Vorbereitungen auf Liefer-Aus Behörde: Österreich nicht mehr von russischem Gas abhängig
Österreich gehört in der EU zu den wenigen Ländern, die noch viel Gas aus Russland beziehen. Das könnte bald vorbei sein. Ein großes Problem sei das nicht, meint ein Experte.
Österreich ist nach Ansicht der Regulierungsbehörde E-Control nicht mehr von der Lieferung von Gas aus Russland abhängig. Das Land, das im Gegensatz zu Deutschland und anderen EU-Ländern in diesem Jahr noch durchschnittlich 80 Prozent seines Gasbedarfs aus russischen Quellen gedeckt hat, habe inzwischen andere potenzielle Lieferwege gefunden, sagte der Vorstand von E-Control, Alfons Haber, der dpa. "Auch wenn Russland seine Lieferungen stoppt, werden weder in diesem noch im nächsten Winter die Wohnungen kalt." Dazu sei der Füllstand der Gasspeicher mit über 90 Prozent zu hoch und die Versorgung mit Flüssiggas via Deutschland und Italien möglich, sagte Haber.
Steigende Unsicherheit über Gas-Lieferungen aus Russland
Die Unsicherheit über russische Gas-Lieferungen ist zuletzt noch einmal gewachsen. Der teilstaatliche österreichische Energie- und Chemiekonzern OMV hat von einem Schiedsgericht im Streit mit der russischen Gazprom 230 Millionen Euro zugesprochen bekommen. Bis zum Erreichen dieses Betrags sieht die OMV daher das aus Russland gelieferte Gas als bezahlt an. Als Reaktion darauf sei ein völliger Stopp der Lieferungen seitens Moskau denkbar, räumte die OMV ein. Das Unternehmen sei aber für ein solches Szenario gut gerüstet.
Von einem Stopp wäre der gesamte Gasmarkt in Österreich betroffen, da die OMV einziger Vertragspartner von Gazprom ist und sämtliche Lieferungen am Knotenpunkt Baumgarten an der slowakischen Grenze abnimmt. Nach Abzug des Bedarfs der OMV und seiner industriellen Kunden von etwa 30 Prozent des Gasvolumens verkauft die OMV den Rest an andere Geschäftspartner, die wiederum den privaten Sektor bedienen.
Transitstopp via Ukraine wahrscheinlich
Im Dezember laufen Verträge zwischen Kiew und Moskau zum Transit russischen Gases über die Ukraine aus. Analysten rechnen mit einem vorübergehenden Preisanstieg von rund zehn Prozent, so Haber. Die preislichen Auswirkungen seien aber nicht vergleichbar mit denen von 2022, als die Gaspreise nach Beginn des Ukrainekriegs explodiert seien.
Wenig erfreulich sei, dass die von Deutschland erhobene Speicherumlage für nach Österreich durchgeleitetes Gas nach dem Aus der Regierungskoalition offenbar nicht wie versprochen zum 1. Januar wegfallen werde, sagte Haber. "Die entsprechende Novelle des Energiewirtschafts-Gesetzes steht auf wackligen Füßen." Dabei wäre ein solcher Schritt wichtig, da die Umlage rund sieben Prozent des Gaspreises in Österreich ausmache.
- Nachrichtenagentur dpa