Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.2-in-1-Tablet im Test Microsofts Surface Pro: tragbar, toll und teuer
Mit dem Surface Pro spielt Microsoft die Stärken des vielseitigen 2-in-1-Tablets konsequent aus – und zeigt mit fehlendem USB-C-Anschluss Mut zur Lücke. Für die hohe Flexibilität muss man sehr tief in die Tasche greifen.
Convertibles, auch "2-in-1-Geräte" genannt, sollten sich zwischen Laptop und Tablet ansiedeln. Im Alltag werden Microsofts Surface Pro, Lenovos Yoga 910 oder Acers Switch 5 eher als Notebook genutzt. Bei so genannten "Detachables" bleibt die abnehmbare Tastatur meist angedockt, bei Notebooks mit "360-Grad-Scharnier" bleibt es in der Praxis bei einem Nutzungswinkel von 130 Grad. Im Prinzip könnten sich die Käufer auch für ein normales Notebook entscheiden.
Trotzdem erfreuen sich 2-in-1-Geräte großer Beliebtheit, was in erster Linie am hohen Mobilitätsfaktor liegt. Bei Microsofts Surface und anderen Convertibles kommt meist noch ein Bedienstift als Argument dazu. Mit ausgewachsener Laptop-Technik ergibt sich ein attraktives Paket. Kompromisslose mobile Grenzgänger greifen aufgrund von etwas mehr Displayfläche, Akkulaufzeit oder Performance immer noch zum Notebook, die Lücke schließt sich allerdings – mit dem Microsoft Surface Pro noch ein bisschen mehr.
Ohne teures Zubehör kaum zu gebrauchen
Um die potentiellen Kunden nicht gleich abzuschrecken, bietet Microsoft das Surface Pro ab 875 Euro (Core M, 4GB RAM, 128 GB SSD) an. Über die Abstufungen 1070 Euro (Core i5, 4GB, 128 GB) - 1350 - 1600 - 2250 bis zu 2740 Euro lassen sich Prozessor, Arbeitsspeicher und Hauptspeicher der SSD aufstocken. Unser Testgerät bietet für 2250 Euro einen starken Intel Core i7-7660U Prozessor, 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und einen 512 Gigabyte großen SSD-Speicher. Dafür gibt es jedoch nur das "nackte" Tablet, das so kaum zu gebrauchen ist.
Nur komplett mit Type Cover
Eine Tastatur ("Type Cover") kostet zwischen 90 und 180 Euro, der Surface Stift nochmal 65 Euro und vielleicht soll es ja auch noch eine Dockingstation für 170 Euro sein. Per Display Port oder USB-Port (3.0) können auch externe Geräte angeschlossen werden, auf den USB-C-Anschluss mit Thunderbolt 3 verzichtet Microsoft jedoch. Am magnetischen Ladeport findet nur das hauseigene Dock mit erweitertem Anschluss-Angebot Platz.
„Und wo kriege ich das Geld her“, heißt es in den Kommentaren auf der Microsoft-Produktseite zum Surface Pro. Die Frage sollte lauten: „Muss mein mobiler PC derartig ausgerüstet sein?“. Die 2-in-1-Eigenheiten des Surface Pro bedeuten einen hohen Aufpreis, den nur ein täglicher Arbeitseinsatz rechtfertigt.
Das sind die Alternativen
Ein Dell XPS 13 bekommt man als Notebook mit ähnlicher Ausstattung samt Tastatur sowie Touchscreen für 1900 Euro, das ist immer noch viel Geld. Mit etwas Verzicht bei der Prozessor-Leistung oder Speicher bringt man den finanziellen Einsatz für das mobile Arbeitsgerät an die 1000-Euro-Grenze. Wozu also mehr ausgeben?
Der mobile Computer ist ein Werkzeug
Schaut man auf das Microsoft Surface Pro aus Sicht eines digitalen Handwerkers, so liefert das Werkzeug schon Alleinstellungsmerkmale und Qualität, die in spezifischen Anwendungsgebieten ihre Berechtigung und eben ihren Preis haben. Die unkomplizierte Anmeldung per Gesichtsscan zum Beispiel.
Weiter geht es beim Design: Die Verarbeitung des Tablets ist hochwertig und es ist sehr leicht. Das 8,5 Millimeter dünne Magnesiumgehäuse wiegt 786 Gramm, mit "Type Cover" kommt das Gesamtpaket auf etwas mehr als ein Kilo Gewicht. Noch portabler lässt sich ein Windows-PC kaum gestalten. Das Gehäuse ist leider genauso wenig reparier- oder aufrüstbar wie das des Surface Laptops.
In diese handlichen Abmessungen packt Microsoft einen starken Prozessor mit 15 Watt Abwärme und ein 12,3-Zoll-Display. Für den Mehrfenster-Betrieb ist das schon fast zu wenig, aber es lässt sich unter Einschränkungen durchaus damit arbeiten. Sowohl im Porträt-Modus als auch im Querformat bekommen Webseiten und Dokumente viel Darstellungsfläche. Bei Filmen muss man dafür zurückstecken, denn das 16:9-Format oder noch breitere Kinofilme verursachen schwarze Balken ober- und unterhalb der Inhalte. Die Lautsprecher vollbringen aufgrund des Platzangebots keine Basswunder, machen für das Format aber einen guten Job.
Erstklassiges Display, empfindlicher Surface Pen
Es ist nicht nur das produktive, mitnehmbare Format, das für den Bildschirm des Surface Pro spricht. Helligkeit und Kontrast, die hohe Auflösung von 2736 x 1824 Pixeln sowie die nahezu komplette Abdeckung des sRGB-Farbraumes machen das Tablet auch für Bildbearbeitung interessant. Dass ein SD-Kartenleser fehlt, ist allerdings ein Gegenargument.
Mit dem neuen ausklappbaren Ständer kann das Tablet noch flacher aufgestellt werden, um auf dem Touchbildschirm Zeichnungen und Skizzen anzufertigen. Bis zu 4096 Druckstufen soll der laut Microsoft erkennen, die Eingabe erfolgt sehr direkt und präzise. Ob Sie als Architekt Änderungen in Bauplänen oder als Komponist Noten aufs digitalem Papier bringen – bei solche Aufgaben kann das Surface Pro alle anderen Arbeitsgeräte schlagen.
Der stärkste Prozessor braucht einen Lüfter
Unter Dauerlast kühlt unser Testgerät hörbar, taktet jedoch mit 4 Gigahertz auf zwei Kernen auch sehr hoch. Die Variante mit langsamerem Core-i5-Prozessor arbeitet komplett lautlos, nutzt neben geringerer Geschwindigkeit auch eine schwächere eingebaute Grafikeinheit. Eine Erwärmung des Gehäuses ist in jedem Fall spürbar, unangenehm heiß wird das Tablet jedoch nicht. 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und 512 Gigabyte Festspeicher erweitern das Anwendungsgebiet. Sie können unterwegs auch mal ein kurzes Video berechnen, viele Mediendateien mitnehmen oder eine Vielzahl Browser-Tabs öffnen, ohne an die Kapazitätsgrenzen zu stoßen.
TECHNISCHE DATEN | Microsoft Surface Pro |
---|---|
Prozessor (Taktrate) | Intel Core i7-7660U (2,50 - 4 GHz) |
Arbeitsspeicher, Typ | 16 GB, LPDDR3-1866 |
Grafikchip (Grafikspeicher) | Intel Iris Plus Graphics 640 |
Bildschirm: Diagonale, TypAuflösung | 12.3 Zoll (3:2 Format), Touch 2.736 x 1.824 Pixel |
Festplatte / SSD | 512 GB |
Betriebssystem | Windows 10, 64 Bit |
Anschlüsse | USB 3.0, DisplayPort, 3,5mm Audio In/Out |
WLAN | 802.11ac, Bluetooth 4.1 LE |
Preise (Core m/Core i5/Core i7) | 128 GB: 875 Euro, 512 GB: 2499 Euro (Testgerät), 1 TB: 2740 Euro und weitere Konfigurationen |
Die meisten Aufgaben erledigt das Surface Pro auch in der größtmöglichen Konfiguration nahezu lautlos. Wenn der Lüfter nach dauerhafter Belastung anspringt, bleibt er immer noch angenehm ruhig im Hintergrund.
Lange Laufzeiten, Ärger über den Ladeport
Auch bei der Laufzeit bietet das Surface Pro viel Spielraum. Mit rund 9 Stunden bei leichter Nutzung wie das Surfen im Internet, fast 11 Stunden Videowiedergabe und 5 bis 6 Stunden unter Last ist der Langläufer nicht leicht kleinzukriegen. In etwas mehr als zwei Stunden ist die Batterie zudem wieder aufgeladen. Böte das Surface Pro noch einen ladefähigen USB-C-Port mit "Power-Delivery-Feature", könnte man es mit einem portablen Akku wie der "Razer Power Bank" oder dem Anker "Powercore+ 26800 PD" zum Marathonläufer aufrüsten.
Damit wären mehrtägige Dienstreisen denkbar, bei denen Smartphone und Surface Pro ganz ohne Ladeadapter auskommen. Auch bei den Docking-Stationen schränkt Microsoft die Auswahl unnötig ein.
Fazit: Zu teuer für die meisten Nutzer
Mit dem Surface Pro führt Microsoft in der Kategorie 2-in-1, vor allem durch die hochwertige Hardware und die starken Eingabegeräte. Den technisch gelungenen Surface Pen und das "Type Cover" mit eingebauter Tastatur lässt sich Microsoft teuer bezahlen. Genauso haben die hohe Rechenleistung und der ausdauernde Akku in diesem handlichen Format ihren Preis.
Die Verarbeitung überzeugt im Test, die Darstellungsqualität des Displays liegt auf hohen Niveau und bis auf die Beschränkung auf wenige oder hauseigene Anschlüsse finden wir keine Kritikpunkte. Wer auf ein solides Arbeitsgerät angewiesen ist und bereit ist, dafür tief in die Tasche zu greifen, kann dies gerne tun.