Panikmache per WhatsApp Wie Gerüchte die Situation in den Supermärkten verschärfen
In den sozialen Medien kursieren Bilder von leeren Supermarktregalen. Dazu verbreiten WhatsApp-Nutzer auch noch Gerüchte von einer angeblich bevorstehenden Ausgangssperre. Das macht alles nur noch schlimmer.
Angesichts der rasanten Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 sind schnelle und teilweise drastische Maßnahmen gefragt. In mehreren Bundesländern wurden die Schulen geschlossen. Auch Berliner Klubs und Kneipen bleiben vorerst zu. Konzerte und Sportevents werden abgesagt oder finden vor leeren Rängen statt. Jetzt geht die Angst um, dass selbst alltägliche Besorgungen bald nicht mehr möglich sein könnten.
Befeuert werden diese Ängste vor allem von Falschmeldungen, die von anonymen Absendern per Messenger in die Welt gesetzt und von leichtgläubigen Nutzern fleißig weiter verbreitet werden. Auch Mitarbeiter von t-online.de haben solche Mitteilungen erhalten.
In den Nachrichten behauptet meist jemand mit angeblichen Verbindungen ins Gesundheitsministerium, dass die Bundesregierung plane, Ausgangssperren zu verhängen. Einkäufe seien dann gar nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich.
Teilweise werden in den Nachrichten auch konkrete Zeitpunkte genannt, zu denen die Ausgangssperre angeblich in Kraft treten soll. Die Tatsache, dass bereits mehrere dieser Termine verstrichen sind, zeigt: Diese Behauptungen sind völlig haltlos. Auch das Gesundheitsministerium dementiert, dass eine massive Einschränkung des öffentlichen Lebens geplant sei.
Erst die Panikreaktion verursacht Probleme
Dazu muss man wissen: Selbst in Italien, wo Menschen derzeit landesweit in Quarantäne ausharren müssen, bleiben die Supermärkte weiterhin geöffnet. Käufer werden zwar nur einzeln eingelassen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Laut Augenzeugenberichten klappt das aber reibungslos und schnell.
Ironischerweise führen die Falschmeldungen in Deutschland selbst die Situation herbei, vor der sie warnen: Plötzliche Panikkäufe fegen die Supermarktregale leer und führen zu vorübergehenden Lieferengpässen. Die Bilder davon gehen wiederum durch die sozialen Medien und heizen den Kreislauf weiter an.
Laut Experten wäre gerade jetzt Besonnenheit angebracht. Solange die Menschen nämlich weiterhin wie gewohnt ihre Erledigungen machen, statt in Massen einzukaufen und Waren zu horten, können die Regale problemlos wieder aufgefüllt werden. Erst die Panikreaktion führt zu Problemen.
t-online.de macht den Faktencheck! Haben Sie auch eine Nachricht erhalten, die wir für Sie prüfen sollen? Schreiben Sie uns eine Mail an "leseraufruf@t-online.de".
Was Sie gegen Panikmache tun können
- Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld eine solche Nachricht erhält oder teilt, ignorieren sie dies nicht einfach. Weisen Sie Ihre Freunde und Familie darauf hin, dass es sich sehr wahrscheinlich um eine Fehlinformation oder einen schlechten Scherz handelt.
- Vertrauen Sie keinen anonymen Quellen. Zuverlässige und geprüfte Informationen erhalten Sie beispielsweise vom Robert Koch-Institut, den Lokalbehörden und seriösen Medien.
- Vermeiden Sie unnötigen Kontakt und bleiben Sie wenn möglich zu Hause. Kaufen Sie das Notwendigste und in vernünftigen Mengen ein.
- Seien Sie freundlich und rücksichtsvoll gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Märkten. Sie sind in diesen Tagen einer ganz besonderen Belastung und durch den Kundenkontakt auch großen Risiken ausgesetzt.
- Onlinelieferdienste können im Notfall aus der Patsche helfen. Gerade ältere Menschen oder bereits an Covid-19-Erkrankte brauchen diesen Service jetzt dringender als der Durchschnitt. Wer gesund ist, geht bitte selbst einkaufen.
Falsche Gesundheitstipps
In Chatgruppen kursieren auch allerlei medizinische Tipps zum Umgang mit dem Coronavirus. Vieles davon ist Unsinn. Hausmittel wie häufiges Wassertrinken, Alkohol, Knoblauch oder bestimmte Atemtechniken haben keinen nachgewiesenen Effekt und schützen nicht vor einer Infektion. Was hilft, ist häufiges und gründliches Händewaschen.
Auch angeblich wissenschaftliche Studien im Zusammenhang mit dem Coronavirus werden gerne erfunden oder falsch zitiert. So hat sich die Nachricht, dass Ibuprofen zu einem besonders schweren Krankheitsverlauf führe, als eine Falschmeldung herausgestellt.
- Tagesschau Faktenfinder: "Panikmache per WhatsApp"