Sie wurde rassistisch angefeindet Jetzt spricht Nikeata Thompson: "Meine Hautfarbe ist perfekt"
Im Fernsehen ist Nikeata Thompson eine Frohnatur. Doch was ihre Fans jetzt mit ansehen mussten, hat viele schockiert. Die Choreografin wurde auf offener Straße bedroht. Bei t-online spricht sie über den Vorfall.
"Du bist nigerianische Drogenverkäuferin", ätzt der Mann mit dem Anglerhut ihr entgegen. Mit einer Zigarette im Mund und einem Mund-Nasen-Schutz am Kinn läuft der unbekannte Herr auf Nikeata Thompson zu. Die Situation wirkt bedrohlich. Alles ist festgehalten auf einem Handyvideo, das unter anderem Thompson selbst via Instagram verbreitet hat.
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Es fallen pietätlose Ausdrücke und entwürdigende Sätze wie: "Wir äschern Nigeria ein." Der Mann, offenkundig zutiefst rassistisch, rückt in dem Video nur wenige Zentimeter an Nikeata Thompson heran. Er wirkt aufgebracht und brüllt ihr ins Gesicht: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Es werden Köpfe rollen."
"Ich bin nicht perfekt, aber meine Hautfarbe ist es"
Passiert ist dieser Vorfall in Berlin. Auf Anfrage von t-online berichtet Nikeata Thompson, dass drei Männer sich zunächst über sie lustig gemacht hätten und nicht einschreiten wollten. Als dann jemand kam, wurden die Beleidigungen des Angreifers immer heftiger. "Nach fünf bis zehn Minuten zeigte ein Passant Zivilcourage und forderte den Mann auf zu gehen", erinnert sich Thompson. "Dies verärgerte ihn allerdings nur noch mehr und die Beleidigungen wurden heftiger. Nach und nach bildete sich eine Traube von weiteren Passanten um uns herum, um uns zu schützen und den Mann loszuwerden. Diesen Support zu erfahren war stärkend und wichtig, da ich ihn leider viel zu selten erfahren habe."
Dass der GNTM-Star während der verbalen Attacke so ruhig bleiben konnte, hat einen traurigen Hintergrund: Nikeata Thompson ist Rassismus gewöhnt: "Seit dem ich denken kann, wurde ich häufig herablassend behandelt. Durch die Veröffentlichung meines Buches wurde es noch viel sichtbarer und klarer, wie sehr mich das Thema Rassismus mein Leben lang geprägt, verfolgt und beeinflusst hat." Ihr klares Statement gegen Rassismus: "Ich weiß, ich bin nicht perfekt, doch meine Hautfarbe ist es. Sie ist genau so normal wie weiße Haut!"
Zusammen mit ihrem Make-up-Artist und fünf Menschen, die Zivilcourage zeigten, informierte sie die Berliner Polizei. "Diese Menschen wichen nicht von unserer Seite und warteten mit uns gemeinsam, auf die Polizeibeamten, um eine Anzeige gegen Beleidigung und Volksverhetzung aufzugeben." Somit könnte die rassistische Attacke ein juristisches Nachspiel für den Mann aus dem Video haben.
Thompson war gerade auf dem Weg zu Kurt Krömer und dessen Show "Chez Krömer". Dem Comedian berichtete sie von dem Vorfall. Dieser entschied sich das gerade Erlebte in seiner Talkshow anzusprechen. Dass das eine privilegierte Situation ist, ist dem TV-Star bewusst: "Ich schätze den unermüdlichen Support meiner Allies. Auch wenn ich definitiv in meiner privilegierten Promiblase lebe. Nicht jeder hat diesen Luxus seine Erfahrung zu teilen und ihnen ein so weitreichendes Gehör zu verschaffen."
Thompson: "Wir waren tatsächlich in Gefahr"
Zuvor hatte die deutsche-britische Choreografin, unter anderem bekannt aus GNTM oder "Got to Dance", bereits auf Instagram berichtet, was vorgefallen ist. "Es gab eine rassistische Situation vor meinem Büro", so Thompson. "Mir passiert so etwas regelmäßig. Aber es ist nicht Ordnung", erklärte die 41-Jährige in einem kurzen Ausschnitt, den sie in ihrer Instagram-Story postete.
In einem später aufgenommenen Video beginnt sie zu weinen. In dem rund 25-minütigen Beitrag versuchte sie die Fassung zu bewahren, doch die Tränen rollten ihr übers Gesicht. "Ich wollte mich nur bedanken und jetzt nicht hier herumheulen, das nervt mich", so Thompson weiter.
"Zivilcourage ist so wichtig", appellierte sie an ihre Fans. Menschen müssten einander helfen. Sie bedankte sich bei allen, die ihr Unterstützung zugesichert und ihr Mitgefühl ausgesprochen haben. Dennoch sei es "verrückt", wie auf der Straße in Berlin andere Menschen "amüsiert" auf den Vorfall reagiert hätten. "Wir waren tatsächlich in Gefahr", urteilte Thompson und drückte ihr Unverständnis für die fehlende Solidarität dieser Schaulustigen aus.
Inzwischen hat sich die Polizei in Berlin zu dem Vorfall geäußert: Der fremde Mann aus dem Video "wurde von unseren Kollegen des A16 bereits identifiziert. Die Anzeige wegen Volksverhetzung ist schon auf dem Weg zum Staatsschutz", heißt es in einer Mitteilung bei Twitter.
- Eigene Recherchen
- Anfrage an Nikeata Thompson
- Twitter-Profil Polizei Berlin
- Instagram: Nikeata Thompson