Pressestimmen zu "Die Passion" "Es bleiben eine Enttäuschung und viele Fragen übrig"
Thomas Gottschalk erzählt "Die Passion", bezeichnet Jesus – gespielt von Alexander Klaws – als einen Influencer. Currywurst darf nicht fehlen, genauso wenig wie unzählige Popsongs. So sind die Kritiken in der Presse.
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", schreibt Verena Maria Dittrich in ihrer Kritik über "Die Passion" für t-online. Auf Twitter machen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer zuhauf über das RTL-Live-Event lustig. Wir haben für Sie zusammengefasst, wie die Inszenierung in Essen in der Presse wegkommt.
Schon früh war am Mittwochabend klar: "Die Passion" hat das Zeug zum Gesprächsthema. Der Sender präsentiert die letzten Tage im Leben von Jesus Christus kurz vor Ostern als Musicalvariante mit deutschen Popsongs. So etwas hat Deutschland noch nicht gesehen. Die Pressestimmen im Überblick:
RND: Mit der Zeile "'Die Passion': Das hat Jesus nicht verdient" fragt sich Matthias Schwarzer für das "Redaktionsnetzwerk Deutschland": "Was zum Teufel war das? Was habe ich mir da gerade angesehen? Wer verdammt noch mal hat dieses Drehbuch geschrieben? Wer hat diese Schauspielerinnen und Schauspieler engagiert? Und warum hat nicht irgendjemand an irgendeiner Stelle gesagt: 'Ach Leute, komm, wir lassen das besser'?"
"Kölner Stadt-Anzeiger": "Nein, das ist kein böser Fiebertraum, das ist die Passionsgeschichte – zumindest so, wie RTL sie sich zur Primetime vorstellt, sollte sie heutzutage in Essen stattfinden. Und eins steht mal fest: Jesus kann verdammt froh sein, dass es vor 2.000 Jahren noch kein Privatfernsehen gab", schreibt hier Anne Burgmer und erklärt: "Hoffentlich hat Jesus Humor."
"Web.de": "Was haben Reiner Calmund, Silbermond und Jesus gemeinsam?", fragt für das Portal Christian Vock und befindet: "Wenn Sie jetzt 'nichts' sagen, haben Sie vollkommen recht. Zumindest hatten Sie das bis zum Mittwochabend. Da stellte RTL nämlich aus solchen Zutaten die Passionsgeschichte nach. In einem Live-Event. Aus Essen. Und Pop-Hits. Nun ja."
"Domradio": "Insgesamt war die Sendung eine, für manche lustige, für andere grausame, typische Privatfernseh-Show mit Musik, Stars und vielen denkwürdigen Eindrücken", resümiert Florian Helbig.
"DWDL.de": "Nach zwei Stunden und 15 Minuten bleiben eine Enttäuschung, viele Fragen und ein frommer Wunsch übrig. Dass man die Passionsgeschichte um ihre bildstärksten Momente beraubte, weil zwar zwei Stunden lang begleitet von RTL-Interviewerin Annett Möller ein leuchtendes Kreuz durch die Stadt geschleppt wurde, aber man sich dann jede Visualisierung der Kreuzigung von Alexander Klaws sparte, fällt definitiv in die Kategorie Produktenttäuschung", schreibt Thomas Lückerath.
"Die Passion" zeigte anfangs, wie der einstige "Deutschland sucht den Superstar"-Sieger Alexander Klaws mit dem Linienbus und seinen Freunden aka Jüngern in die Essener Innenstadt fuhr. Dazu sangen sie das Lied "Auf Uns" von Andreas Bourani. Eine Szene spielte in einem Einkaufszentrum, in dem Kinder ein Selfie mit Jesus wollen, eine andere an einer von Nelson Müller betriebenen Imbissbude, an der sich der Heiland das Brot für das Abendmahl besorgte. Currywürste gab es obendrauf – und erstaunte Blicke von Reiner Calmund, der gerade Wurst genoss.
Fast drei Millionen sehen Show
Im Schnitt schalteten 2,91 Millionen Menschen das TV-Experiment bei RTL ein. Das entsprach einem Marktanteil von 11,1 Prozent ab 20.15 Uhr am Mittwochabend vor Gründonnerstag. In den Niederlanden läuft das Passionsformat schon seit Jahren mit großem Erfolg. In Deutschland war die Inszenierung ursprünglich bereits für 2020 geplant, musste aber wegen Corona verschoben werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- eigene Recherchen
- "Die Passion" vom 13. April 2022