Bittere Aussichten für Spaniens Altkönig Korruptionsvorwürfe gegen Juan Carlos haben Folgen
Weihnachten im Kreis der Familie – für Spaniens Altkönig Juan Carlos dürfte dies wohl ein Wunschtraum bleiben. Zu schwer wiegen offenbar die Vorwürfe der Korruption.
Feliz Navidad, Weihnachtslotterie und eine Parade zum Fest der Liebe? Nein, all diese spanischen Traditionen zur Weihnachtszeit werden wohl auch dieses Jahr ohne Juan Carlos stattfinden. Der von Korruptionsvorwürfen bedrängte Altkönig muss offenbar zum zweiten Mal in Folge das Weihnachtsfest fern seiner spanischen Heimat verbringen.
Die Ermittlungen gegen den 83 Jahre alten Vater von König Felipe VI. werden so bald nicht eingestellt, berichteten spanische Medien unter Berufung auf Justizkreise. Demnach habe Generalstaatsanwältin Dolores Delgado ein Dekret zur Verlängerung der Ermittlungen um sechs Monate unterzeichnet. Die Behörden bestätigten diese Berichte am Freitag auf Anfrage. Die Ermittlungsfrist wäre sonst am 17. Dezember abgelaufen. Es wird dennoch weiterhin erwartet, dass keine Anklage erhoben wird.
Seine beiden Töchter haben ihn besucht
Juan Carlos lebt bereits seit fast eineinhalb Jahren fern von seiner 83 Jahre alten Frau Sofía und dem Rest der Familie im Emirat Abu Dhabi im Exil. Er hatte am 3. August 2020 seine Heimat heimlich verlassen, um – wie es in einem später veröffentlichten Brief hieß – die Arbeit Felipes vor dem Hintergrund der Vorwürfe zu "erleichtern".
In Abu Dhabi wurde er laut Medien bisher nur von seinen Töchtern Elena und Cristina besucht. Aussagen und Fotos des Mannes, der zwischen 1975 und 2014 Staatsoberhaupt Spaniens war, gibt es kaum. Zur Lage von Juan Carlos gibt auch das Königshaus keine Stellungnahmen ab.
Spanische Medien hatten in den vergangenen Wochen immer wieder berichtet, Juan Carlos vermisse Spanien und seine Familie immer mehr und sei aber zuversichtlich, dass er Weihnachten in Madrid werde verbringen können. "Eines steht nun fest, vorerst kann er nicht zurückkehren", kommentierte am Freitag die Königshausexpertin der Zeitung "La Vanguardia", Mariángel Alcázar. Es heißt, König Felipe widersetze sich einer Rückkehr vor Ende der Ermittlungen.
Die spanische Behörden leiteten gegen Juan Carlos insgesamt drei Ermittlungen ein. Es geht unter anderem um den Verdacht der Geldwäsche und des Steuerbetrugs, um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Saudi-Arabien, um angeblich nicht deklarierte Spendeneinnahmen und auch um geheime Bankkonten im Ausland. Zur Abwendung eines Strafverfahrens wegen Steuerbetrugs zahlte Juan Carlos Ende 2020 zunächst gut 678.000 Euro, im Februar dieses Jahres weitere knapp 4,4 Millionen an Steuerschulden nach, wie sein Anwalt bestätigte.
Sein Sohn, der amtierende König Felipe VI., hat immer alle Kenntnis von diesen angeblich dubiosen Geschäften von sich gewiesen. Als der Druck im Jahr 2020 zu groß wurde, distanzierte sich Felipe VI. sogar öffentlich von seinem Vater. Er habe für sich und seine Töchter auf das Erbe verzichtet und "auf alles, dessen Ursprung nicht der Legalität oder den Kriterien der Rechtschaffenheit entspricht", so das Königshaus damals in der Hoffnung, den Ruf der spanischen Monarchie retten zu können.
- Nachrichtenagentur dpa