Tödlicher Außeneinsatz Wegen Mordes: Netzbetreiber muss Milliardensumme zahlen
In den USA ist ein Netzbetreiber zu einer Schadensersatzzahlung in Milliardenhöhe verurteilt worden. Grund: Ein Mitarbeiter hat während eines Außendiensteinsatzes einen Mord begangen.
Ein Gericht in den USA hat das Telekommunikationsunternehmen Charter Communications zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von rund 1,1 Milliarden US-Dollar verurteilt – weil einer ihrer Angestellten während eines Außentermins einen Mord an einer Kundin begangen hatte.
Der Täter, Roy Holden, war 2019 als Techniker im Auftrag des Netzbetreibers unterwegs und wurde im Zuge dessen zur damals 83-jährigen Betty Thomas geschickt, um ein technisches Problem zu lösen. Während seiner Tätigkeit im Haus der älteren Dame ermordete er diese. Bereits 2019 bekannte er sich schuldig und wurde zwei Jahre später zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Kriminelle Vergangenheit
Die Ankläger warfen dem Unternehmen vor, Holden angestellt zu haben, ohne dessen Qualifikationen und strafrechtliche Vergangenheit überprüft zu haben. Unter anderem soll er bereits vor seiner Anstellung mehrfach wegen des Diebstahls von Kreditkarten und Zahlungschecks von älteren Kundinnen aufgefallen sein. Das Unternehmen habe sich nach Ansicht der Ankläger der Fahrlässigkeit schuldig gemacht.
Auch warfen die Anwälte der Hinterbliebenen der ermordeten Betty Thomas dem Unternehmen vor, mithilfe eines gefälschten Dokuments eine außergerichtliche Einigung erzwingen zu wollen, bei der die Schadensersatzzahlung lediglich der Höhe der letzten offenen Rechnung von Betty Thomas entsprochen hätte.
Richter senkt Strafe deutlich ab
In einem ersten Verfahren setzten die Geschworenen die Strafzahlung auf eine Höhe von über 7 Milliarden US-Dollar an. In einem zweiten Verfahren senkte der Richter Juan Renteria diese jetzt aber auf knapp 1,1 Milliarde US-Dollar ab.
So sei es zwar erwiesen, dass Charter Communications fahrlässig gehandelt habe und die Familie mit einem gefälschten Dokument zu einer außergerichtlichen Einigung zugunsten des eigenen Vorteils drängen wollte. Dennoch sei im ersten Verfahren die Summe deutlich zu hoch angesetzt worden, heißt es vonseiten des Gerichts.
Obwohl Charter Communications bereits eine Teilsumme ausbezahlt hat, die unter der Nachlassverwaltung und den vier erwachsenen Kindern der Ermordeten aufgeteilt worden ist, plant das Unternehmen, in Berufung zu gehen. "Das Verbrechen sei nicht vorhersehbar gewesen und die Überprüfung von Holdens krimineller Vergangenheit hätte weder Verhaftungen noch Verurteilungen oder sonstiges kriminelles Verhalten angezeigt", sagte eine Sprecherin gegenüber dem Nachrichtenportal Ars Technica. Zudem hätte der Verurteilte "mehr als 1.000 Serviceeinsätze beendet, ohne dass es Beschwerden seitens der Kunden gegeben habe".
- arstechnica.com: "Judge rules Charter must pay $1.1 billion after murder of cable customer" (englisch)