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Corona-Warn-App: Darum werden ältere Handys nicht unterstützt


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Corona-Warn-App
Warum werden ältere Handys nicht unterstützt?


Aktualisiert am 19.06.2020Lesedauer: 5 Min.
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Im Video erklärt: So funktioniert die Corona-Warn-App. (Quelle: t-online)
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Die Corona-Warn-App ist da – doch nicht alle sind darüber glücklich. Etliche Nutzer klagen, dass sie die Anwendung nicht nutzen können, weil ihr Handy zu alt ist. Warum das so ist – und warum es sich vermutlich nicht ohne weiteres lösen lässt.

Die Corona-Warn-App ist verfügbar. Sie soll ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Verbreitung der Covid-19-Infektion sein. Der Start der App am Dienstag verlief vielversprechend: Schon einen Tag später vermeldete Entwickler SAP rund 6,4 Millionen Downloads.

Gleichzeitig wird jedoch auch Unmut laut: Denn längst nicht alle Deutschen können die App nutzen. So gibt es einerseits viele, gerade ältere Menschen, die überhaupt kein Smartphone besitzen.

Doch auch, wer ein altes Modell hat, kann die App unter Umständen nicht verwenden. So wird auf iPhones mindestens die Betriebssystemversion 13.5 vorausgesetzt, bei Android-Telefonen Android 6.0 oder neuer. Wir erklären, welche Smartphones betroffen sind und warum ältere Geräte – zumindest vorerst – nicht unterstützt werden.

Welche iPhones können die App nutzen?

Auf Apple-Seite ist die Frage nach den unterstützten Geräten einfach zu beantworten: Alle iPhones, die mit iOS 13.5 funktionieren. iOS 13 ist die aktuelle Version des Betriebssystems – allerdings läuft sie auf zahlreichen älteren iPhones: Ab iPhone 6s und iPhone SE können alle Apple-Smartphones ein Update auf iOS 13.5 durchführen.

Dabei handelt es sich um alle Apple-Handys, die seit Herbst 2015 verkauft wurden. Wenn Sie so ein Gerät nutzen, aber noch nicht die aktuelle iOS-Version installiert haben, können Sie das Update so starten:

  1. Öffnen Sie die "Einstellungen" und wählen Sie "Allgemein".
  2. Klicken Sie dann auf "Softwareupdates".
  3. Hier sehen Sie die aktuell installierte iOS-Version. Wenn Sie "Automatische Updates" aktivieren, wird sich Ihr Gerät in Zukunft automatisch Aktualisierungen herunterladen. Ansonsten können Sie hier auch Updates manuell herunterladen.

Wer ein iPhone 6, ein iPhone 5s oder noch ältere Apple-Smartphones nutzt, kann die Tracing-App nicht installieren.

Welche Android-Geräte können die App nutzen?

Bei Android-Geräten ist es etwas komplizierter, Gerätegenerationen zu nennen. Die hier benötigte Android-Version 6.0 wurde im Herbst 2015 vorgestellt. Üblicherweise erscheinen die ersten Smartphones mit entsprechender Android-Version mit einigen Monaten Abstand. Zudem können die Top-Geräte des Vorjahres meist noch auf eine neuere Android-Version aktualisiert werden.

Damit dürfte es wohl einige Geräte aus 2014 geben, auf denen die Corona-Warn-App funktioniert. Viele günstigere Geräte aus 2015 und vermutlich selbst einige aus dem Jahr 2016 dürften hingegen nicht mehr geeignet sein. Wer in den vergangenen drei Jahren ein Android-Handy gekauft hat, hat allerdings mit Sicherheit ein kompatibles Gerät.

Um Ihre Android-Version zu prüfen und zu aktualisieren, gehen Sie folgt vor:

  1. Öffnen Sie die "Einstellungen" und wählen Sie "System".
  2. Klicken Sie dann auf "Erweitert" und "Systemupdate". Alternativ können Sie auch nach "Systemupdate" mithilfe der Suchfunktion oben suchen.
  3. Hier sehen Sie Ihre aktuelle Android-Version und können manuell Updates starten.

Bei älteren Android-Versionen sind die Menüs eventuell anders geordnet. So müssen Sie bei manchen Geräten mit Android 6.0 in den "Einstellungen" den Punkt "Geräteinformationen" öffnen, um Updates laden zu können.

Warum haben SAP und Telekom nicht an ältere Geräte gedacht?

Tatsächlich liegt die Ursache nicht bei SAP und der Telekom, die die App im Auftrag der Bundesregierung entwickelt haben. Sie sind letztlich auf die sogenannte Softwareschnittstelle angewiesen, die Google und Apple dafür bereitgestellt haben. Die bestimmt, dass die Corona-Warn-App innerhalb des jeweiligen Betriebssystems die nötigen Befugnisse bekommt, um die Kontaktermittlung durchzuführen. Wie das funktioniert, lesen Sie hier oder sehen es im obenstehenden Video.

Die Corona-Warn-App an sich setzt keine leistungsfähige Hardware voraus und Bluetooth Low-Energy ist bei Smartphones vielfach auch schon länger Standard-Ausstattung. Eine dauerhafte Bluetooth-Nutzung im Hintergrund, wie es die Corona-Warn-App benötigt, war auf iPhones aber vorher nicht möglich.

Weshalb setzen Apple und Google nur auf neuere Geräte?

Weder Apple noch Google haben sich auf Nachfrage zu den Gründen offiziell geäußert, doch es ist durchaus plausibel anzunehmen, dass es erheblichen Aufwand bedeutet hätte, die Covid-19-Schnittstelle auch zusätzlich für ältere Geräte zu entwickeln. Am Beispiel von Apple lässt sich das recht gut erläutern:

Bei der Vorstellung der von Google und Apple partnerschaftlich entwickelten Schnittstelle hatte Apple angegeben, das Update für die "größtmögliche Anzahl von Geräten" bereitzustellen. Laut Apple nutzen weltweit 77 Prozent der Geräte – das umfasst Smartphones und Tablets – die aktuelle iOS-13-Version. Am kommenden Montag dürfte das Unternehmen mit Beginn seiner Entwicklerkonferenz WWDC aktuellere, noch höhere Verbreitungszahlen vorstellen.

Laut den Zahlen des Unternehmens Statcounter läuft in Deutschland sogar auf knapp 87 Prozent der iPhones eine iOS-13-Version. Auf etwa 13 Prozent ist ein Betriebssystem installiert, das nicht mit der Corona-Warn-App kompatibel ist. Etwa 7,5 Prozent davon hat eine Version von iOS 12, der Rest noch ältere iOS-Varianten, die nicht näher aufgeschlüsselt sind.

Chipsatz zu veraltet

Aber auch veraltete Technik kann ein Grund dafür sein, dass Nutzer die App nicht verwenden können. So sagt der Informatiker Henning Tillmann auf Anfrage von t-online.de: "Auf vielen älteren Geräten läuft Bluetooth Low Energy schlichtweg nicht. Denen fehlt der passende Chipsatz dafür."

Bei der Hardware des iPhone 6 sehe das aber anders aus, erklärt Tillmann. Hier könnte theoretisch die App per Bluetooth Low Energy funktionieren. Allerdings bietet Apple die passende Schnittstelle erst ab iOS 13.5 an. Geräte wie das iPhone 6 von 2014 laufen mit iOS 12, für die ist kein Update vorgesehen. "Man muss dazu aber auch sagen, dass Apple seine iPhones weit in die Vergangenheit mit Updates unterstützt, teilweise fünf Jahre lang", sagt Tillmann. "Bei Android ist das überhaupt nicht gegeben."

Der Entwicklungsaufwand wäre vermutlich enorm

Theoretisch wäre es zwar möglich, dass Apple für iOS 12 die Schnittstelle nachliefert – aber das sind nur Vermutungen. Und selbst wenn eine Umsetzung auf älteren Geräten technisch ohne weiteres möglich wäre – auch das ist nicht mit Sicherheit zu sagen – müsste Apple seine Schnittstelle also gleich für eine Reihe von älteren iOS-Versionen entwickeln um weitere iPhone-Generationen zu unterstützen.

Es ist durchaus denkbar, dass für jede weitere, unterstützte iOS-Version annähernd derselbe Entwicklungsaufwand betrieben werden müsste, wie für die nun verfügbare Version. Zumal auch für die älteren Betriebssystemversionen gewissenhafte Tests sicherstellen müssten, dass nicht versehentlich neue Sicherheitslücke, ein Programmfehler oder Ähnliches eingebaut würde. Eine Entwicklung für weitere ältere Modelle hätte die Fertigstellung der Covid-19-Schnittstelle nicht nur verteuert,sondern vermutlich auch um Monate verzögert.

Ganz ähnlich könnte die Situation bei Googles Android-Entwicklern aussehen. In Deutschland sind laut Global Stat Counter sogar nur etwa acht Prozent der Android-Geräte nicht mit der Corona-Warn-App kompatibel – diese allerdings ebenfalls auf mehrere ältere Android-Versionen aufgespalten. Auch hier wäre wohl eine Entwicklung für mehrere Android-Versionen notwendig.

Letztlich können nur die Entwickler von Apple und Google den tatsächlichen Aufwand beurteilen. Eine spürbare Kostensteigerung sowie Verzögerung der Fertigstellung ist jedoch sehr wahrscheinlich. So ist es zwar unglücklich, dass viele Nutzer die App derzeit nicht installieren können, angesichts der Gesamtsituation dürfte das jedoch die sinnvollste Lösung gewesen sein.

Mitarbeit Ali Vahid Roodsari

Verwendete Quellen
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