Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.GNTM und die Modelbranche Anna Hiltrop: "Hätte mir fünf harte Jahre erspart"
Anna Hiltrop hat es auch ohne "Germany's Next Topmodel" zum erfolgreichen Model gebracht. Warum sie die Castingshow durchaus kritisch sieht.
Als Model arbeitete sie bereits für große Namen wie Karl Lagerfeld und neben Größen wie Gigi Hadid. Das alles schaffte Anna Hiltrop ohne eine Teilnahme bei "Germany's Next Topmodel" (GNTM) oder ähnlichen Shows. t-online hat mit ihr am Rande der "Bunte New Faces Awards" gesprochen. Sie verrät, welche Erfahrungen sie geprägt haben und warum sie Shows wie GNTM kritisch sieht.
"Ich bin stolz darauf, dass ich es ohne Fernsehshow geschafft habe, weil das heutzutage wirklich selten ist", sagt Hiltrop. Entweder man nehme an einer Show teil oder sei zunächst Influencer, bevor man in die Modelschiene gerate, beschreibt sie den mittlerweile zur Regel gewordenen Karriereverlauf. "Aber ich bin wirklich den klassischen Weg gegangen und ich freue mich, wenn es immer noch Leute gibt, die auch den Weg wählen, erstmal zu modeln und sich dann den Ruhm als Ziel zu setzen", so Hiltrop.
"Das finde ich schade"
"Heutzutage habe ich das Gefühl, dass viele junge Mädchen, die mir schreiben, einfach nur berühmt werden wollen – egal wie", stellt sie fest. "Das finde ich schade." Sie habe immer einfach nur modeln wollen und darin ihre Leidenschaft gefunden. "Der Rest kam dann automatisch dazu."
Natürlich mache die Teilnahme an einer Show wie GNTM vieles einfacher. "Ich glaube, hätte ich da mitgemacht, hätte mir das bestimmt fünf Jahre Weg erspart, der hart und steinig war." Den Models in der Show werde es sehr leicht gemacht. Sie dürften gewisse Dinge überspringen und wenn etwas nicht passe, werde es passend gemacht. Diese Abkürzung sieht sie jedoch nicht unbedingt als Vorteil, denn die Realität im Modelgeschäft sehe anders aus.
Einsatz für Umweltschutz
"Du musst so viele Klinken putzen, so viele Umwege gehen, so vielen schwarzen Schafen begegnen", sagt sie. "Das sind Erfahrungswerte und dann kannst du besser unterscheiden, wer einfach nur ein Schwätzer ist und wer wirklich zu seinen Versprechen steht", so das Model. Diese Erfahrungen sammele man jedoch nicht in einer Castingshow.
Neben der eigenen Karriere liegt Hiltrop vor allem das Thema Klimaschutz am Herzen. Auf die aktuellen Entwicklungen mit der Rückkehr zu mehr Kohlekraft blickt sie deshalb besorgt. "Wir haben gerade eine schwierige Diskrepanz zu bewältigen", so Hiltrop. "Auf der einen Seite haben wir wahnsinnige Umweltprobleme und auf der anderen Seite auch riesige soziale Probleme, weil die Schere immer weiter auseinandergeht und alles zu teuer geworden ist." Am Ende müsse aber der nachhaltige Weg weiterverfolgt werden, auch wenn aktuell Abstriche notwendig seien.
"Niemand muss zu 100 Prozent perfekt nachhaltig sein"
Sie selbst versuche im Alltag unter anderem mit der Wahl ihrer Kleidung einen Beitrag zu leisten. Außerdem esse sie kein Fleisch und verzichte so viel wie möglich auf Plastik. Auch bei der Art und Weise, wie sie reise, versuche sie aufzupassen. "Aber durch meinen Job ist das natürlich nicht immer möglich. Wenn ich Jobs im Ausland habe, kann ich da nicht immer mit dem Zug hinfahren, so gerne ich das auch machen würde. Da muss ich fliegen", erklärt Hiltrop.
Am Ende gehe es aber auch nicht darum, als Individuum alles perfekt zu machen. "Niemand muss zu 100 Prozent perfekt nachhaltig sein, das kann ich auch nicht gewährleisten", so das Model. "Aber ich will ein paar Wege und Alternativen zeigen, die man einfach umsetzen kann."
- Interview mit Anna Hiltrop bei den "Bunte New Faces Awards"