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Dschungelshow statt Dschungelcamp: Ein tiefer Griff ins Plumpsklo


Ab hier nur Trash
Die Dschungelshow: Ein tiefer Griff ins Plumpsklo

MeinungEine Kolumne von Janna Halbroth

Aktualisiert am 16.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow": Die ersten drei Kandidaten wurden vorgestellt.Vergrößern des Bildes
"Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow": Die ersten drei Kandidaten wurden vorgestellt. (Quelle: TVNOW / Stefan Gregorowius)

Erstmals seit 14 Staffeln Dschungelcamp lassen die Känguruhoden ihre Seele baumeln und die Kotzfrucht ruht sich übel aus. Unter der Pandemie-Ausgabe der Kultshow leiden jetzt nur noch die Zuschauer. Dafür aber gleich zehnmal so doll.

Wo sonst im Januar Sonja Zietlow und Daniel Hartwich leicht verschwitzt und mit dem Fächer wedelnd aus Australien grüßten, herrscht jetzt frostige Stimmung aus Hürth bei Köln. Weder die Moderatoren, noch das Witzeteam oder Dr. Bob können das Desaster namens Dschungelshow retten.

Fernsehstudio statt Dschungel: Diese Devise zieht sich durch die Pandemie-Version des Dschungelcamps, die uns ersatzweise satzweise Plagiate untermogelt, die eben nur halb so gut sind wie das Original. Statt Elena Miras haben wir ihren Ex Mike Heiter. Statt Reality-Urgestein Kim Kardashian gibt es Frank Fussbroich. Es lässt sich nicht schönschreiben: Die "große" Dschungelshow ist in erster Linie ein großes Desaster.

Dabei hat sich RTL ja so bemüht. Nach der Wendler-Wende war man sehr erpicht darauf, sich möglichst keinen Skandal mehr zu erlauben. Deswegen hatte man sogar wenige Tage vor Start der Sendung Dragqueen Nina Queer aus der Show gestrichen. Die frauenverachtenden Fussbroich-Sprüche in den ersten paar Sendeminuten sind aber offenbar schon okay. Ist ja auch zum Totlachen, wie der kameraerfahrene, schneeweiße Zahnpastalächler einen Frauen-Herd-Waschen-Küche-Putzen-Witz nach dem anderen in Richtung Zoe Salome Saip raushechelt. Die ehemalige GNTM-Kandidatin ist schließlich die einzige Frau in der Runde und demnach für die Hausarbeit im Tiny House zuständig.


Tiny House? Salome? Das ließe sich jetzt alles im Detail erklären, aber interessanter wird es dadurch auch nicht. Die Dschungelshow, sie ist eben nicht das Dschungelcamp, da kann man noch so viel Rindenmulch in ein Studio in Hürth packen, es bleibt Hürth. Man wird das Gefühl nicht los, als hätten sich die Verantwortlichen eben mehr um die Besetzungsfrage die Köpfe zerbrochen als um das Konzept der Show. Nacheinander drei Kandidaten in ein Haus zu stecken und sie gelegentlich in einer Dschungelprüfungstauglichkeitsprüfung antreten zu lassen, ersetzt eben keinesfalls die allseits beliebten Gespräche am Lagerfeuer, die Lebensbeichten, die Krabbeltierchenanfälle oder das berühmte Maskenfallenlassen, ausgelöst durch Reis und Bohnen in Kombination mit zu vielen Menschen in einem Dschungellager.

"Ich ernähre mich zu 70 Prozent vegan"

So gibt es in der ersten Folge der neuen Dschungelshow wenig heitere Momente. Nur ab und an meint man einen Hauch der alten, aus vergessenen Zeiten bekannten Dschungeldramatik erkennen zu können. Wenn Mike Heiter zum Beispiel von seiner täglichen Körperreinigung berichtet: "Duschen brauch ich Stunde, naja Stunde is knackig" und wenn er dann erfährt, dass ihm im Tiny House satte zwei feudale Duschminuten zustehen. Oder wenn er sich selbst für sein Aussehen auf einer Skala von eins bis zehn eine Elf gibt und man sich Minuten danach noch fragt, ob es sich dabei um einen Witz oder doch um eine ihm zuzutrauende Schwäche handelt. Oder in Mikes Dschungelprüfungstauglichkeitsprüfung, in der er sich über den "Apparillo" in seinem Prüfungsbecken freut und damit keinen Aperol, sondern einen Alligator meint.


Auch Topmodel Zoes Ernährungsgewohnheiten lassen Grund zur Hoffnung auf Besserung. "Ich ernähre mich zu 70 Prozent vegan", erklärt sie und schickt zu 80 Prozent sprachlich sehr wohlüberlegte Stoßgebete gen Himmel: "Fuck Alter, lieber Herrgott steh mir bei. Jesus, Herr im Himmel." Und Frank Fussbroich offenbart dann doch fast noch eine Lebensbeichte: In der Vergangenheit rief er in jedem Jahr bei RTL an und bewarb sich selbst für eine Teilnahme im Dschungelcamp.

"Das hier ist nicht das Dschungelcamp", stellen Sonja und Daniel zu Beginn der Sendung klar, als wäre das wirklich vonnöten gewesen. Das Tiny House, in dem jeweils drei Kandidaten für drei Tage leben, passt größentechnisch zehnmal in das echte Dschungelcamp in Australien. Auch qualitativ haut das in etwa hin. Am Ende beschreibt Mike Heiter die Sendung unbewusst am besten, als er das Plumpsklo im Haus begutachtet. In einem stillen Moment, in dem er glücklicherweise doch einmal von seinem hübschen Spiegelbild ablassen kann, bemerkt er: "Egal, wer von uns da mal einen Haufen reinhaut, das wird stinken." Recht hat er.

Verwendete Quellen
  • RTL: "Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow" vom 15. Januar 2021
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