Repräsentative Umfrage Mehrheit der Deutschen hält Wahlbeeinflussung durch Soziale Medien für möglich
Eine Firma soll Facebook-Daten missbraucht haben, um für Donald Trump Wahlkampf zu machen. Doch lassen sich die Wähler durch Kampagnen in den sozialen Medien wirklich so leicht beeinflussen? Sieben von zehn Deutschen halten es für wahrscheinlich, wie eine repräsentative Umfrage für t-online.de zeigt.
Big Data-Firmen wie "Cambridge Analytica" werben damit, dass sie dank großer Datenmengen voraussagen können, wie die Menschen ticken oder wen sie wählen werden. Durch gezielt platzierte Werbung soll der Einzelne dann beeinflusst werden.
Dieses sogenannte Mikrotargeting findet bisher vor allem in der Online-Werbung statt. In den USA kommen solche Methoden aber auch im Wahlkampf zum Einsatz. Sie sollen zum Beispiel bei der Wahl von Donald Trump eine wichtige Rolle gespielt haben. Hierzulande hat das eine Debatte über die Wirkung der sozialen Medien auf die politische Meinungsbildung ausgelöst.
Doch würden sich die Deutschen von einer gezielten politischen Kampagne in den sozialen Medien überhaupt beeinflussen lassen? Die Mehrheit der Deutschen glaubt, ja. Das ergab eine repräsentative Umfrage von t-online.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey.
Demnach glauben 70,1 Prozent der Befragten, dass sich Wähler durch gezielte oder personalisierte Kampagnen in sozialen Medien "sehr stark" oder "eher stark" beeinflussen lassen. 12,5 Prozent der Befragten waren unentschieden. Nur 17,4 Prozent glauben, dass soziale Medien "eher schwachen" oder "gar nicht" Einfluss auf die Wählermeinung haben.
Beim Mikrotargeting werden Nutzerprofile erstellt, um herauszufinden, welche Zielpersonen für die Werbebotschaft wohl besonders empfänglich sind. Im Ergebnis bekommen die Nutzer unterschiedliche Anzeigen ausgespielt, die zum Beispiel an deren Ängste und Sorgen oder Hoffnungen und Werte appelliert.
Lässt sich Facebook von der Politik instrumentalisieren?
In den USA bedienen sich politische Kampagnenmacher dieser Methoden aus dem Online-Marketing. In Deutschland spielt personalisierte Wahlwerbung auf Facebook aber nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch konnte man im Vorfeld der Bundestagswahl beobachten, wie politische Gruppen oder Einzelpersonen in den sozialen Medien Wähler mobilisierten. Gezielte Stimmungsmache findet bis heute zum Beispiel in den Kommentarspalten oder Facebook-Gruppen statt.
Die größten Unterschiede gibt es in der Umfrage bei der Parteizugehörigkeit der Befragten. Demnach glauben 53,4 Prozent der AfD-Wähler an eine "starke" oder "eher starke" Beeinflussung durch soziale Medien. An einen schwachen oder gar keinen Einfluss glauben nur 30,8 Prozent. Bei Wählern anderer Parteien ist die Furcht vor einer Wahlbeeinflussung größer.
An der repräsentativen Umfrage nahmen 5092 Nutzer zwischen dem 19. und 22. März 2018 teil.
- Eigene Recherche