"Er brüllte mich an" Harry und Meghan: So lief der Megxit wirklich ab
Prinz Harry und Herzogin Meghan erzählen bei Netflix ihre Geschichte über das Königshaus. Ihr Rückzug vom Hof soll völlig anders verlaufen sein als öffentlich dargestellt.
Vor rund drei Jahren sind Prinz Harry und Herzogin Meghan von ihren royalen Pflichten zurückgetreten. Vorangegangen waren Probleme innerhalb der britischen Königsfamilie und eine mediale Berichterstattung, die sich immer mehr gegen das Paar richtete. Nun haben sie in der Netflix-Dokumentation "Harry & Meghan" erzählt, dass ihr in den Medien als "Megxit" (Kombination aus Meghan und "Exit", also Ende) bezeichneter Rückzug, tatsächlich ganz anders verlief, als das Königshaus und die Medien es darstellten.
Demnach wollten Harry und Meghan bereits 2018 den Wohnort wechseln. Zuerst fokussierten sie sich auf Neuseeland, dann auf Südafrika. Gleichzeitig boten sie dem Königshaus an, weiterhin im Namen der Queen zu arbeiten, auch wenn sie nicht mehr vor Ort sein würden. "Ihr bekommt uns, aber ihr bekommt uns umsonst", habe Harry erklärt.
Die Theorie: Wenn sie die öffentlichen Gelder nicht mehr nutzten, würde es das Argument der Medien entkräften, dass ihr Leben von öffentlichem Interesse sei – und damit die mediale Hetzjagd beenden.
Schließlich zog es die beiden nach Kanada, wo sie vorübergehend blieben. Mit der Queen, die im September verstorben ist, wollten sie damals nach eigenen Angaben über einen möglichen Umzug sprechen. Diese habe Harry auch zuvor zugesagt, Zeit für ihn zu haben. Doch auf dem Weg in seine alte Heimat erhielt er auf einmal die Nachricht: "Sie ist beschäftigt. Sie hat die ganze Woche Pläne." Während eines Telefonats mit ihr habe sie erklärt: "Ich wusste nicht, dass ich beschäftigt bin. Mir wurde gesagt, dass ich beschäftigt bin."
Für Harry und Meghan ist klar, dass sich bestimmte Personen zwischen Enkel und Großmutter gestellt hätten. "Wenn eine Familie und ein Familienbusiness im direkten Konflikt sind, hindern sie einen daran, die Queen zu sehen. Dabei hindern sie eigentlich einen Enkel daran, seine Großmutter zu sehen", sagt Meghan dazu.
"Es ist klar, dass die Institution den Fakt geleakt hat"
Harry sprach letztendlich mit seinem Vater, dem heutigen König Charles III., über die Rückzugspläne. Der 74-Jährige habe seinen Sohn damals gefragt: "Kannst du das aufschreiben?" Das wollte Harry aber zunächst nicht, da bereits die vorangegangenen Umzugspläne nach Südafrika an die Presse durchgesickert seien – und so geschah es tatsächlich auch dieses Mal.
Harry ist sich sicher, wie es dazu kam: "Es ist klar, dass die Institution den Fakt geleakt hat, dass wir nach Kanada ziehen." Die Medien hätten gewusst, dass er und Meghan bereit waren, ihre Sussex-Titel abzugeben – auch das stand in der Niederschrift.
Also gaben sie in Absprache mit ihrem Team ein Statement heraus, dass sie kürzertreten würden in Bezug auf die royalen Pflichten – aber nicht abtreten, so betonten sie es. Sie wollten eben "halb drin, halb raus" sein, wie Harry erklärt. Ein Gespräch über die Zukunft wurde aber zunächst verweigert und erst arrangiert, als Meghan zurück nach Kanada geflogen war. "Es war für mich klar, dass sie es so geplant haben, dass du nicht mit im Raum bist", sagt Harry in der Doku zu seiner Frau.
Also kam es im Januar 2020 ohne Meghan zu einem Treffen in Sandringham. Dort sei ihm klargemacht worden, dass "halb drin, halb raus" für die restlichen Palastmitglieder nicht infrage komme. "Es war erschreckend, dass mein Bruder schrie und mich anbrüllte und mein Vater Dinge sagte, die einfach nicht wahr waren, und meine Großmutter still dasaß und alles irgendwie in sich aufnahm", erinnert er sich.
Der Enkel ist sich bewusst, dass die Queen es stets als "Mission, Ziel und Verantwortung" gesehen habe, die Institution zu schützen. Wenn ihr Menschen erklärten, etwas sei als eine Attacke auf den Hof zu werten, so habe sie dies ernst genommen. Auch seinem Bruder William gehe es darum, dass das Königshaus und damit sein "Erbe" überlebe und geschützt sei. Diesen Umstand verstehe der Wahlamerikaner bis zu einem gewissen Punkt auch, der "traurigste Part" sei dennoch, dass deshalb diese Kluft zwischen ihnen entstanden sei.
"Es war kalt"
Also beschlossen Harry und Meghan ihren kompletten Rückzug. Nach dieser Entscheidung versuchte das Königshaus, die Institution ein weiteres Mal zu schützen – auf Kosten von Harry und Meghan: Nach Medienberichten, Harry und Meghan seien aus der Familie gemobbt worden, wurde ein Statement im Namen von William und Harry veröffentlicht, dass diese Vorwürfe haltlos seien. "Ich konnte es nicht glauben. Niemand hatte mich gefragt", so Harry. Seine Familie habe gelogen, um William zu schützen – "und drei Jahre lang haben sie nie die Wahrheit erzählt, um uns zu beschützen", urteilt Harry.
Im März 2020 kam es schließlich zum letzten offiziellen Engagement des Paares. "Ich habe mich vom Rest der Familie sehr distanziert gefühlt. Was interessant war, denn meistens geht es bei ihrem Agieren darum, wie es aussieht und nicht wie es sich anfühlt. Und es sah kalt aus. Und es war auch kalt", erinnert sich Harry an den gemeinsamen Auftritt in der Westminster Abbey.
Trotz allem sei der Abschied von England "emotional" gewesen, schildert Meghan. Als sie in Kanada landete, sei sie weinend in den Armen eines langjährigen Sicherheitsmanns zusammengebrochen. "Ich habe es so sehr versucht", habe sie ihm gesagt. "Ich weiß, Madam", habe dieser geantwortet. Heute sagt sie über die Zeit: "Man geht, und es war nie genug, und man hat nie reingepasst."
- Netflix: "Harry & Meghan"