Vor dem Start der Mega-Messe IFA soll Sprachsteuerung zum Durchbruch verhelfen
Die IFA in Berlin zeigt Unterhaltungselektronik in der kommenden Woche wieder in schönstem Licht. Smarte Geräte, die auf Zuruf funktionieren, stehen in allen Produkt-Kategorien im Mittelpunkt.
Das Zeitalter der Vernetzung hat längst begonnen. Smarte Lichtschalter, Waschmaschinen und Lautsprecher können miteinander kommunizieren. Und doch tun sie dies in den meisten Haushalten noch nicht. Das soll sich nun ändern, wenn gleich zwei Trends durchstarten - auch mit Hilfe der Internationalen Funkausstellung (IFA), die am Freitag kommender Woche beginnt: Zum einen die Vernetzung im intelligenten Zuhause und zum anderen die Sprachsteuerung. Sprachassistenten von Amazon, Google, Samsung und Apple agieren dabei als Schaltzentrale für alle anderen Geräte in den vier Wänden.
"Ich bin überzeugt, dass die IFA den Durchbruch für die Sprachsteuerung bringt", verspricht Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratschef der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (gfu), die die IFA ausrichtet. Ob dies letztlich wirklich gelingt, hängt vom Verbraucher ab, der lange den Mehrwert vermisste. Dieser sei aber gegeben, wenn die Espresso-Maschine nicht nur aufs Wort höre, sondern auch lernen könne, welche Stärke der Kaffee haben sollte, sagte Kamp. Das Zauberwort lautet dabei Künstliche Intelligenz.
Augmented Reality bei Smartphones
Gartner-Expertin Annette Zimmermann ist sich sicher: "In vielen Situationen, in denen wir heute noch das Smartphone nutzen, werden wir in Zukunft Sprache einsetzen." Ein Abgesang auf das Alleskönner-Gerät, das der Unterhaltungselektronik-Branche im letzten Jahrzehnt klingelnde Kassen beschert, wäre allerdings verfrüht. Zwar dürfte in Deutschland laut GFU 2018 die Zahl der verkauften Smartphones knapp unter 23 Millionen Smartphones stagnieren. Der Umsatz soll allerdings um elf Prozent steigen, weil die Modelle immer teurer werden.
Künftig sollen neue Features für weiteren Schub sorgen. Dazu gehört die Augmented Reality (AR), bei der die wirkliche Welt durch eingeblendete Informationen auf dem Bildschirm ergänzt wird. "Die Technologie wird nur auf einer neuen Generation von Smartphones funktionieren, die dafür optimiert ist, zum Beispiel durch große Displays, leistungsfähige Prozessoren, Kameras und Akkus", sagt Deloitte-Branchenexperte Klaus Böhm. Als Anwendungsfelder nennt er Spiele, Shopping oder neue Werbeformate.
Frühes WM-Aus traf die TV-Branche
Obwohl die Deutschen ähnlich wie beim Smartphone auch beim Fernseher bereit sind, immer mehr Geld für ein Gerät auf die Ladentheke zu packen, sind die Erlös- wie auch Absatzzahlen rückläufig. Kamp führt das auf den Sondereffekt durch die DVBT-Umstellung 2017 und das frühe Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft zurück. Insgesamt wurden laut gfu im ersten Halbjahr drei Millionen TV-Geräte verkauft, 11 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz sackte um 4,3 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ab. Für 2018 erwartet Kamp ein Minus von acht Prozent auf 6,5 Millionen verkaufte TV-Geräte.
Nun sollen TV-Neuheiten auf der IFA für bessere Geschäfte in der Weihnachtszeit sorgen. Das Publikum interessieren dürften vor allem Fernseher mit organischen Leuchtdioden (Oled), die als besonders kontrastreich gelten, sowie die neuesten Geräte mit 8K-Auflösung, viermal so hoch als bei Ultra-HD. Allerdings werden bisher noch keine Filme oder Fernsehsendungen in 8K gedreht.
Die IFA bleibt erfolgreich
Die IFA in Berlin ist kurz vor dem Start ausgebucht. Ab dem 31. August zeigen große und kleine Aussteller auf dem Messegelände in Berlin zahlreiche Neuheiten und technische Innovationen. Zu den Trends gehören neben TV-Techniken wie UHD und OLED auch das Streamen von Medieninhalten, Künstliche Intelligenz, das autonome Fahren sowie die Sprachsteuerung von Geräten. "Ich bin mir sicher, dass die Sprachsteuerung in diesem Jahr ihren Durchbruch in der Unterhaltungselektronik erleben wird", sagte Hans-Joachim Kamp, Vorstandsvorsitzender der Ausrichterin gfu, am Donnerstag in Berlin.
Mit zahlreichen Formaten will die Messe der innovativen Vielfalt der Branche gerecht werden. Die IFA Next bietet erneut Platz für Technologie- und Innovations-Präsentationen etwa von Künstlicher Intelligenz und Spracherkennung in einer Halle. Mit der neuen "Shift Automotive" wollen die Veranstalter an den letzten beiden Messetagen auch das Thema autonomes und vernetztes Fahren auf die Messe bringen. Die Shift Automotive werde in Zusammenarbeit mit der Geneva International Motor Show künftig halbjährlich in Berlin und Genf veranstaltet werden, sagte IFA-Direktor Jens Heithecker.
Die Deutschen sind in Kauflaune
Für die Unterhaltungselektronik, aber auch bei Elektro-Klein- und Großgeräten, die in diesem Jahr zum zehnten Mal auf der IFA vertreten sind, bieten sich den Herstellern aktuell gute Aussichten. Das Konsumklima befinde sich derzeit auf einem "Allzeithoch", sagte Kamp. Es gebe zwar negative Auswirkungen durch den Handelskrieg zwischen den USA und China. Bei der Einkommenserwartung sei der Wert hierzulande aber so hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Und es gebe so viele Beschäftigte wie nie.
Die Unterhaltungselektronik profitiert davon – mit Einschränkungen. Im ersten Halbjahr machte die Sparte der Consumer Electronics inklusive Komponenten, Smartphones und PCs mit 12,6 Milliarden Euro Umsatz ein leichtes Plus von 0,3 Prozent.
Wegen des inzwischen eng gewordenen Raums auf dem Berliner Messegelände findet die Fachmesse IFA Global Markets wieder in der Station Berlin am Gleisdreieck statt. Mit "hub27" baue die Messe unter dem Funkturm auch eine neue multifunktionale Halle, sagte Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin. Die "hub27" werde mit 15.000 Quadratmetern die größte Halle auf der Fläche werden und soll 2019 fertig sein.
- dpa