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Gericht prüft Klage gegen Boateng


Nach Tod von Kasia Lenhardt
Gericht prüft Klage gegen Ex-Nationalspieler Jérôme Boateng

Von dpa, t-online, jdo

03.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Kasia Lenhardt und Jérôme Boateng: Das Model und der Fußballer waren bis Anfang 2021 zusammen.Vergrößern des Bildes
Kasia Lenhardt und Jérôme Boateng: Das Model und der Fußballer waren bis Anfang 2021 zusammen. (Quelle: Instagram/Getty/Montage von t-online)

"Meine Ex wollte mich zerstören", klagte der Fußballer im Februar 2021 in einem Interview über Kasia Lenhardt. Wenige Tage später nahm sie sich das Leben. Ihre Mutter will nun vor Gericht um ihr Andenken kämpfen.

Am 27. April feierten Freunde und Familie den 27. Geburtstag von Kasia Lenhardt. Sie selbst konnte diesen nicht mehr erleben. Die ehemalige GNTM-Kandidatin starb am 9. Februar 2021. Sie nahm sich das Leben, wenige Tage, nachdem ihr Ex-Freund öffentlich schwere Anschuldigungen gegen sie erhoben hatte.

Der Ex-Freund: Profifußballspieler Jérôme Boateng. Er behauptete in "Bild", von Kasia erpresst worden zu sein, danach erfuhr das Model extreme Anfeindungen im Internet. Für Adrianna Lenhardt steht fest, dass der Tod ihrer Tochter damit in Verbindung steht. Sie wolle ihn nicht beschuldigen, dass er dabei eine zentrale Rolle spielte, dafür müsse er sich jedoch verantwortlich zeigen, stellte sie damals über Boateng klar.

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Adrianna Lenhardt will um Kasias Andenken kämpfen und eine weitere Verbreitung des Interviews verhindern. Sie reichte eine Unterlassungsklage gegen den ehemaligen Fußballnationalspieler ein, die nun vom Landgericht Berlin geprüft wird. "Ihr geht es darum, Äußerungen über ihre verstorbene Tochter, die Unwahrheiten beinhalten, zu unterbinden", sagte ihr Rechtsanwalt Markus Hennig am Dienstag am Rande der mündlichen Verhandlung. Boatengs Aussagen verfälschten das Lebensbild von Kasia Lenhardt, die einen Sohn hinterließ, nachhaltig.

"Der Familie ist eine öffentliche Entschuldigung sehr wichtig"

In dem Interview hatte Boateng etwa behauptet, seine Ex-Freundin habe seine Beziehung zu seinen Kindern aus einer früheren Partnerschaft genutzt, um ihn zu erpressen. Zudem sprach er von Alkoholproblemen. "Die Klägerin will vermeiden, dass ihr Enkelsohn und die minderjährigen Halbgeschwister der Verstorbenen diesem Schmutz im Internet weiter ausgesetzt werden", betonte Hennig. "Der Familie ist eine öffentliche Entschuldigung sehr wichtig." Dies würde aus seiner Sicht auch helfen, eine Löschung der Beiträge im Internet zu erreichen.

Boateng bedauere das Interview, erklärte seine Anwältin Stephanie Vendt in der Verhandlung. "Jérôme Boateng möchte sich mit der Familie nicht streiten", sagte sie. "Aus unserer Sicht wäre ein persönliches Gespräch zwischen ihm und der Familie gut." Eine freiwillige Unterlassungserklärung hat der Sportler bislang nicht abgegeben.

Urteil nicht vor Ende Juni erwartet

Darum beschäftigt sich nun die 27. Zivilkammer des Landgerichts mit dem Fall. Im Zentrum steht dabei das sogenannte postmortale Persönlichkeitsrecht. Richterin Katharina Saar machte deutlich, dass dafür die Hürden höher sind, als wenn die Betroffene selbst zu Lebzeiten gegen die Äußerungen vorgegangen wäre.

"Die Frage, die wir zu klären haben, ist: Sind in dem Interview so gravierende Äußerungen dabei, dass auch nach dem Tod Persönlichkeitsrechte geltend gemacht werden können?", so die Richterin. Klägeranwalt Hennig hält die Rechtsprechung für überholt und will eine Anpassung an das digitale Zeitalter erreichen. Er erhielt vier Wochen Zeit für weitere schriftliche Ausführungen. Mit einem Urteil ist nach Angaben der Richterin frühestens Ende Juni zu rechnen.

Lenhardt war 2012 Finalistin bei "Germany's next Topmodel" und zuletzt mit dem früheren Nationalspieler Boateng liiert. Kurz bevor dessen Interview veröffentlicht wurde, hatte sich das Paar getrennt. Am 9. Februar 2021 gab ihre Familie über einen Anwalt bekannt, dass Kasia tot ist. Die Polizei in Berlin bestätigte damals einen Einsatz, bei dem eine leblose Person gefunden worden war. Es gebe keine Anzeichen für Fremdeinwirkung, hieß es. Nach einem "Spiegel"-Bericht soll sich die 25-Jährige vor ihren Tod an den Berliner Medienrechtler Hennig gewandt und ihn gebeten haben, zu prüfen, was sie gegen den Artikel unternehmen könne.

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.

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