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Corona-Cluster entdecken: Erstes Bundesland führt Luca-App ein


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Corona-Cluster
Erstes Bundesland führt Luca-App flächendeckend ein


Aktualisiert am 12.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (l.Vergrößern des Bildes
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (l.) von Tom Pantel, Geschäftsinhaber, im Modegeschäft Compromis Label & Lounge das einchecken mit der Luca-App erklären. (Quelle: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa./dpa)

Die Gesundheitsämter in Mecklenburg sind am Freitag an das System der Luca-App angeschlossen worden. Das soll einfachere Kontaktnachverfolgung ermöglichen und die Öffnung von Einzelhandel und Gastronomie erleichtern.

Mecklenburg-Vorpommern setzt als erstes Bundesland auf eine flächendeckende Einführung der Luca-App zur Nachverfolgung von Kontakten von Personen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das System, das von dem Berliner Startup Nexenio entwickelt wurde, soll direkt an die zuständigen Gesundheitsämter angebunden werden und nach einem positiven Corona-Test eine nahtlose, digitale Übermittlung von potenziellen Kontaktpersonen ermöglichen.

Die Hoffnung ist, dass so Infektions-Cluster, die beispielsweise bei zufälligen Treffen in Geschäften oder bei Veranstaltungen entstehen können, schneller entdeckt und Infektionsketten durchbrochen werden. Das soll für eine Entlastung der Gesundheitsämter sorgen, da im Zuge der geplanten Öffnungsschritte von Einzelhandel und Gastronomie mit mehr Begegnungen und mehr Infektionen zu rechnen ist.

Statt langer Gästelisten eine einfach App

Im vergangenen Jahr mussten Gastronomiebetriebe lange Gästelisten führen, die im Fall einer Infektion an das zuständige Gesundheitsamt übermittelt wurden. Die Luca-App soll diesen Vorgang nun digitalisieren und vereinfachen. "Wir wollen dass Schluss ist mit der Zettelwirtschaft", sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig auf einer gemeinsamen Presskonferenz der Landesregierung und den Machern der Luca-App. Außerdem soll Kontaktverfolgung auch im Einzelhandel möglich sein. Ziel sei es, "dass es unsere Gesundheitsämter leichter haben, schneller Kontakte nachzuverfolgen", so Schwesig. "Die Corona-Warn-App gibt das nicht her und wird es auch in Zukunft nicht leisten können."

Und so funktioniert die App: Händler, Gastronomiebetriebe und Veranstalter stellen einen QR-Code bereit, den die Besucher am Eingang einscannen, um sich über die App einzuchecken. Wer kein Smartphone besitzt, kann sich Zuhause am Computer für das System registrieren und einen QR-Code zum Mitnehmen ausdrucken.

Wird bei einem Gast oder Besucher später eine Corona-Infektion festgestellt, kann er seine Besuchshistorie aus der App freiwillig an das Gesundheitsamt übermitteln. Dieses hat nun eine Übersicht aller anderen App-Nutzer, die sich etwa zur gleichen Zeit an den gleichen Orten aufgehalten haben und kann bei Bedarf die Kontaktpersonen abtelefonieren, um Tests oder Quarantäne-Anweisungen anordnen.

Dazu müssen sich teilnehmende Händler, Gastonomen und Veranstalter müssen sich auf einem zentralen Server registrieren, der von dem App-Anbieter betrieben wird. Etwa 3.000 Betriebe bundesweit haben sich laut dem Anbieter bereits eingetragen.

Die Nutzung der App ist kostenlos. Dafür hat das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Lizenz für das System gekauft – knapp 440.000 Euro hat das laut Staatskanzlei gekostet. "Uns war es wichtig, dass die App für alle Bürger, Betriebe und Kommunen im Land kostenlos ist", sagte der Landesminister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Christian Pegel am Freitag vor Journalisten.

Die Nutzung der Luca-App sei zwar freiwillig. Für die meisten Betriebe bestehe aber weiterhin eine Dokumentationspflicht, betonte Pegel. Kunden, die sich nicht in Listen eintragen oder die App nutzen wollen, müssen damit rechnen, nicht bedient zu werden.

Luca sorgte in den vergangenen Wochen für Aufsehen, auch weil der Hip-Hop-Sänger Smudo für sie aktiv geworben hat. Seine Band "Die Fantastischen Vier" ist an der "Luca-Initiative" rund um die Berliner Entwicklerfirma Nexenio beteiligt. Landes-Digitalminister Christian Pegel (SPD) sagte, man habe sich nicht für ein monatelanges Ausschreibungsverfahren entschieden, um rechtzeitig eine Lösung einsetzen zu können. Von den am Markt befindlichen Lösungen erfülle Luca die Anforderungen am besten.

Das Luca-System wurde nicht quelloffen (Open Source) entwickelt, was von Experten wie Tibor Jager, Professor für IT-Sicherheit und Kryptographie an der Bergischen Universität Wuppertal, kritisiert wird: "Ob und inwiefern die Luca-App ihre Versprechen erfüllt, kann man von außen zu diesem Zeitpunkt leider nicht einschätzen." Allerdings wolle das Unternehmen diesen Schritt bald gehen, wie Patrick Hennig, Mitbegründer und Geschäftsführer der neXenio GmbH, ankündigte. Bis dahin wolle man die Zeit nutzen, um den Programmcode noch besser für externe Experten zu dokumentieren. Auch Florian Kellermann, Sicherheits-Ingenieur beim Unternehmen F-Secure begrüßt diesen Schritt. Das sei "ein positives Signal der Entwickler." Generell sei solch ein Schritt wichtig, auch wenn er eigentlich keine unangenehmen Überraschungen erwarte, sagt Kellermann. "Ich denke nicht, dass größere Sicherheits- oder Privatsphärenprobleme mit der Offenlegung des Quellcodes aufgedeckt werden – aber es schafft eben Vertrauen das unabhängige Stellen den Code prüfen und abnicken können. Und letztlich geht es bei derart sensiblen Daten genau um das: Vertrauen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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