Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Große Unterschiede Wer in Deutschland besonders viel erbt – und wer nur wenig
Die Deutschen erben Schätzungen zufolge bis zu 400 Milliarden Euro jährlich – doch eine aktuelle Studie zeigt: Dabei gibt es deutliche Unterschiede.
Es sind Zahlen, über die die wenigsten reden. Und selbst der Staat weiß nicht genau, wie viel Geld jedes Jahr in Deutschland vererbt wird. Denn statistisch erfasst wird nur ein kleiner Teil der Erbschaften – nämlich der, der oberhalb der Freibeträge liegt und daher versteuert werden muss. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt aber, dass bis zu 400 Milliarden Euro jährlich auf Erben übergehen.
Eine repräsentative Studie der Puls-Marktforschung im Auftrag der Quirin Privatbank liefert nun weitere Erkenntnisse: Demnach zeigen sich bei Erbschaften klare Unterschiede – je nach Alter, Einkommen und Region.
Erbschaften im Osten deutlich geringer
Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen den alten und neuen Bundesländern: Während etwa in Mecklenburg-Vorpommern 25 Prozent und in Thüringen 24 Prozent der Befragten angaben, weniger als 5.000 Euro geerbt zu haben, lag dieser Wert in Hessen bei gerade einmal 3 und in Bayern bei 6 Prozent. Andersherum sind höhere Erbschaften im Westen verbreiteter: So gaben etwa in Hamburg 32 Prozent der Befragten an, zwischen 100.000 und 250.000 Euro geerbt zu haben, in Thüringen waren es nur 4 Prozent.
Auch zeigen die Studienergebnisse, dass Besserverdienende überdurchschnittlich hohe Erbschaften erhalten. 19 Prozent der Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 4.000 Euro im Monat erbten schon einmal zwischen 100.000 und 250.000 Euro; 14 Prozent in dieser Gruppe gaben an, Erbschaften zwischen 250.000 und 500.000 Euro gemacht zu haben. Demgegenüber erben 23 Prozent der Menschen mit einem Einkommen unter 2.000 Euro weniger als 5.000 Euro.
Embed
Auch das Alter macht einen Unterschied: Menschen unter 29 Jahren haben tendenziell geringere Erbschaften erhalten. 34 Prozent von ihnen gaben an, weniger als 5.000 Euro geerbt zu haben. Nur 12 Prozent dieser Altersgruppe kommen auf Erbschaften zwischen 100.000 und 250.000 Euro. Im Vergleich dazu haben bei den über 50-Jährigen 12 Prozent der Befragten weniger als 5.000 Euro als Erbe erhalten, 16 Prozent konnten eine Erbschaft zwischen 100.000 und 250.000 Euro entgegennehmen.
Embed
Fast die Hälfte hat noch nie etwas geerbt
Insgesamt zeigt die Studie, dass immer mehr vererbt wird. Fast jeder Dritte hat bereits eine Erbschaft von 100.000 Euro oder mehr erhalten, und ein Drittel der Befragten plant, mehr als eine Viertelmillion Euro zu vererben. Allerdings haben 45 Prozent der Deutschen noch nie geerbt.
Die häufigsten vererbten Gegenstände sind Bargeld und Bankguthaben (75 Prozent) sowie Immobilien (48 Prozent). Dabei zeigt sich, dass viele Erblasser nicht gezielt für den Nachlass sparen: 28 Prozent der Befragten gaben an, ihr Leben genießen zu wollen, auch wenn dadurch weniger zum Vererben bleibt.
Erbschaftsteuer bleibt umstritten
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist die große Unsicherheit beim Thema Erben und Vererben. 55 Prozent der Befragten geben an, sich wenig oder gar nicht gut auszukennen. So kennt nur die Hälfte der Deutschen die gesetzlichen Erbregeln und ebenfalls nur die Hälfte weiß, dass es unterschiedlich hohe Freibeträge gibt – je nach Familienstand zum Erblasser. Lesen Sie hier, wie viel Geld Sie steuerfrei erben können.
Eine Meinung zur Erbschaftsteuer haben die Deutschen trotzdem: 63 Prozent empfinden die Steuer als ungerecht. Das trifft vor allem auf Geringverdiener zu. 66 Prozent der Menschen mit einem Einkommen unter 2.000 Euro im Monat halten die Erbschaftsteuer für ungerecht, bei jenen mit einem Einkommen über 4.000 Euro sind es 58 Prozent.
Tatsächlich Erbschaftsteuer zahlen mussten nur 18 Prozent der Erben, für 75 Prozent war das Erbe steuerfrei. 7 Prozent machten keine Angabe.
- Eigene Recherche
- Studie der Puls-Marktforschung im Auftrag der Quirin Privatbank