
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat demnach berechnet, das in den vergangenen zehn Jahren das durchschnittliche Wachstum der insgesamt 15 Staaten knapp 5,5 Prozent betrug, bis 2025 könnte es sich auf bis zu sechs Prozent jährlich erhöhen.
Zum Vergleich: Für die Weltwirtschaft prognostiziert der IWF laut dem Bericht im gleichen Zeitraum ein durchschnittliches Wachstum von drei Prozent, also knapp die Hälfte. Bisher habe Deutschland Waren im Wert von knapp 35 Milliarden Euro pro Jahr in diese Länder ausgeführt. Das entspricht 3,5 Prozent des hiesigen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Nach Spanien wird etwa genauso viel exportiert.
Drogen-Krieg als Gefahr
Doch es gebe auch Risiken. Kolumbien zum Beispiel: Das südamerikanische Land werde den Experten gemäß in den nächsten Jahren kräftig wachsen - doch der anhaltende Drogen-Krieg führe zu instabilen politischen Verhältnissen, weshalb die Prognos-Forscher von Investitionen in dem Land abraten. Ebenfalls ein Unsicherheitsfaktor sei der Nahe Osten, wo immer mehr Menschen gegen die eigene Regierung auf die Straße gehen.
Für die Studie wurden Statistiken der Vereinten Nationen (UN), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und anderer Institutionen zur wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung ausgewertet. "Für Unternehmen, die in einem Land investieren wollen, sind institutionelle Rahmenbedingungen wie Eigentumsrechte oder die lokale Infrastruktur mindestens genauso wichtig", sagte Prognos-Experte Michael Böhmer dem "Handelsblatt".