"Eine leidenschaftliche Kämpferin" Spaniens Ex-Königin Sofía wird 80 Jahre alt
Mit einer gelben Mülltüte ausgestattet sammelt Königin Sofía am Strand von Menora mit bloßer Hand im eleganten hellblauen Blazer ein Stück Plastik auf. Noch immer ist sie eine Frau, die anpackt.
Ende September war die frühere Monarchin eine von 2.000 Freiwilligen, die die Strände Spaniens von Unrat befreiten. Auch im Ruhestand bestätigt sich Sofía weiter, setzt sich ein. Ihren 80 Geburtstag will die Ex-Königin heute zusammen mit ihrer Familie und etwa 50 Gästen in der Königsresidenz Palacio de La Zarzuela feiern.
"Ich will die Dinge nicht nur im Büro auf dem Papier sehen"
"Ich wollte hierherkommen. Ich will die Dinge nicht nur im Büro auf dem Papier sehen", erklärte die Mutter von König Felipe VI. ihre Strandaktion. Ihre Stiftung "Fundación Reina Sofía" unterstützt neben zahlreichen Umweltprogrammen auch Projekte in den Bereichen Gesundheit, Frauen, Landwirtschaft, Tiere und Bildung. Sofía, die emeritierte Königin will dabei keine "Galionsfigur" sein. Ist sie auch nicht: Sie pflanzt Bäume, besucht Tierheime, spendet Kranken und Benachteiligten Trost. Rüstig bleibt sie dank gesunder Ernährung und fast täglichem Fitnesstraining.
Fast vier Jahrzehnte diente Sofía als Königin an der Seite von König Juan Carlos. Auch nach der Abdankung ihres Gatten im Juni 2014 setzte sie ihre Prioritäten weiter auf das Land und ihre Familie. Auch wenn Letztere seit einigen Jahren kaum aus den Negativschlagzeilen herauskommt. "Sofía ist eine leidenschaftliche Kämpferin", sagte vor wenigen Jahren Königin Noor von Jordanien.
Geboren 1938 in der Nähe von Athen, wuchs Sofía während des Zweiten Weltkriegs in Ägypten und Südafrika auf. In Deutschland ging die Urenkelin des letzten deutschen Kaisers auf das Eliteinternat Salem. Sie studierte in Athen Musik und Archäologie und erhielt zahlreiche Ehrendoktortitel, unter anderem der Universitäten in Oxford, Cambridge und Tokio. Später sollte sie Wert darauf legen, dass ihre drei Kinder ebenfalls eine umfassende Bildung genießen. Ihre beiden Töchter Elena und Cristina waren die ersten Mitglieder der Casa Real mit einem Universitätsabschluss.
Sie erarbeitete sich den Respekt der Spanier
Ihren zukünftigen Ehemann Juan Carlos traf sie 1954 bei einer Kreuzfahrt. Acht Jahre später heirateten sie. In Spanien wurde die damals 24-Jährige – eine Griechin, die die Sprache nicht beherrschte und der griechisch-orthodoxen Kirche angehörte – nicht mit offenen Armen empfangen. Sofía fügte sich in ihre neue Rolle, konvertierte zum katholischen Glauben und lernte innerhalb weniger Monate die Sprache ihrer neuen Heimat. Heute sagt sie: "Ich bin zu 100 Prozent Spanierin."
Mit ihrem ungebrochenen Pflichtbewusstsein gegenüber ihrer Rolle als Königin und der bedingungslosen Loyalität zu ihrer Familie, erarbeitete sie sich nach und nach den Respekt des spanischen Volkes. Sie selbst war in keinen einzigen Skandal entwickelt – anders als ihr Ehemann Juan Carlos oder Schwiegersohn Iñaki Urdangarin, Cristinas Ehemann, der wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder im Gefängnis sitzt. Auch im Umfeld von Altkönig Juan Carlos ermittelte die spanische Justiz zeitweise wegen Korruption.
Das Königspaar verbringt mittlerweile nach spanischen Medienberichten sehr viel Zeit getrennt. An Sofiás Geburtstag plant es einen gemeinsamen Auftritt: Sie wollen ein Konzert zu Ehren der Ex-Königin in der Musikhochschule besuchen.
Immer loyal der Familie gegenüber
Sofía hielt ihrer Familie ungeachtet aller Probleme aber weiter die Treue, selbst ihrem verurteilten Schwiegersohn. Gerüchten über ein Zerwürfnis mit ihrer Schwiegertochter und amtierenden Königin Letizia versucht das Königshaus mit allen möglichen öffentlichkeitswirksamen Auftritten entgegenzuwirken: Ein Foto zeigte Sofía und Letizia im Sommer lächelnd im mallorquinischen Palast, ein anderes beim Schlendern mit den Enkelinnen, Kronprinzessin Leonor und Sofía auf einem Markt in Palma.
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Mit ihrer anpackenden Art und ihrem authentischen Umgang mit Menschen ist sie nach wie vor das beliebteste Mitglied der spanischen Krone. Mit 76 Prozent sogar noch beliebter als der König selbst. Und das in einem Land, in dem inzwischen 37 Prozent für die Abschaffung der Monarchie sind.
- Nachrichtenagentur dpa
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