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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Srini Gopalan "Deutschland braucht Glasfaser, um das nächste Level zu erreichen"
Deutschlands digitale Zukunft hängt an einem seidenen Faden: der Glasfaser. Nach jahrelangem Zögern setzt die Telekom nun voll auf die Gigabit-Technologie, sagt Deutschland-Chef Srini Gopalan.
Deutschland steht vor einer großen Herausforderung: Das jahrzehntealte Telefonnetz aus Kupferdraht stößt bei der Übertragungsgeschwindigkeit an seine Kapazitätsgrenze – jetzt muss der Nachfolger Glasfaser her.
Doch das lässt sich nicht durch ein Update beheben oder eine neue Platine im Schaltkasten. Es müssen Lichtleiter verlegt werden, vermutlich Hunderttausende Kilometer im gesamten Bundesgebiet – ein nicht unwesentlicher Teil davon unter Straßen, Gehwegen, Vorgärten.
Es ist zwar eine Gemeinschaftsaufgabe für Staat und Telekommunikationsunternehmen – den wohl größten Anteil daran hat allerdings die Telekom zu stemmen. Nachdem das Unternehmen lange auf technische Verbesserungen des bestehenden Kupfernetzes gesetzt hat, zeigt es unter der Führung seines noch recht neuen Deutschland-Chefs Srini Gupalan großes Engagement im kommenden Transformationsprozess.
Gerade erst kündigte die Telekom an, Berlin bis zum Ende des Jahrzehnts nahezu flächendeckend mit Glasfaser ausstatten zu wollen – nur ein Ausschnitt des ambitionierten Gesamtprojekts. Im Interview spricht Gopalan darüber, wie die Telekom diese Transformation möglichst geräuschlos leisten möchte, wo die größten Herausforderungen liegen, wie lange wir noch unsere DSL-Anschlüsse behalten können – und was er von Unternehmen wie 1&1 ohne eigene Infrastruktur hält.
t-online: Herr Gopalan, Sie wollen zwei Millionen Glasfaseranschlüsse allein in Berlin verlegen. Werden wir in den kommenden Jahren in eine Riesenbaustelle verwandelt?
Srini Gopalan: Das ist eine große Baustelle insgesamt. Wir werden bis 2024 mehr als zehn Millionen Glasfaseranschlüsse deutschlandweit bauen. In Berlin zwei Millionen bis 2030. Aber wir bauen nicht überall gleichzeitig, sondern koordiniert. Und wir haben schon viel geschafft. Deutschland hat schon jetzt mehr Glasfaser als die meisten anderen europäischen Länder. Diese Aussage wird viele erstaunen – aber lassen Sie mich das erklären.
Vom Telefonkabel zur Glasfaser: Jahrzehntelang spielte in der kabelgebundenen Kommunikation von Haushalten nur ein Material eine Rolle: Kupfer. Daraus bestand das typische Telefonkabel. Das gleiche Netz wurde zur Jahrtausendwende auch für die ersten T-DSL-Anschlüsse der Telekom genutzt, um Daten mit bis dato unerreichbarer Geschwindigkeit von 0,7 MBit/s im Downstream zu übertragen. Mit Hilfe von Technologien wie VDSL-Vectoring und Super-Vectoring konnte die Geschwindigkeit auf bis zu 250 MBit/s gesteigert werden – das ist jedoch nur über wenige Hundert Meter möglich. Mehr Tempo und keine Reichweitenbegrenzung bietet eine Übertragung per Glasfaser. Dabei werden Informationen nicht elektrisch, sondern optisch über einen Lichtleiter übertragen. Die typische Glasfaser ist tatsächlich ein dünner Faden aus Glas, umgeben von einem Mantel, der das Licht zurückwirft, und einem schützenden Außenmantel aus Kunststoff. Diese Lichtleiter ermöglichen problemlos Gigabitgeschwindigkeiten, müssen aber nun anstatt der Kupferkabel verlegt werden.
Unser Vectoring-Netzwerk funktioniert so: Abgesehen von den letzten 200 bis 400 Metern nutzen wir Glasfaser, was in der Pandemie sehr geholfen hat. Die Netze waren stabil. Im Vergleich zu jedem anderen großen EU-Land haben wir also mehr Glasfaser verlegt – denn in den typischen europäischen Ländern werden noch im Schnitt 500 bis 600 Meter zum Nutzer mit Kupferkabeln überbrückt. Allein unser Glasfasernetz umfasst heute schon mehr als 650.000 Kilometer.
Dann müsste es doch ein Leichtes sein, diese kleinere Lücke in Deutschland zu schließen?
Das ist eine Generationenaufgabe. Wir investieren hier insgesamt 30 Milliarden Euro. Deshalb brauchen wir Unterstützung. Langwierige Genehmigungsverfahren und die zögerliche Haltung gegenüber alternativen Verlege-Methoden machen das Verlegen von Glasfaser über die letzten 200 bis 400 Meter teurer als irgendwo sonst. Wenn man über den großen Glasfaserwandel spricht, dann meint es ja diesen Wandel in der letzten Meile, von Kupfer zu Glasfaser. In Deutschland haben wir die paradoxe Situation, dass wir heute im Vergleich zwar am meisten Glasfaser verlegt haben, aber der Wechsel zur direkten Glasfaseranbindung dennoch am teuersten ist.
Wird dieser Wandel zu Glasfaser eigentlich schon breit bei den Bürgern nachgefragt? Viele dürften heute doch sicher noch gut mit DSL-Bandbreiten oder denen über das Coaxial-Kabel des TV-Netzes klarkommen.
Wissen Sie, das ist jetzt das achte Land, in dem ich den Glasfaserausbau anstoße und vorantreibe. Was nicht passieren wird ist, dass Kunden einen Glasfaseranschluss bekommen und dann plötzlich sagen: "Wow, ich will ein Upgrade auf Gigabit-Speed." Die Bedürfnisse der Kunden wachsen stattdessen mit der Zeit. Mir selbst haben bis vor Kurzem 50 MBit/s gereicht. Dann hat meine Frau angefangen, von zu Hause aus zu arbeiten und wir brauchten 100 MBit/s. Mittlerweile sind meine Kinder 14 und 16 Jahre alt – jetzt brauchen wir 250 MBit/s. Die Bedürfnisse der Verbraucher wachsen in solchen Schritten. Aber als die größte Volkswirtschaft in Europa brauchen wir Glasfaser, um das nächste Level zu erreichen. Und es wird auch zu einem Standortthema. Sie wollen nicht an einem Ort leben, wo sie von neuen Technologien ausgeschlossen sind, weil die nötige Bandbreite fehlt.
Kommen wir zurück zum Thema Baustellen. Auf welche Behinderungen müssen sich Berliner und auch der Rest Deutschlands in den kommenden Jahren denn einstellen?
Ich glaube, da haben wir ein paar Vorteile, die das Ausmaß der nötigen Baustellen stark einschränken. Erst mal müssen wir bei Weitem nicht in ganz Berlin bauen – sondern nur im Bereich der letzten 200 bis 400 Meter. Außerdem gibt es neue Technologien zum Verlegen. Wir können Glasfaser in bestehende Leerrohre bringen, per Druckluft. Wir können in sogenannter Mindertiefe oder via Erdrakete verlegen, also unter den Gehwegen und Vorgärten hindurch. Zudem arbeiten wir eng mit den Behörden zusammen. Das ist auch in unserem Interesse – je mehr Tiefbau wir benötigen, desto mehr Baustellen sind notwendig.
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Deshalb versuchen wir, wo immer möglich, uns in ohnehin stattfindende Bauarbeiten oder Sanierungsmaßnahmen der Kommunen einzubringen und dort dann direkt Glasfaser zu verlegen. Je mehr Genehmigungen wir für Verlegung in Mindertiefe erhalten, desto schneller geht es und desto weniger störend werden die Arbeiten sein.
Ich will noch einmal beim Thema der organisch wachsenden Nachfrage nachhaken: Der Bedarf wächst schrittweise und über Jahre – aber Sie können einen Anschluss ja nicht erst mal ein bisschen auf Glasfaser umrüsten. Sie müssen dem Kunden also Glasfaser anbieten, bevor er es eigentlich braucht. Werden die Menschen diese Anschlüsse nach Fertigstellung überhaupt buchen?
Wenn Menschen ihren Anschluss upgraden, dann meist nur um eine Stufe. Ungefähr 35 Prozent unserer Kunden nähern sich aber bereits an die Maximalgeschwindigkeit ihres Kupferanschlusses an. Für sie ist Glasfaser der nächste logische Schritt. Bei 17 Prozent der Anschlüsse in Deutschland ist Vectoring nicht verfügbar – auch bei ihnen ist der nächste Schritt Glasfaser. Es gibt also aktuell zwei große Nachfrage-Gruppen in Deutschland, die schon die Geschwindigkeitsobergrenze ihres Anschlusses erreicht haben – und das sind eine ganze Menge. Eine weitere Gruppe sind die Menschen, die mit 100 oder 250 MBit/s auf Glasfaser starten.
Wie groß ist die Nachfrage nach hohen Bandbreiten denn insgesamt?
Im Jahr 2020 hatten 25 Prozent unserer Kunden mehr als 100 MBit/s Bandbreite. 2021 wuchs dieser Anteil auf 33 Prozent. Es werden nicht plötzlich alle ein Gigabit haben wollen. Die Upgrades passieren schrittweise, aber schnell. Ja, wir bauen Glasfaser in vielen Fällen selbst da, wo der Bedarf der Kundinnen und Kunden noch nicht vorhanden ist. In der Vergangenheit war es oft so, dass der Ausbau hinter den Bedarf zurückgefallen ist. Jetzt wollen wir es schneller. Es gibt wie eben beschrieben schon jetzt eine große Zahl an Kunden, die 250 MBit/s mit Glasfaser buchen, wenn es bei ihnen verfügbar ist.
Jetzt reden wir die ganze Zeit über einzelne Anschlüsse. Aber in großen Städten wie Berlin dürften die meisten Kunden ja in Mehrfamilienhäusern wohnen, die großen Wohnungsbaugesellschaften gehören. Wie sieht es denn mit deren Begeisterung hinsichtlich einer Umrüstung ihrer Häuser aus?
Wir arbeiten mit den Wohnungsbaugesellschaften eng zusammen. Ein wichtiges Element ist hier die Eigentümererlaubnis. Für uns gestaltet sich das so: Erst überqueren wir die Straße, dann ziehen wir die Glasfaser in den Keller des Gebäudes. Dann wird die Glasfaser beispielsweise im Fahrstuhlschacht verlegt und von dort dann die letzten Meter bis zu den einzelnen Wohnungen. Es sind verschiedene Szenarien möglich, wer für diese letzte Strecke bezahlt. Bei unseren Gesprächen mit den Wohnungsbaugesellschaften sind die Kosten meist kein Problem. Für sie ist eher interessant, dass ihre Häuser mit Glasfaser attraktiver und damit auch wertvoller werden. Der gesamte Prozess ist komplex und braucht Zeit – aber wir sehen stetig mehr Interesse und Bereitschaft auf Seiten der Gesellschaften.
Müssen Sie im Rahmen dieser großen Aufrüstung eigentlich auch Ihre Backbone-Verbindung aufrüsten? Da kommt in den nächsten Jahren ja massiv erhöhte Bandbreite auf Sie zu?
Wir haben schon während der Corona-Krise eine gigantische Zunahme des Datenvolumens erlebt – unsere Backbones kamen damit gut klar. Und auch hier bauen wir weiter.
Jetzt haben wir eben nur über Ihr Projekt in Berlin gesprochen – womit können denn Nutzer in Frankfurt, Hamburg oder anderen Großstädten und Metropolregionen hinsichtlich Glasfaserausbau rechnen?
Wir haben klare Ziele für alle großen Städte. Und wir haben dazu bereits einiges kommuniziert. Wir verstehen uns als digitales Infrastrukturunternehmen. Wir stehen für digitale Teilhabe. Bundesweit. Deshalb bauen wir in den Städten und auf dem Land. Für die großen Städte haben wir uns spezifische Ziele vorgenommen. In Hamburg planen wir, 540.000 Haushalte bis Ende 2025 zu versorgen, in Frankfurt planen wir 375.000 Haushalte bis Ende 2025, in Düsseldorf wollen wir 160.000 Haushalten bis dahin Glasfaser anbieten. Wir haben auch ein großes Investment in München zugesagt – solche Ziele oder auch Pläne haben wir für jede größere Stadt in Deutschland.
Wie weit in die Zukunft reichen diese konkreten Ziele?
Typischerweise schauen wir erst einmal, was wir bis Ende 2024 erreichen wollen. In manchen Fällen, wie etwa in Berlin, läuft es besser als erwartet und dann treiben wir unsere konkrete Planung bis 2030 voran. Auch für die ländlichen Regionen haben wir einen klaren Plan. Wir widmen dem ländlichen Ausbau ein eigenes Unternehmen. Es heißt Glasfaser Plus und ist ein Joint Venture zusammen mit IFM, einem langfristig orientierten Pensionsfonds-Investor. Glasfaser Plus soll bis 2028 vier Millionen zusätzliche gigabitfähige FTTH-Anschlüsse auf dem Land und in Fördergebieten ausbauen. Dieser Ausbau kommt zu unserem Eigenausbau im ländlichen Raum hinzu, bei dem wir bis 2028 acht Millionen Anschlüsse bauen wollen. Insgesamt sollen auf dem Land also zwölf Millionen Glasfaseranschlüsse entstehen.
Ganz Deutschland wäre doch sicherlich unrentabel, schließlich könnten die Kosten für den Anschluss einzelner Häuser im Nirgendwo nie wieder eingespielt werden. Welche Teile Deutschlands bleiben weiße Flecken auf der Breitbandkarte?
Das müssen Sie aus verschiedenen Perspektiven betrachten: Sicher wird es Orte geben, wo es nicht wirtschaftlich ist, Glasfaser zu bauen. Hier ist das Bundesförderungsprogramm eine große Hilfe. Denn es fördert den Ausbau in Gebieten, die unwirtschaftlich sind und andernfalls drohen, den Anschluss zu verlieren. Wir brauchen Förderung. Aber bitte mit Augenmaß. Viel hilft hier nicht immer viel. Wir brauchen eine Priorisierung, sonst kommen zu viele Gebiete unnötig in die Förderung. Und mit Blick auf Bauunternehmen heizt dies dann einen Markt weiter an, der bereits überhitzt ist. Dann steigen die Kosten pro Anschluss, aber es wird in Summe nicht mehr gebaut.
ist seit November 2020 Vorstand Deutschland und Sprecher der Geschäftsführung der Telekom Deutschland GmbH. Zuvor war Gopalan seit Januar 2017 als Telekom-Vorstandsmitglied für das Europa-Geschäft verantwortlich. Er war davor viele Jahre lang in leitender Funktion für verschiedene Telekommunikationskonzerne in Großbritannien und Indien tätig.
Sie haben an anderer Stelle gesagt, dass bis 2030 ganz Deutschland mit Glasfaser versorgt sein soll. Wie groß wird der Anteil der Telekom daran sein?
Wir sagen immer, dass zwischen 60 und 65 Prozent der Glasfaser-Infrastruktur von uns kommen wird. Aber das hängt natürlich davon ab, wie sich der Wettbewerb entwickelt, wie die Förderung über die Zeit ausfallen wird und wie die Unterstützung der Politik aussieht – aber wir rechnen mit einem Anteil in dieser Größenordnung.
In Deutschland mag die meiste Glasfaser in der Erde liegen – gemessen an den tatsächlichen Anschlüssen sind wir im OECD-Vergleich aber fast Schlusslicht. Wo wollen Sie auf diesen Listen im Jahr 2030 stehen?
Ich halte diese Listen für irreführend. Wir hatten vor einigen Jahren die Wahl zwischen "Highspeed für viele" und "Gigabit für wenige". Hohe Bandbreiten für den Großteil der Bevölkerung – das hat sich während der Pandemie ausgezahlt. Unsere Netze haben während der Pandemie gehalten. Unsere Breitbandstrategie geht auf. Wenn man sich die Länder anschaut, mit denen wir oft verglichen werden, dann haben die 35 bis 40 Prozent Glasfaseranteil, vielleicht mal 50 Prozent. Aber in Gebieten, die nicht mit Glasfaser versorgt sind, haben sie im Schnitt eine Bandbreite von weniger als 16 MBit/s.
Das ist eine echte digitale Spaltung. Und das ist gefährlich. Ich denke, wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Jetzt, da wir Highspeed für viele geliefert haben, kommt der nächste Schritt – und das ist Gigabit für alle. Bis 2030 wollen wir das erreichen, gemeinsam mit dem Wettbewerb. Wo wir dann in diesen Rankings stehen werden, weiß ich nicht. Aber Sie können diese Ranking-Tabellen jede Geschichte erzählen lassen, die Sie möchten. Wenn wir uns dieselben Länder anschauen, aber danach fragen, wie viele Menschen Zugang zu mindestens 75 MBit/s haben, dann schneidet Deutschland plötzlich erheblich besser ab.
Noch eine ganz praktische Frage: Als Bürger hat man ja wenig Einfluss darauf, wann den eigenen Haushalt der Glasfaseranschluss ereilt. Bedeutet das im Zweifel dann auch das plötzliche Zwangsende des Kupferanschlusses? Oder gibt es da Übergangslösungen?
Man kann sich in anderen Ländern die typischen Schritte anschauen, wie das Kupfernetz über Dauer ersetzt wird. Heute können Kunden zwischen Glasfaser und Kupfer wählen. Letztlich wird der Migrationspfad so laufen: Wenn Kunden mit ihrem DSL-Anschluss bei 100 MBit/s angekommen sind, ist das Glasfaserupgrade der nächste Schritt. Wir bieten den Menschen dann 250 MBit/s via Glasfaser an. Danach bietet man in Glasfasergebieten die meisten Upgrades nur noch über Glasfaser an. Im nächsten Schritt verkauft man dort dann nur noch Glasfaseranschlüsse.
Und erst im letzten Schritt werden bestehende Kupferanschlüsse zu Glasfaseranschlüssen migriert, aber das ist ein langer Prozess. Wir sind noch bei Schritt eins, wir haben derzeit beide Anschlusstypen. Heute muss sich niemand darüber Sorgen machen, dass ihm sein DSL-Anschluss bald abgeschaltet wird.
Der Glasfaserausbau wird sich weitestgehend noch in der Zukunft abspielen. Beim Thema Mobilfunk und 5G sind die Unternehmen schon deutlich weiter. Da hat United Internet gerade angekündigt mit 1&1 ebenfalls als Mobilfunk-Provider ins 5G-Netz einsteigen zu wollen. Glauben Sie, dass das einen Einfluss auf den Markt haben wird?
Ich habe kein Problem mit Wettbewerb. Im Gegenteil. Wir werden ständig herausgefordert und wir antworten darauf mit unseren Produkten und unserem Service. Wir stehen klar hinter dem politischen Ansatz, der zu Investitionen ermutigt, im Gegensatz zu Trittbrettfahrern, die die Infrastruktur anderer Unternehmen nutzen. Jetzt würden wir gern erst einmal sehen, dass der 1&1-Ausbau auch tatsächlich passiert – statt weiterhin auf nationales Roaming zu setzen, was Trittbrettfahrerei ist.
Klingt so, als würden Sie nicht daran glauben?
Glauben ist eine Frage von Gefühlen, aber ich kann Ihnen nur rational sagen, was ich sehe. Ich würde es gern sehen, dass sie Netzinfrastruktur tatsächlich aufbauen.
Ihr Mitbewerber Vodafone bewirbt gerade 5G+, so nennt man dort sein 5G-Standalone-Netz (siehe Info-Kasten 5G/5G-Standalone). Erst das soll das volle Potenzial von 5G heben. Die Telekom setzt derzeit auf eine Mischung aus 4G und 5G. Hängt die Telekom da hinterher?
Lassen Sie uns nicht die Zeit damit verbringen, über Marketingversprechen zu sprechen. Lassen Sie uns bitte über die Realität reden. Und darüber, was bei den Kunden ankommt – denn allein der Kundennutzen entscheidet. Wenn Sie 4G und 5G mit Dynamic Spectrum Sharing (DSS) miteinander kombinieren, bekommen Sie höhere Geschwindigkeiten und eine bessere Abdeckung. Davon profitieren in unserem Netz bereits Millionen Menschen. Auch wir könnten technologisch 5G-Standalone anbieten. Aber wir bauen unser Netz nach dem Bedürfnis der Kunden und nicht nach dem Bedürfnis unserer PR-Abteilung.
Was ist 5G-Standalone (SA) & 5G-Non-Standalone (NSA): Die Funktechnik 5G wird in Zukunft sehr viele Vorteile und Funktionen bieten, die heute noch nicht umgesetzt werden können – etwa die versprochene Latenz von weniger als zwei Millisekunden oder Network Slicing, das konfektioniert jedem Nutzer das angepasste Leistungsprofil bietet. Aktuell wird meist noch 5G NSA eingesetzt, da bislang nur wenige 5G-fähige Smartphones SA unterstützen und die versprochenen Vorteile vielfach noch nicht genutzt werden können. Stattdessen setzen die meisten Anbieter derzeit vorwiegend auf 5G NSA, wo 4G und 5G kombiniert werden und daraus derzeit Vorteile bei Abdeckung und Leistung ziehen.
Unsere Priorität ist: erst möglichst viele Menschen mit Bandbreiten und Geschwindigkeiten versorgen, die ihnen tatsächlich helfen. Auf dieses Fundament setzen wir dann die erweiterten Funktionen. DSS ist eine sehr gute Brückentechnologie. Denn sie erlaubt, Frequenzen über 4G und 5G zu bündeln. Damit können wir mehr als 90 Prozent der Bevölkerung Deutschlands mit Highspeed via 5G versorgen – in der Stadt und auf dem Land – und nicht nur einem kleinen Bruchteil. Und das ist der Unterschied.