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BBL – Bandermann: "Vielleicht ist Corona-Titel höher zu bewerten als andere"


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Sascha Bandermann
"Vielleicht ist der Corona-Titel höher zu bewerten als andere"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 26.06.2020Lesedauer: 5 Min.
Sascha Bandermann: Der Sportreporter verbrachte die vergangenen drei Wochen im "Quarantäne-Hotel" der Teilnehmer der BBL-Finals.Vergrößern des Bildes
Sascha Bandermann: Der Sportreporter verbrachte die vergangenen drei Wochen im "Quarantäne-Hotel" der Teilnehmer der BBL-Finals. (Quelle: Zink/imago-images-bilder)
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Zusammen mit zehn Basketballteams verbrachte Sportreporter Sascha Bandermann die vergangenen drei Wochen im "Quarantäne-Hotel". Mit t-online.de spricht er über die drei Wochen und das bevorstehende BBL-Finale.

"In Quarantäne bis zum 28. Juni". So lautet der WhatsApp Status von Sascha Bandermann seit dem 5. Juni. Von diesem Tag an bis zum heutigen befindet sich der Sportreporter für den Streamingsender Magenta Sport in einem Hotel nahe des Olympiazentrums in München.

  • Alle Spiele des BBL Final-Turniers 2020 live bei MagentaSport


Seit dem 6. Juni läuft das Finalturnier der Anfang März abgebrochenen Saison der Basketball-Bundesliga. Mit zwei Fünfergruppen gestartet, endet am Sonntag mit dem Finalrückspiel zwischen Alba Berlin und den MHP Riesen Ludwigsburg ein "spezielles" Turnier, wie Bandermann es ausdrückt. Heute Abend bestreiten beide Mannschaften Teil eins des Finals. Die Partie sehen Sie live und exklusiv ab 20.15 Uhr bei MagentaSport.

Wie sich die Spieler in Quarantäne die Zeit vertrieben haben, welche Herausforderungen es in der Berichterstattung gab und warum es keine Vergehen gegen die Hygienevorschriften gab, darüber hat t-online.de mit dem 48-Jährigen gesprochen.

t-online.de: Herr Bandermann, Alba Berlin gegen die MHP Riesen Ludwigsburg. Wenn jemand Ihnen vor Saisonbeginn diese Finalpaarung vorausgesagt hätte, was hätten Sie entgegnet?

Bandermann (48): Mit Alba musste man schon rechnen, die Mannschaft spielt seit drei Jahren im Kern zusammen. Bei Ludwigsburg wundern sich jetzt alle, aber zum Zeitpunkt des Abbruchs waren sie Tabellenzweiter, haben während der regulären Saison Alba geschlagen. Von dem her finde ich diese Finalpaarung gar nicht so überraschend.

Alba ist in den beiden Finalspielen der haushohe Favorit, könnte den ersten Meistertitel seit 12 Jahren feiern.

Absolut. Durch die Tiefe des Kaders und die Rotation, die sie anwenden können, ist das eine andere Welt. Bei nur einem Spiel hätte Ludwigsburg größere Chancen. Aber durch den Modus mit Hin- und Rückspiel wird sich ziemlich sicher Albas Klasse durchsetzen. Aber ich lasse mich gerne überraschen.

Hat der Titel trotz der besonderen Umstände die gleiche Wertigkeit wie sonst?

Ich wundere mich, dass die Wertigkeit in Frage gestellt wird. Das ist eine sehr besondere Meisterschaft. Vielleicht ist der Corona-Titel sogar höher zu bewerten als andere. Dieses Turnier so durchzuziehen und anzunehmen, ist eine richtig starke Leistung. Man sieht, wer die Finals angenommen hat und wer nicht.

Der FC Bayern und Bamberg scheiterten bereits im Viertelfinale.

Genau. Die Bayern haben das Turnier nicht optimal angenommen, waren mental nicht auf der Höhe. Bei Ludwigsburg dagegen sieht man, dass trotz des besonderen Modus eine Mannschaft mit personellen Problemen weit kommen kann. Darum ist das für mich ein mehr als gleichwertiger Titel.

Das Saisonfinale fand unter besonderen Bedingungen statt, Sie waren die vergangenen drei Wochen mit den Mannschaften im Teamhotel. Wie waren die Abläufe für die Teams vor Ort?

Das war ein Selbstversuch, den es so noch nicht gab. Insgesamt ist das komplette Turnier sehr positiv zu bewerten. Die BBL hat eine starke Vorarbeit geleistet, sodass die Mannschaften einen qualitativ hochwertigen Sport abliefern konnten. Es wurde viel dafür getan, dass sich die Spieler wohlfühlen konnten.

Zum Beispiel?

Das war eine Mischung aus Jugendherberge und 4-Sterne-Hotel – und hatte schon All-Inklusiv-Urlaub-Charakter. Den Spielern wurde sehr viel abgenommen. Es gab neun verschiedene Essenszeiten. Freizeitmöglichkeiten waren auch zuhauf da, wie der Game-Room mit dem Golf-Simulator, der auch intensiv genutzt wurde.

  • Alle Highlights des BBL Final-Turniers gibt es hier.


Das Ding kostet 30.000 Euro und wurde nie abgeschaltet. Das war ein absolutes Highlight. Insbesondere die Alba-Spieler, Luke Sikma vorneweg, haben das exzessiv genutzt. Aber auch andere Aktivitäten wie Darts oder Tischtennis waren für die Spieler Gold wert.

Gab es keinen, der gegen das Hygienekonzept verstoßen hat?

Nein. Das finde ich sehr bemerkenswert, dass es ausnahmslos umgesetzt wurde. Alle waren furchtbar diszipliniert und haben sich gewissermaßen für den Sport aufgeopfert und keinen Egotrip unternommen.

Warum sind Verstöße, wie wir sie beispielsweise in der Fußball-Bundesliga erlebten, ausgeblieben?

Ich glaube schon, dass ein Fußballer in der Welt, in der er lebt, ein anderes Verständnis davon hat, wie die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ist. Die Fußball-Bundesliga steht so im Fokus und ist so privilegiert, dass sich der ein oder andere Spieler vielleicht für unantastbar hält.

Da ist die Aufmerksamkeit für die BBL verhältnismäßig geringer.

Der Basketballer weiß, dass er das, was er tut, für seinen Sport und dessen Fortbestand tut. Die Spieler sind darauf angewiesen, dass auch im kommenden Jahr Basketball gespielt wird. Dass die Fans da sein können. Ihr geregeltes Einkommen hängt davon ab.

Was war denn die kurioseste Geschichte, die Sie in den drei Wochen erlebt haben?

Es war spannend, wie sich die Jungs auf das Turnier vorbereitet haben. Golfschläger, Konsolen, Gitarren: Die hatten alles dabei, weil sie wussten, dass sie im Optimalfall drei Wochen hier sein würden. Dann haben sie gemerkt, was ihnen noch fehlt, also kamen täglich mehr als zehn Pakete an und die Spieler haben Sachen nachbestellt.

Außerdem wurden die Hotelzimmer zu halben Fitnesscentern umfunktioniert, weil das öffentliche Center nicht nutzbar war. Mit Spinning-Rädern und allem Drum und Dran.

Wie war das Leben für Sie persönlich? Welche Schwierigkeiten ergaben sich in Ihrer tagtäglichen Arbeit?

Vieles hat sehr gut funktioniert. Aber das Privatleben und das Arbeitsleben hat sich natürlich schnell vermischt. Das hat das Arbeiten aber eher vereinfacht. Für die Sportler war es kein großes Problem und für uns ein großer Vorteil, weil wir sehr schnell auf Dinge reagieren und diese mit der Kamera einfangen konnten.

Aber natürlich musste man auch darauf achten, den Jungs genügend Freiraum zu geben und zu sagen: "Kamera aus, wir sind hier nicht im Big Brother-Haus."

Wurden Sie selbst auch regelmäßig getestet?

Wir wurden alle drei bis vier Tage getestet, gestern das letzte zum insgesamt fünften Mal. Das hat uns eine interessante Sicherheit gegeben. Ich bin zwar kein ängstlicher Mensch, aber man muss auch an die anderen denken. Sobald wir am Sonntag das Hotel verlassen, muss ich mich dann auch wieder anders verhalten.

Zuletzt war vermehrt davon zu lesen, dass Basketball ohne Zuschauer deutlich besser funktioniert als Fußball. Teilen Sie diese Auffassung?

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Die teile ich zu 100 Prozent. Ich habe zu Beginn der Finals die meisten Spiele auf einer großen Leinwand in der Lobby gesehen, meist auch mit den Spielern zusammen. Ich hatte sofort das Gefühl, dass man sich so eine Basketballpartie ohne Zuschauer sehr gut angucken kann. Man erfährt sehr viel, hört die Bank, ist viel dichter dran. Trash-Talk, dies das. Und die guten Quoten bei MagentaSport unterstreichen das.

Keine Einlaufkinder, keine Maskottchen, keine Cheerleader, keine Fans. Das Showprogramm fiel weg. War das zum Teil auch angenehm, weil der Fokus mehr auf dem Sport als auf dem Event lag?

Es war auf jeden Fall wahnsinnig interessant, den Sport in seiner puren Form zu erleben. Bei Abpfiff fiel mir dann aber auf, dass etwas fehlt. Die Mannschaft gewinnt ein Spiel, freut sich dann aber nur unter sich – da geht ein atmosphärischer Jubel verloren.

Wie würden Sie abschließend das BBL-Turnier bewerten?

Was wir hier erlebt haben, das war sehr speziell. Der positive Aspekt für die Basketballer und alle, die hier mitgemacht haben, ist ja der, dass wir in dieser besonderen Zeit untereinander physischen Kontakt haben konnten. Ein simples Händeschütteln. Ein einfaches Gespräch bei einem Kaffee – das war alles ohne Sorgen möglich. Die Möglichkeit, solch eine Erfahrung in der Corona-Zeit machen zu dürfen, haben nicht viele. Sich wie in Vor-Corona-Zeiten verhalten zu können, war ein großes Privileg. Und für die BBL und den Sport war es der mutige und richtige Schritt. Da kann man nur gratulieren.

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