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Experten sehen "digitale Unbedarftheit" bei Internetnutzern


Deutschland sicher im Netz
Initiative sieht "digitale Unbedarftheit" bei Internetnutzern

Von dpa, t-online, avr

17.06.2021Lesedauer: 4 Min.
Ein Mann an einem Rechner (Symbolbild): Viele Internetnutzer schützen sich nicht genügend.Vergrößern des Bildes
Ein Mann an einem Rechner (Symbolbild): Viele Internetnutzer schützen sich nicht genügend. (Quelle: imago-images-bilder)
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Der Verein Deutschland sicher im Netz stellt jedes Jahr seinen Sicherheitsindex vor. Der soll zeigen, wie es bei deutschen Verbrauchern um die Sicherheitslage steht. 2021 könnten die Zahlen besser sein.

Viele deutsche Internetnutzer sind bei Sicherheitsvorkehrung im Netz noch zu nachlässig. Das zeigt eine Auswertung des Vereins Deutschland sicher im Netz (DsiN). Für die repräsentative Auswertung 2021 hat DsiN nach eigenen Angaben 2.000 Nutzer befragt. Die Ergebnisse wurden am Donnerstagmorgen in einer Pressekonferenz zusammen mit dem Verbraucherschutzministerium vorgestellt.

"Deutschland sicher im Netz" ist ein gemeinnütziger Verein, der 2006 beim 1. Nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung gegründet wurde. Mitglieder sind Unternehmen wie die Deutsche Telekom, Facebook, eBay, Google, Microsoft, SAP und Schufa sowie Organisationen wie das Deutsche Kinderhilfswerk und die FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter).

Verbraucher zu nachlässig im Netz

Laut dem Sicherheitsindex gebe es eine "digitale Unbedarftheit bei fast jedem zweiten Onliner": So gehen 59 Prozent aller Internetnutzer zu nachlässig mit Schutzvorkehrungen bei Online-Diensten um. Laut Michael Littger, Geschäftsführer von DsiN habe sich der Indexwert für das Sicherheitsverhalten damit sogar um 3 Punkte verschlechtert: "Damit erreicht es den niedrigsten Wert seit Studienerhebung", so Littger. Nur jeder Zweite prüft laut DsiN Zugriffsrechte seiner Apps (50 Prozent), nur jeder Dritte nutzt Passwortmanager (31 Prozent) und nur jeder vierte Onliner (27,1 Prozent) verschlüsselt die eigene Festplatte.

Laut der Auswertung sei aber nicht das Problem, dass Nutzer nicht wissen, wie sie sich schützen können: Sie setzen das Wissen aber oft nicht um. 17 Prozent der Internetnutzer verzichten sogar bewusst auf Schutzvorkehrung im Netz. Christian Kastrop, Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium sagt dazu: "Wir sehen, dass das vorhandene Wissen zu selten in die Praxis umgesetzt wird. Hier müssen wir ansetzen und Menschen zum sicheren Handeln ermuntern."

Bedrohungs-Gesamtindex stagniert

Der Bedrohungs-Gesamtindex 2021, der die allgemeine digitale Sicherheitslage für Verbraucher abbilden soll, stagniert im Vergleich zum Vorjahr mit 62,7 Punkten auf mäßigem Niveau. Mit dem Index versuchen die Forscher auf Basis einer repräsentativen Befragung der Online-Nutzer ab 16 Jahren, die subjektive Bedrohung mit dem tatsächlichen Schutzniveau der Verbraucher zusammenbringen. Beim Schwellenwert von unter 50 Punkten (von maximal 100) ist die Verunsicherung demnach höher als das subjektive Sicherheitsgefühl. Das bisher beste Niveau wurde 2016 mit 65,4 Punkten erreicht.

Ein Schwerpunkt der Auswertung war auch das "digitale Ich" – also die eigene Identität im Internet. DsiN rief die Menschen dazu auf, sich stärker mit den Daten über die eigene Person zu beschäftigen. Denn beim Thema "Digitale Identität & Digitales Ich" bestehe ein starkes Aufklärungsbedürfnis. Nur drei Prozent der Nutzer hätten sich bereits umfassender mit ihrer digitalen Identität befasst. "Das Thema wird künftig in allen Lebensbereichen an Bedeutung gewinnen, von Sozialen Netzwerken über Online-Banking bis zu Verwaltungsdienstleistungen", sagte Serena Holm, Managerin der Auskunftei Schufa, die auch Mitglied bei DsiN ist.

Viele Menschen wünschen sich dabei vor allem bereits eine Aufklärung in der Schule, andere eine staatliche Stelle, die entsprechend informiert. In Deutschland können Interessenten beispielsweise auf der Website des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Informationen zu Gefahren im Netz finden.

Wie kann ich mich schützen?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Nutzer sich im Netz vor Betrügern oder beispielsweise Datendiebstahl schützen können. Um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Sie Opfer eines Identitätsdiebstahls werden, sollten Sie besonders sogenannte Phishing-Mails erkennen und aussortieren können. Phishing-Nachrichten sind Mails meist in Namen großer Unternehmen wie Amazon oder Banken wie die Sparkassen. Unter einem Vorwand werden Nutzer dazu aufgefordert, einen Link in der Nachricht anzuklicken, der Nutzer auf eine gefälschte Website führt. Wer hier seine Daten eingibt, gibt sie in Wirklichkeit an Kriminelle weiter. Tipps, wie Sie Phishing-Mails erkennen können, finden Sie hier. Ihr Wissen können Sie in diesem Quiz testen.

Zudem sollten Sie am besten so wenig Daten wie möglich von sich im Netz verteilen: Immer wieder kommt es vor, dass Kriminelle durch Datenlecks oder Attacken auf Server an persönliche Nutzerdaten können. DsiN-Vorstandsvorsitzende Thomas Tschersich sagt dazu: "Wir sehen im Darknet Datenbanken mit zig Millionen gestohlenen Identitäten".

Am besten sollten Sie darum Accounts im Netz löschen, die Sie nicht mehr verwenden. Wie Sie vergessene Accounts finden und löschen, lesen Sie hier.

Auf Seiten wie "Have I been pwned?" können Nutzer zudem prüfen, ob ihre Mail-Adresse Opfer eines Datenlecks geworden ist. Mehr dazu lesen Sie hier. Wenn das der Fall sein sollte, sollten Sie sofort Ihre Passwörter ändern. Tipps für sichere Passwörter finden Sie hier.

Auch wichtig: Software-Updates sofort installieren: Denn oft beinhalten diese auch Sicherheitsupdates, die ansonsten von Kriminellen ausgenutzt werden können. Auch Christian Kastrop vom Verbraucherschutzministerium mahnte dazu, Updates zu installieren, wenn sie verfügbar sind: "Ich bitte Sie, nehmen Sie das ernst und nehmen Sie die Updates mit", sagte Kastrop.

App und Digitalführerschein sollen helfen

Um die Kompetenz von Verbraucher zu erhöhen und Menschen zu Anwendung der Erkenntnisse in der Praxis zu animieren, wird die DsiN unter anderem die neue interaktive und browserbasierte Simon-App anbieten. Sie ist ab sofort unter der Adresse simon-app.org zu erreichen. Klicken Sie hier, um zur Seite zu gelangen.

Zudem wird der Verein im Januar 2022 einen Digitalführerschein einführen, der bundesweit den Erwerb und die Zertifizierung von Digitalkompetenzen ermöglicht.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz DsiN
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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