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"Schlag den Star": Meis gegen Becker – Rassismus überschattet Duell von


Meinung
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Meis gegen Becker
Rassismus überschattet "Schlag den Star"-Duell

MeinungEine Kolumne von Janna Halbroth

Aktualisiert am 07.06.2020Lesedauer: 3 Min.
Sylvie Meis und Lilly Becker: Die Moderatorin schlägt das Model im Duell.Vergrößern des Bildes
Sylvie Meis und Lilly Becker: Die Moderatorin schlägt das Model im Duell. (Quelle: © ProSieben / Steffen Z. Wolff)

Sylvie Meis informiert sich über ihren Ex-Mann bei Wikipedia. Lilly Becker flucht sich bis nach Rotterdam. Am Ende bleibt trotzdem nur ein bitterer Beigeschmack von Sätzen, die besser nicht gesagt worden wären.

Eine Livesendung ist ein Minenfeld. Einmal auf eine Mine getreten, können Ausrutscher und andere Dummheiten eben nicht so einfach weggeschnitten werden. Die Explosion ist die direkte Folge eines Fehltritts.

Auf dem Spielfeld von "Schlag den Star" gab es am Samstagabend gleich mehrere Fehltritte. Lilly Becker stampfte mit großen energischen Schritten direkt in eine Mine hinein. Dabei stolzierte sie zuerst leichtfüßig, gut gelaunt und selbstsicher ins TV-Studio. Auf ihren Oberarmen las sich unübersehbar ein Statement: Black Lives Matter.

Lilly Beckers unpassender China-Kommentar

Die 43-Jährige hatte sich den Hashtag der internationalen Bewegung auf die Haut geschrieben, der nach dem Tod des US-Amerikaners George Floyd traurigerweise erneut an Bedeutung gewann. Erst am Samstag kam es auch in Deutschland wieder zu Demonstrationen.

Wenige Momente später sollten Sylvie Meis und Lilly Becker Prominente anhand eines Fotos erkennen. Der chinesischen Politiker Xi Jinping wurde gezeigt, Becker fiel so schnell die richtige Antwort nicht ein: "China!", schrie sie und fügte dann noch hinzu: "Ching Chang Chong." Unglücklich, unpassend, unangenehm. "Rassismus fängt immer bei einem selbst an", schrieb ein User bei Twitter. Recht hat er.

Ron Ringguth verärgert mit unpassendem Kommentar

Auch der Kommentator Ron Ringguth, der angesichts der beiden Frauen anfangs erst die männlichen Zuschauer vor den Fernsehgeräten ermahnte, sie sollten sich jetzt wieder beruhigen, lehnte sich schon da sehr weit aus dem Fenster und fiel letztendlich wenige Spiele später komplett aus selbigem.

Als nämlich Becker wegen eines beschlagenen Schutzhelms nichts sehen konnte und verzweifelt rief: "I can't see", kommentiert Ringguth das Geschehen mit dem selten unüberlegten Ausruf: "Nicht 'I can't breathe', sondern 'I can't see'." Er spielte damit auf die letzten Worte des durch Polizeigewalt gestorbenen Floyd an.

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Wie kann man nur? Wie dämlich! Was für ein Idiot. Das alles mag man wohl auf dem Sofa sitzend denken, wenn man eine solche Äußerung verfolgt. Doch die wenigsten von uns wissen wohl, wie es ist, ein Kommentator zu sein, ständig zu reden, keine Stille aufkommen zu lassen, die Spannung zu halten. Da kann mitunter eine Assoziation im ersten Moment aufkommen, die den Mund verlässt, bevor sie das Gehirn erreicht.

"Ich muss mich dafür entschuldigen"

Wirklichen Profis darf das natürlich nicht passieren, darin liegt die große Kunst, immer Herr der Sinne zu sein. Das weiß auch Ringguth, der sich im weiteren Verlauf des Spiels für sein Verhalten entschuldigte. Es sei ein "unpassender Kommentar" gewesen, der "im Eifer" entstand. Das dürfe nicht passieren, er sei lange genug dabei. "Das hat überhaupt nichts mit meiner Haltung zu tun und ich muss mich dafür entschuldigen", erklärt er sich.

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So wurde die Show an diesem Samstag von unüberlegten Aussagen überschattet und das, obwohl die beiden Frauen eigentlich anfangs einen herrlich lustigen und entspannten Eindruck machten. Sylvie Meis plauderte aus, sie habe sich über ihren Ex-Mann Rafael van der Vaart bei Wikipedia belesen, er starte jetzt wohl eine Dartkarriere. Lilly Becker schmetterte einen überflüssigen Besenkammerscherz von Elton in Richtung ihres Ex-Mannes mit Ignoranz ab und überraschte mit einem Wutanfall wegen eines regelwidrigen Spiels so sehr, dass sie selbst Stefan Raab Konkurrenz machte.

Sylvie Meis und Lilly Becker starke Entertainerinnen

Ihren berühmten Ex-Partnern sind die beiden Frauen längst entwachsen. Mittlerweile haben sie beide als Entertainerinnen das Zeug, eine ganze Show zu tragen. Anders als ihre männlichen Kollegen halfen sich die beiden gegenseitig, verloren nie den Respekt voreinander. Sie lagen sich in den Armen, gaben sich Tipps, konnten sich das eine oder andere Mal vor Lachen kaum halten. Man hatte stellenweise einfach das Gefühl, zwei Freundinnen bei einem spaßigen Abend zuzugucken, den am Ende übrigens doch recht eindeutig Sylvie Meis gewann.

Wäre da nicht dieses Minenfeld, das einen daran erinnert, dass gerade irgendwie vieles nicht spaßig ist. Vielleicht war es nicht der richtige Tag für eine seichte Unterhaltungsshow. Vielleicht sollte kein Tag mehr vergehen, an dem wir uns nicht Gedanken um echte gesellschaftliche Probleme mehr machen. Denn so lange die ganze Welt ein Minenfeld ist, wird auch eine Unterhaltungsshow zu einem Mahnmal. So lange ein friedliches Miteinander nicht möglich ist, sollten wir ständig an dieses Minenfeld erinnert werden. Denn: Wenn man achtlos darauf herumtrampelt, darf man sich eben nicht wundern, wenn es danach Verletzte gibt.

Verwendete Quellen
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