Heimliche Kontoreröffnung Polizei warnt Wohnungssuchende vor Identitätsklau
Betrüger missbrauchen Online-Identifikationsverfahren, um im Namen ihrer ahnungslosen Opfer Bankkonten für kriminelle Geschäfte zu eröffnen. Jetzt haben sie eine neue Masche entwickelt, warnt die Polizei.
In vielen Städten ist der Wohnungsmarkt angespannt. Das macht die Suche nach einer bezahlbaren Bleibe schwierig. Umso mehr freuen sich Wohnungssuchende, wenn sie im Internet auf interessante Angebote stoßen. Doch die Polizei mahnt zur Vorsicht, denn in jüngster Zeit häufen sich Fälle von Identitätsdiebstahl in Onlineforen und Facebook-Gruppen für Wohnungssuchende.
Die Täter missbrauchen dafür das Video-Ident-Verfahren. Damit können Nutzer online ihre Identität verifizieren lassen, um beispielsweise ein Bankkonto zu eröffnen oder Mobilfunkverträge abzuschließen. Die Masche ist bekannt. Bisher wurden damit vor allem Jobsuchende in die Irre geführt. Doch vermehrt trifft es auch Menschen auf der Wohnungssuche, berichtet die Polizei Niedersachsen.
Die Behörde nennt das konkrete Beispiel einer Studentin, die dazu verleitet wurde, in ihrem Namen ein Konto zu eröffnen. Über das Konto wurde schließlich ein Fake-Shop betrieben, von dem die Inhaberin nichts ahnte.
So läuft der Betrug ab
Die Betrüger geben vor, einen Nachmieter für ihre Wohnung zu suchen. Für das neue Mietverhältnis werde aber ein Kautionskonto benötigt. Der angebliche Vermieter bietet an, sich um alles zu kümmern und das Konto zu eröffnen. Der zukünftige Mieter müsse nur eine Kopie des Personalausweises zuschicken und sich bei IDnow mittels Video-Ident-Verfahren identifizieren. Der dazugehörige Ident-Code wird dem Opfer auf das Handy geschickt. Außerdem erhält es genaue Anweisungen für das Identifikationsverfahren per Mail.
Folgt das Opfer dieser Anleitung, wird ein neues Bankkonto in seinem Namen eröffnet. Das Opfer ist zwar offiziell der Kontoinhaber, kann aber nicht darauf zugreifen. Die Zugangsdaten erhalten die Täter, die das Identifikationsverfahren angestoßen haben.
Es handelt sich um eine typische Form von Identitätsdiebstahl: Die Betrüger missbrauchen den Namen und die Adresse der Opfer, um kriminelle Geschäfte zu betreiben und gleichzeitig ihre Spuren zu verwischen. Die Ermittler werden nämlich zu dem ahnungslosen Kontoinhaber geführt. Die per Video-Ident-Verfahren eröffneten Kontos können so zum Beispiel für den Betrieb von Fake-Shops missbraucht werden, zur Geldwäsche oder für Kredit-Betrug.
Wie man sich schützen kann
Die Polizei weist darauf hin, dass solche Betrugsversuche im Video-Ident-Verfahren auffliegen müssten – vorausgesetzt, der Nutzer macht präzise Angaben. In dem Prozess muss er nämlich den Grund angeben, warum er das Verfahren durchläuft. Kommt dabei heraus, dass es von einer anderen Person veranlasst wurde, wird der Vorgang abgebrochen.
Sowohl Jobsuchende als auch Wohnungssuchende sollten skeptisch sein, wenn ihnen die Zugangsdaten zu einem Ident-Verfahren vorgegeben werden und sie den Prozess nicht selbst veranlasst haben, warnt die Polizei.
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Außerdem sollte man niemals eingescannte amtliche Dokumente wie Ausweiskopien, Gehaltsnachweise oder andere sensible Informationen an unbekannte Personen schicken. Gerade bei der Wohnungssuche werden solche Dokumente zwar häufig angefordert. Teilweise stecken jedoch Betrüger dahinter, die es auf private Daten abgesehen haben. Diese werden dann für weitere Betrügereien missbraucht.